Best of... Juli 2006
Menno. Auf der einen Seite schreibt man solche Kolumnen natürlich aus der Liebe zur Sache, also weil man der Sache einfach unheimlich zugetan ist und einem die Zeit, die so eine Arbeit in Anspruch nimmt, Spaß macht und kurzweilig erscheint. Weil man von vielen Leuten hört, dass ihnen die Arbeit gefällt und man dadurch als Schreiber ein Teil dessen wird, von dem man eigentlich ein so großer Fan ist. Natürlich genieße ich es ausgesprochen, eben diese Sache, die ich so gerne mag, in den Himmel zu loben, mich zu artikulieren und zu begründen, warum es so toll ist. Aber niemand würde es mir abnehmen, wenn ich behaupte, dass mir das Bashing, das Zerreißen, das absichtlich übertriebene Kritisieren keinen Spaß machen würde. In die Tasten zu hauen und etwas von oben bis unten auseinander zu nehmen, Ironie und Sarkasmus als Werkzeuge zu benutzen und damit den Nerv dessen zu treffen, was einen aufregt - ich sage Euch, dass ist es was ich mindestens eben so liebe. Und diesen Monat ist es passiert. Supergau. Ich komme mir vor wie ein kleines Kind, dem ein böser Mann den Lolli weggenommen hat - oder ein Proll, dem der Auspuff geklaut wurde. Der Great American Bash - das war der PPV des Monats Juli. Das war in den letzten beiden Jahren ein Garant für eine Kolumne, bei der ich so richtig loslegen konnte. Und was ist? Nix ist. Der Bash war gut und ich muss ihn loben. So ein Käse. Und damit herzlich Willkommen zur diesmonatigen Ausgabe meiner Kolumne: Best of... Juli 2006!
Beste Storylines und Fehden
1. King's Court v. Bobby Lashley
2. dX v. the McMahons
3. Mark Henry v. Batista
Spricht man derzeit von King Booker, dann denkt man wohl in erster Linie an seinen World Title Gewinn beim Great American Bash und nicht an die vorhergehende Zeit, die er zusammen mit seinen Mannen und Bobby Lashley verbrachte. Ich finde das schade, denn die ganze Booker/Lashley Geschichte, schon seit dem King of the Ring Turnier, war das wohl unterhaltsamste, was man bei Smackdown seit WrestleMania zu sehen bekam. Die Einbeziehung von Finlay und besonders von William Regal würde ich dabei schon fast als Geniestreich bezeichnen. Die Formierung dieser Charaktere zum King's Court und die sofortige Fehde mit einem aufstrebenden Face wie Bobby Lashley hat ausnahmslos jedem Beteiligten geholfen. Regal und Finlay stehen damit überhaupt erstmal in einer Storyline, was ohne das Stable wohl schwer geworden wäre - beim Iren steht natürlich noch der Gewinn des US-Titles vor dieser Tatsache. Und trotz des Verlustes dieses Titels hatte die Fehde auch für Lashles einen ungeheuren Wert. Ihm gegenüber stand eine Macht dreier glaubhafter Heels - viel besser hätte man Lashley nicht promoten können. Tja, und was für Booker dabei herausgesprungen ist, das brauche ich wohl nicht explizit zu erwähnen. Und damit meine ich nicht den Titelgewinn an sich - damit meine ich allein die Tatsache, dass es mir gut bei dem Gedanken geht, dass Booker der World Champion ist. Noch vor wenigen Monaten war Booker für mich noch "Boring T.", ein Charakter, den ich abgeschrieben hatte und der auf meiner persönlichen "Next Black Wednesday"-Liste ganz weit oben gestanden hätte. Eine Storyline - 4 Beteiligte - 4 Profitnehmer. Booking, Entertainment und zu allem auch noch Wrestling in Perfektion. That's what I call Entertainment!
Wo wir gerade bei Entertainment und der überflüssigen Benutzung anglizistischer Phrasen in deutschem Fließtext sind: Are you ready!? Wir schrieben Monat Zwei nach der d-X-Reunion und alles ist... beim Alten. Shawn Michaels und Triple H führen sich immer noch wie Walter Matthau und Jack Lemmon in "The Odd Couple 2" auf und ja, sie haben es immer noch mit den McMahons zu tun. Was bei der Fortsetzung des angesprochenen Films der Fall war - nämlich, dass es gerade witzig war, weil die beiden Hauptprotagonisten um Jahre gealtert waren - trifft zwar auf die d-X Variante nicht zu, aber noch unterhält sie. Noch stehe ich unter dem anfänglichen Hype, der jedoch unweigerlich abstumpfen wird. Trotz dieser anhauchenden Kritik war das, was wir diesen Monat von der d-X gesehen haben zwar überzogen, aber trotzdem verdammt unterhaltsam. Allein die obligatorische Parodie auf die McMahons wird uns noch lange verfolgen. Was zum Geier war das für ein Musikvideo? Auf jeden Fall war es zum Brüllen und wenn man bedenkt, wie lange diese Geschichte mittlerweile läuft, dann ist es doch absolut beachtlich, dass man sich immer noch dafür interessiert. Unter der Voraussetzung, dass die McMahons nach dem Summerslam verschwunden sind, erhält das d-X-Comeback und die damit verbundene Storyline auch diesen Monat wieder Ben's Prädikat "Wertvoll".
Da finde ich erstmals etwas gut, an dem Mark Henry beteiligt ist und dann nimmt es eine so derbe Wendung. Eigentlich ärgerlich, denn die oben beschriebene Booker T Story oder auch der anfangs so hart verurteilte Aufstieg des JBL haben gezeigt, dass es möglich ist - dass man durch Booking, Präsenz und Fingerspitzengefühl aus etwas Belanglosem tatsächlich noch etwas Interessantes herausholen kann. Dabei war meine Meinung zu Henry noch viel krasser als jemals zu Booker T. Es war fast schon soweit, dass ich eine Storyline blöd fand, sobald bei irgendeiner Promo auch nur ein Henry-Poster im Hintergrund hing. Nun aber zur Wendung, denn um die soll es hier gehen: Batista stand vor seiner Rückkehr und wer anders sollte sich ihm als erstes gegenüberstellen, wenn nicht der Mann, dem er gemäß Storyline die lange Pause zu verdanken hatte - Mark Henry. Die Idee einer Fehde zwischen Henry und Batista zum Royal Rumble hin fand ich im Januar dermaßen dämlich, dass ich ernsthaft überlegte, ob der neue Hauptsponsor der WWE vielleicht ein Süßwaren-Hersteller oder eine Bekleidungsfirma für Übergrößen geworden war... oder ob das Booking Team die einzige Ausnahme der Umsetzung der Drug Policy ist. Mit dem konsequenten Aufbau Henrys, dem Feintuning seines Charakters, wie bspw. seiner neuen Musik, mochte ich aber auf einmal die Idee einer Fehde mit Batista. Letzlich überzeugte er mich dann bei der Vertragsunterzeichnung, als er performte - und er machte es erstaunlich gut und wirkte dadurch in keinster Weise minderwertiger als sein Gegner. Nunja, das war dann auch sein vorerst letzter Auftritt bei Smackdwon. Eigentlich ist es schade.
Schlechteste Storylines und Fehden
1. ECW Championship
2. Legend v. Legendkiller
3. Diva Search Forever
Die meisten unter uns dürften sich einig sein: Die Rückkehr der ECW ist - wie formulier ich's am neutralsten - nicht ganz optimal verlaufen. Man hätte sich da durchaus das eine oder andere Detail im Vorfeld etwas anders vorgestellt. Aber, nunja, ist halt so. Fakt ist, statt Rostervereinigung gibt es bei World Wrestling Entertainment neben RAW und Smackdown nun einen dritten Brand und der heißt ECW. Der neue Bond ist blond - na und? Ist halt so. Wie in jedem der mittlerweile drei Brands bei WWE gibt es auch bei der ECW einen World Title. Einziger Unterschied zum Blauen und zum Roten Brand: Bei RAW wird der Titel unter den RAWlern ausgekämpft, bei Smackdwon streiten sich die Smackdown-Jungs darum und bei der ECW? Irgendwie jeder, nur keine "Extremists", wie sie so schön auf McMahonistisch genannt werden. Rob Van Dam, seines Zeichens frischgebackener Ex-WWE-Intercontinental-Champion war der erste Champ der ECW. Seine ersten Titelverteidigungen? Gegen Kurt Angle und Big Show - zwei WWEler, die zum Start der ECW wechselten. Mit Big Show wurde dann zumindest ein Nachfolger für Van Dam gefunden, der offiziell zum ECW-Kader gehörte, seine Gegner waren aber immer noch alles andere als "extreme". Ric Flair und der Undertaker, Kane und Batista... also weniger ECW geht da wohl mal echt nicht!? Im neuen Roster befinden sich Namen wie Sabu, Dreamer, Credible, C.W. Anderson oder auch "Frischlinge" wie CM Punk, Test oder Mike Knox. Aber nein, man schickt den ECW Champ bei den ECW Shows gegen Standard-Mainstreamer in den Ring und anschließend zu allem Überfluss noch bei einem WWE PPV in einen Bambuskäfig mit dem Deadman. Wie bitteschön soll dieser Brand glaubhaft aufgebaut werden, wenn das eigene Roster einfach überhaupt keine tragende Rolle spielt? Ich seh es schon kommen... Nach dem Summerslam ist ein neuer Herausforderer auf Big Shows Gürtel gefunden - und der trägt Rot und Gelb, ist jenseits der 70 und hat gerade Randy Orton's Push versaut.
Was eine Überleitung. Wen hat Randy Orton schon alles auf seiner Liste? Shawn Michaels, Ric Flair, Mick Foley, the Rock, Jake Roberts, den Undertaker? Alles Legenden, Namen die ihn schnell aber sicher an die Spitze gebracht haben, die ihm seinen Ruf als "Legend Killer" eingebracht haben. Doch einer fehlt noch. Der, der vorgibt, unsterblich zu sein. Der, der die genannten Legenden auch schon alle bezwang, der der immer noch rult, der immer wieder kommt und doch keine besseren Ratings mitbringt. Genau, der der uns auch schon den letzten Summerslam versaut hat - der, dessen Namen man nicht ausspricht. Zwar gefällt mir dieser Aufhänger mit Randy und seiner Tochter, das rechtfertigt aber gar nichts. Wo soll das denn hinführen? Wer kommt als nächstes? Pedro Moralez? Bruno Sammartino? George Hackenschmidt? Oh mein Gott, oder graben sie gar Al Wilson aus?? Mir schwant böses und ich sehe mich daheim vor meinem Fernseher sitzen, ein Déjà-Vue erlebend. So wird es Randy Orton dann ergehen, wie es ein Jahr zuvor Shawn Michaels erging, denn seien wir mal ehrlich: Wenn sich ein Heartbreak Kid mit seinem Standing nicht durchsetzen konnte und auf einem Sieg bestand, wie soll es dann einem Grünschnabel wie Randy gelingen, gegen den Unaussprechlichen zu triumphieren? Ein weiteres Jahr ist vergangen - ein Baum hat einen Ring mehr dazugewonnen, der Unaussprechliche hat einen weiteren Ring Haare auf dem Kopf verloren und ein weiteres Mal wird der Sommer überschattet von dem, der vorgibt ein "Real American" zu sein. Was das regnerische Wetter für die Gegner von Fritz Walther war, das scheinen die Farben Rot und Gelb für den Summerslam zu sein.
Diva Search war eine Scheiß-Idee. Christy Hemme rechtfertigte den ganzen Aufwand so sehr wie eine Blase eine Wanderung rechtfertigt und nervt nun glücklicher Weise die Cowboys in einer anderen Promotion. Wie es sich für Dümmlichkeiten bei WWE gehört - es gab Teil 2: "Diva Search Returns" ging auf Sendung und außer Matt Hardy hat diese Staffel wohl auch niemandem etwas genützt. Dieter Bohlen hörte nach seinem zweiten Buch auf, Vince McMahon steht diesem weit hinterher und wagt das Unwagbare, in dem er nun Teil 3 veranstaltet: "Diva Search Forever" ist geboren und verseucht nun nicht mehr nur RAW, sondern Smackdown gleich mit. Oh, was würd ich dafür geben, die alteingesottenen ECW-Fans zu beobachten, während man ihnen die erste Diva-Search-Szenerie vorsetzt. Und was wird uns Staffel drei bringen, außer weniger TV Time für die Cruiserweights, Paul Burchill und Ken Kennedy? Noch mehr Ashley Massaro's, Michelle McCool's, Christy Hemme's oder Candice Michelle's? Es heißt doch, die Nachfrage bestimme das Angebot, ist das nicht so? Ist es nicht das, was das Grundprinzip der Volkswirtschaft aussagt? Warum, genau das sollte sich Vince McMahon fragen, gibt es dann keine Fortsetzung von "Pura, Vida, Ibiza", warum werden keine Telefone mit Wählscheibe mehr hergestellt und warum hören wir gar nichts mehr von Bro'Sis, Overground und den Preluders? Richtig. Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Sobald die Fans mehr Cruiserweight-Action, schön aufgebaute Storylines, eine solide Midcard und tolle Main-Event-Fehden wünschen, wirst Du es ihnen geben. Aber nein, sie schreien nach "Diva Search", "Diva Search Returns", "Diva Search Forever", "Diva Search & Robin" und womöglich auch noch nach "Diva Search Begins".
Vince ist und bleibt mein Kumpel. Der Great American Bash hätte der beste PPV ever sein können, Vince gibt mir immer noch genügend Futter auch diese Rubrik immer wieder voll zu kriegen. Nach der neuen 3-Brand-Bewertung gibt es nun 2 Punkte für die beste Show, einen für den Zweiten und eine Nullnummer für das Schlusslicht. Über das müssen wir uns wohl kaum unterhalten, die ECW hat nichts, was man auch nur annähernd unter den Begriff "Storyline" oder "Fehde" fassen könnte. Bei RAW und SD wird es allerdings schwer. Aus Gründen der Innovation, entscheide ich mich dafür, die Goldmedaille an den blauen Brand zu übergeben.
Beste Gimmicks
1. King's Court
2. Highlanders
3. Ken Kennedy
Ich habe es oben schon erwähnt. Was man mit Finlay, Booker und William Regal gemacht hat, grenzt an wahres Genie. In allen Dreien steckt so unheimliches Potential, aus allen Dreien wurde es nie oder lange nicht wirklich herausgeholt und von einem Tag auf den nächsten stehen sie im Mittelpunkt der Smackdown-Shows. Die Tatsache, dass ihnen mit Rey Mysterio der World Champion gegenübersteht, geht bei ihrer Präsenz vollkommen unter. Aus King Booker hat das Königs- und Anführer-Gimmick einen Champion gemacht und ihm damit den unbestreitbaren Höhepunkt seiner bisherigen WWE-Karriere beschert. Regal und Finlay erhalten TV Time und präsentieren sich dem Publikum gegenüber prächtig, welches die Zwei im Null-Komma-Nichts als Heels absolut angenommen hat. Ich bin sehr gespannt, wie man mit dem Trio nach dem Bash umgehen wird - insbesondere nach dem etwas kontroversen Ende des Regal-Finlay Matches. Aber auch wenn es das Ende dieser Gruppierung bedeuten würde: Als eines wird sie mir bisher in Erinnerung bleiben - als ein Stable aus dem Bilderbuch. Eine Gruppe von Wrestlern, die zusammen besteht, ohne dass die einzelnen Mitglieder ihre Individualität verlieren - und das ist verdammt selten, nicht mal die d-X, die nWo oder die Nation haben das geschafft. All Hail King Booker.
Zwar gab es von den Highlanders bisher noch nicht sehr viel zu sehen - das, was es zu sehen gab überzeugte mich aber auf ganzer Linie. Nicht nur das, es weckte auch eine lange ruhende Euphorie in mir. Eine Euphorie, die aus einer Zeit rührt, in der es bei World Wrestling Entertainment eine Tag Team Szene gab. Heute muss man sich so etwas mühsam herbei erfinden. Was man bei Smackdown nun wenigstens durch Velocity-Restposten auffüllt, findet bei RAW nahezu überhaupt nicht statt. Das letzte wirkliche Tag Team, das wir bei RAW hatten waren Lance Cade und Trevor Murdoch. Als diese ihre Gürtel bei Taboo Tuesday verloren, war damit auch die ganze Division verloren. Viele verstanden nicht, dass man Cade und Murdoch nach so kurzer Zeit splittete - aber im Nachhinein war's okay. Wofür hätten sie zusammenbleiben sollen? Für welche Gegner, für welche Matches? Schon unter Kane und Big Show war die Tag Team Szene tot - unter der Spirit Squad hat man ihren Leichnam ausgegraben und in einem noch viel tieferen Loch verbuddelt. Nun aber kommen die Highlanders, ein erfrischendes Old-School-Gimmick-Team, das von der ersten Sekunde von den Fans angenommen wurde. Cade und Murdoch sind auch reformiert und allein der Gedanke einer Fehde dieser beiden Teams erfüllt mich mit Freude. Auch die Squad könnte durchaus weiterhin in einer solchen Tag Team Szene bestehen und schon hätte man einige interessante Konstellationen, die nach und nach durch neue Teams angereichert werden könnten. Ich freue mich auf die Highlanders und ihre Zukunft.
Ken Kennedy ist Rock and Roll. Was auch immer er da für eine Rolle spielt, ich weiß es nicht, aber gebt ihm einen Oscar dafür. Ken Kennedy ist erfrischend, unterhaltsam im Ring wie auch außerhalb des Ringes und glaubwürdig wie wenig andere Newcomer an diesem Punkt ihrer Karriere. Kennedy kam nahezu gleichzeitig mit Lashley in die Liga und trotz des Lashley-Pushs steht Kennedy heute schon höher auf den Cards - stellte sich letztens erst Batista im vorletzten Match des Great American Bash. Und er gewann es. Okay, nur per DQ, aber er gewann das Match - und genau diese Tatsache lässt darauf hoffen, dass man auch in höheren Positionen bei WWE erkannt hat, wie unheimlich viel Rock and Roll in Mr Kennedy steckt. Smackdown mangelt es an Stars. Mit Kennedy habt ihr zumindest schon mal einen freien Platz besetzt.
Schlechteste Gimmicks
1. Sandman, Richards, Snow und Co.
2. Spirit Squad
3. dX
Da fragt man sich doch wirklich, wozu WWE die ganzen alten ECWler unter Vertrag genommen hat, wenn man sie 1. kaum einsetzt und 2. wenn sie denn mal eingesetzt werden nur verjobbt!? Lance Storm äußerte sich vor einigen Tagen, indem er meinte, im Nachhinein froh zu sein, dem Ruf der WWE nicht gefolgt zu sein und, verdammt nochmal, ich verstehe ihn. Die ECW lebt von diesen Männern. Sie sind die Ratings. Nicht die Gastauftritte von John Cena, Edge, Ric Flair oder dem Undertaker. Noch halten die Fans fest, weil sie ihre extremen Stars endlich mal wieder zu Gesicht bekommen, aber wie lange noch? Dem noch nicht genug... Wenn schon die alte Fanbasis irgendwann in absehbarer Zeit nicht mehr zieht, wie soll sich denn bitteschön eine neue bilden, wenn die Shows fast nur aus Squashes, Bumbs und RAW- und Smackdown-Anheizern bestehen? Ich vermute, viele im Lockerroom der neuen ECW denken wie Lance Storm.
Mir fallen momentan nicht mehr sehr viele Optionen ein, wie man die Spirit Squad noch einmal glaubwürdig darstellen könnte. Das Tag Team Gold haben sie ganz genau so lange, bis die Fehde mit der dX vorüber ist und ein neues interessanteres Team Anspruch erhebt. Zwar könnte die Squad noch eine Weile in der Tag Team Division bestehen, mehr als einen Jobber-Status kann ich mir bei den fünf beim aktuellen Standing aber einfach nicht mehr vorstellen. Zu fünft verlieren sie ein Handicap-Match nach dem anderen - wie soll man ihnen dann ein normales 2-on-2 oder gar ein Singles-Match abnehmen? Für meine Begriffe hat man mit der Rückkehr der dX die Spirit Squad zerstört. Ich bin mir nur noch nicht vollends sicher, ob ich das schade finde oder nicht.
Ich hab es weiter oben schon erwähnt. Die dX ist wie ein Akku-Schrauber, den man seit einiger Zeit nicht mehr benutzt hat. Man kramt ihn wieder raus und er funktioniert immer noch - doch eh man's sich versieht, ist der Akku leer. Der dX-Akku muss dringendst aufgeladen werden, wenn er noch eine Weile schrauben soll. Shawn ist mit seiner Rolle vollkommen überfordert und Triple H macht in der Rolle des Clowns auch nur eine schwerst mittelmäßige Figur. Neues Blut muss her. Aus "dX" muss wieder die "d-Generation X" werden, ein Heel-Stable, arrogant, jung, dynamisch. So sehr ich Shawn auch verehre und so sehr ich HHH auch schätze: Sie mögen nun den Weg für eine Neuauflage der d-Generation X gelegt haben, gehen müssen den Weg aber andere.
Eindeutig lebt Smackdown momentan von einer Frische, die durchs komplette Roster zieht und so haben sie auch in dieser Rubrik die Nase vorn. ECW versucht mit Knox und Test, später auch mit Punk und Moore, interessante Gimmicks ins Spiel zu bringen - bisher hat das aber nicht wirklich gezogen und daher gehen sie auch hier punktlos aus ihrem ersten Auftritt.
Wrestler des Monats
1. Edge
2. King Booker
3. Batista
Noch nicht ein einziges Mal habe ich Edge bisher erwähnt und doch gewinnt er den objektiven Wettbewerb um den Titel "Wrestler des Monats" in dieser Ausgabe meiner Kolumne. RVD hat zu viel Chill-Out-Material mit sich herumkutschiert und eh sich's Edge versieht, wurde er in diesem Monat zum zweiten mal WWE Champion. Hochverdient und lange überfällig. Seine Rolle als Top Heel von RAW hat er wunderbar angenommen und spielt sie nach wie vor einzigartig. Sein "Rated R Superstar" Gimmick funktioniert und passt einfach wie die Faust auf's Auge. Nur an interessanten Storyline-Partnern fehlt es momentan ein wenig - Cena sehe ich nicht mehr als Alternative, auch wenn WWE da anscheinend anderer Meinung ist. Quasi seit Januar geht die Geschichte schon und die Halbwertzeit ist massig erreicht. Sollte das RAW-Booking-Team das tatsächlich bald einsehen und Edge auch nach dem Summerslam noch Champ sein, könnte die Titelfehde unter seiner Führung endlich wieder in den Main Event rücken. Shawn und Hunter stünden dann natürlich ganz weit oben auf der Herausforderer-Liste, ob als dX oder nicht. Aber auch Flair wäre für einen letzten Run in den Main Event durchaus eine Alternative - einerseits wäre die Fehde mit Foley die perfekte Überleitung zu Edge, andererseits bewiesen der Nature Boy und der WWE Champ bereits mehrfach, wie verdammt gut sie im Ring interagieren. Mit Carlito und Co präsentiert sich außerdem eine recht starke Midcard, aus der ruhig auch mal ein Herausforderer für einen PPV erwachsen könnte. Edge ist zurück und wird dieses Mal hoffentlich lange bleiben.
Seit dem Ende von World Championship Wrestling ist Booker T nun nahezu ohne Pause Teil von WWE, einen ähnlichen Status wie in seiner Ursprungs-Promotion erreichte er in McMahonland allerdings nie. Eingeführt wurde er als noch amtierender WCW Champ, wandelte sich dann aber in wenigen Wochen zu einer bemitleidenswerten The Rock Kopie, verlor folgerichtig auch die Fehde mit selbigem. Die kurzen Ausflüge seines Charakters in die Comedy-Richtung waren anfangs unterhaltsam, lutschten sich aber auch schnell aus. Highlight des 5-fachen WCW Champions im Land der Teutonen war wohl ein WM-Titleshot gegen Triple H, der Gewinn des Intercontinental Championships und das Tag Team Gold zusammen mit Goldust. Der Verfall eines einstigen Stars ist klar erkennbar. 5-facher WCW Champion - Tag Team Champ mit Goldust. Am Ende interessierte sich kaum noch jemand für Booker T, nicht mal Würmer essend unterhielt er wirklich. Doch dann kam der Wandel, der Umbruch, den er schon mindestens 2 Jahre vorher gebraucht hätte. Booker wurde King of the Ring und dominierte das Turnier - und dabei spreche ich vom reinen Unterhaltungswert. Wie schon bei anderen Königen vorher, machte man den Turniersieg geradewegs zum neuen Gimmick und Booker T wurde zu King Booker, er versammelte einige Gefolgsleute um sich und spielte binnen weniger Wochen die größte Rolle im Smackdown Roster. Die Belohnung, der World Title, war die klare und momentan unumgängliche Konsequenz. King Booker unterhält - diese Aussage ist gigantisch, bedenkt man, wie weit er davon in den letzten 15 Monaten entfernt war - und ich freue mich auf seine Regentschaft! All hail King Booker!
Nur wenige Auftritte im Ring hatte Batista bisher und doch führte kaum ein Weg an ihm vorbei. Es ist einfach unbeschreiblich, was World Wrestling Entertainment mit diesem Mann erschaffen hat. Bei der Evolution spielte er zunächst die 4te Geige und war lange Zeit der einzige, der nie wirklich einen nennenswerten Push erfuhr. Das Publikum änderte dies. Ein Faceturn zum Ende der Evolution und die daraus entstehende Fehde mit Triple H waren absehbar, aber das Publikum hatte einen größeren Plan mit Batista. Aus einer kurzen Split-Up-Fehde wurde der WresteMania-Headliner, Batista verdrängte Randy Orton aus seinem sicher scheinenden Spot. Aus einem unbedeutenden Faceturn wurde der stärkste Face der Neuzeit geboren, aus einer Routine-Titelverteidigung von Hunter entstand der wohl beste Titlerun seit JBL. Zu sehr war man darauf fixiert, mir John Cena und Randy Orton zwei neue Rocks und Austins aufzubauen, dass man zunächst gar nicht bemerkte, dass sich die Fangemeinde längst eigenmächtig für einen anderen Nachfolger der Great Ones entschieden hatte. Die Reaktionen nach dem Comeback von Batista waren überwältigend und es stellt sich nicht die Frage, ob er Smackdown wieder als World Champion führen wird - die Frage ist nur: Wann? Summerslam? King Booker gegen Batista? Dieses Match MUSS der Main Event sein. Ich freu mich drauf. Und wenn am Ende doch nur der Mann in Gelb und Rot jubelt? Ist mir auch Rille, dann hab ich wenigstens beim nächsten Best of die Möglichkeit nachzuholen, was mir der viel zu gute Great American Bash in diesem Monat verwährte.
Wie soll man momentan Stellung zu den Rostern nehmen? Das ECW Roster besteht aus Big Show, RVD, Sabu und dem Sandman - und 20 Jobbern. Bei Smackdown endete die Drug Policy darin, dass zwar keine Drogen mehr genommen werden, sich aber alle anscheinend zum Ausgleich die Leber kaputt saufen und das halbe Roster krank zu Hause verweilt. Einzig RAW weiß derzeit Lower, Mid- und Uppercard sinnvoll einzubinden, bzw. verfügt überhaupt über genug Stars, um diese Dreiteilung anständig zu leben. RAW bekommt den großen Preis, Silber geht an SD und die ECW bekommt erst Punkte, wenn sie damit beginnt, ihr eigenes Roster selber wahrzunehmen.
Matches und PPV-Tops
1. Punjabi Prison /GAB
2. Hooligans v. Pitbulls /GAB
3. Big Show v. Flair /ECW
Im Punjabi Prison gilt nur ein einziges Gesetz: Murphy's Law. Da hatte man diese geniale Idee, die Innovation, etwas absolut Unbekanntes, Neues zu präsentieren - und alles geht irgendwie schief. Naja, nicht alles. Aber viel. In erster Linie natürlich der kurzfristige Ausfall vom Great Khali - quasi demjenigen, zu dem dieses neuartige Gimmickmatch eigentlich gehörte. Das wäre quasi so, als hätte man JBL im Texas Bullrope Match durch Tajiri, den Undertaker im Sargmatch durch Lance Cade oder Henry Godwinn im Schweinetrogmatch durch Johnny Nitro ersetzt. Aber Big Show machte einen guten Job. Auch wenn nicht der Flair rüberkam, der wahrscheinlich mit dem Great Khali rüberkommen wäre - seinen wir mal ehrlich - die Matchqualität hat sicherlich nicht unter Show's Beteiligung gelitten, im Gegenteil. Zweite Anwendung von Murphy's Law: Das Ende. Ich nehme zumindest an, dass das Ende irgendwie, naja, spektakulärer aussehen sollte. Aber Schwamm drüber, denn die meisten wird interessieren, aus was für einem verfluchten Grund dieses Match dann hier auf Platz 1 steht? Ganz einfach: Das Punjabi Prison Match hatte einfach alles, was ein Kampf im Sports-Entertainment braucht. Es hatte zwei Stars, die absolut over beim Publikum sind. Das Match verfügte über eine nie da gewesene Optik und erzeugte dadurch eine ganz besondere Stimmung, die es für mich sehr lange in Erinnerung behalten lässt. Und das Match hatte eine Geschichte, es hatte seine Momente, es war ein Spektakel. Für mich ist das Projekt "Punjabi Prsion" als nichts anderes als ein Erfolg zu werten und wird zweifelsohne auf meiner Liste zu den Matches des Jahres stehen. Unterhaltung pur.
WWE hatte irgendwie immer Probleme, eine Cruiserweight Division vernünftig aufzubauen. Der Wille war da, die Wrestler waren da, aber die Ideen und die TV Time einfach nicht. Seit einigen Jahren gilt das selbe für die Tag Team Division. Um das ganze zu ändern, tat man nun also etwas, das allen Beteiligten helfen sollte: Man kombinierte die beiden Sorgenkinder einfach und schuf somit etwas, dass absolut funktioniert. MNM, die Hooligans, Mexicools und die Pitbulls - wir brauchen nicht drüber sprechen, dass auch aus dem Potential dieser 4 Teams nicht mal annähernd das maximal Mögliche geschöpft wurde - und doch war es zumindest wesentlich mehr, als man in der vergangenen Zeit aus Cruiserweight- und Tag Team Division gemacht hat. Den Beweis hierfür traten Paul London, Brian Kendrick, Kid Kash und Jamie Noble beim Great American Bash an. Für gewöhnlich mache ich mir bei den PPVs kleine Randnotizen, die ich dann für meine Kolumne verwenden kann - am Opener des Bash stand schlicht und ergreifend "Sensationell". Was in der Vergangenheit auch schon schön anzusehen war, aber oftmals nicht mehr als eine Aneinanderreihung sinnloser Spots darstellte, war dieses Mal ein herausragend konzipiertes und sauber durchgeführtes Tag Team Titlematch - eines der besten, wenn nicht das beste, des laufenden Jahres. Schade, dass die Mexicools und MNM Geschichte sind - und die Pitbulls eigentlich vorerst auch. Denn aus solch einem Viereck hätte etwas so verdammt Großes entstehen können. Nunja, jetzt sind Kendrick und London halt erstmal wieder allein.
Riese gegen Rentner - dass so etwas in der Liste der besten Matches des Monats auftaucht, wirkt schon ein wenig surreal. Ohne über den Sinn dieses Matches an diesem Ort zu dieser Zeit zu philosophieren musste ich aber dennoch feststellen, dass es einfach verdammt rulte. Big Show wird von Woche zu Woche glaubhafter (wenn man mal von dem angstverzerrten Gesicht im Punjabi Prison absieht) und Flair gibt wirklich ausnahmslos alles, um seinen Fans die Show abzuliefern, die sie wollen. Dabei lässt er sich in seinem Alter noch Stühle auf den Kopf schlagen und sich Reißzwecken in den Rücken bohren. Was an anderen Stellen als "Zerstörung der Legende des Nature Boy" bezeichnet wurde, beschreibe ich einfach als Weiterentwicklung eines Charakters. Flair geht mit der Zeit und verweilt nicht wie andere "Legenden" in ihren Ursprüngen. Das Match war betont akzentuiert und hochspannend, auch wenn ein Titelwechsel so ausgeschlossen war wie der Erfolg der letzten Big-Brother-Staffel. Im Endeffekt gingen hier beide Teilnehmer als Gewinner aus dem Match, auch wenn mir die Austragung unter dem Banner der ECW nicht gefiel.
Als Belohnung für den mit Abstand besten WWE Great American Bash muss ich die Siegerpunkte an Smackdown geben. Der ECW verleihe ich den Ehrenpunkt, weil ich die Kämpfe Mittwoch nachts einfach zu gerne sehe, was momentan natürlich noch auf die Anfangseuphorie zurückzuführen ist. RAW bestach im Juli mehr durch lange Promos und wildes Match-Booking, was sie hier unbelohnt dastehen lässt.
Das Überflüssigste zum Schluss
1. Helms v. Hardy
2. McMahon TV
3. Bash Bashing
Zweifelsohne ist ein Match wie Gregory Helms gegen Matt Hardy sportlich gesehen immer eine Bereicherung für eine PPV-Card. Dieses Aufeinandertreffen beim Great American Bash war aber überflüssiger als ein Kühlschrank in der Antarktis. Hardy war noch zwei Wochen zuvor der erste Mann, der es schaffte Ken Kennedy zu bezwingen und war damit prädestiniert für eine Fehde mit selbigem und den daraus resultierenden Push. Und dann verliert er gegen Gregory Helms, relativ clean sogar. Und das obwohl, eine Niederlage gegen Matt Hardy auch einen Gregory Helms nicht wirklich weit zurückgeworfen hätte. Helms hat gewonnen, Hardy hat verloren - und doch stand ein ganz anderer Name mal wieder im Mittelpunkt: Wayne.
Auf der "Monday Night Wars" DVD erklärte Vince McMahon, warum er sich damals selber in die Shows schrieb. Er brauchte einfach einen Megaheel als Gegenpol zu Steve Austin. Und es funktionierte - nicht nur dieses eine Mal, es funktionierte über Jahre immer und immer wieder, sogar so oft, dass man mittlerweile eine ganze DVD mit dem Stoff über McMahon füllen konnte. Aber nicht zu selten war dann auch immer irgendwann der Punkt erreicht, an dem es dann mal gut war. Und warum schreibe ich das? Genau, weil eben dieser Punkt nun wieder erreicht ist. Nicht so schlimm wie zu Zeiten eines I-Quit-Matches zwischen Vince und Steph, aber es geht schon langsam in die Richtung. Die dX soll den beiden beim Summerslam mal ordentlich den Milliarden-Hintern versohlen, dann wird endlich ein neuer GM ernannt und die McMahons können endlich wieder von der Bildfläche verschwinden und in Ruhe das Booking für Klein Aurora's Leben angehen.
Ich schmolle immer noch ein bisschen. Das Bashing gehört zum Great American Bash wie die Battle Royal zum Royal Rumble. So was gemeines. Okay, als Gegenleistung hab ich einen schönen PPV gesehen, aber... trotzdem. So, und der Great American Bash in den letzten Jahren war nämlich voll Scheiße. War voll schlecht und die 15 Euro gar nicht wert. Dass man sowas überhaupt angeboten hat, sowas schlechtes. Und ich bin ganz doll froh, dass der Bash dieses mal besser war und nicht so unterirdisch mies wie 2004 und 2005, so verdammt nochmal abgrundtief schlecht, der Bodensatz allen Übels. Dass der so halt dieses Mal nicht war, das find ich gut. Echt gut. Verdammt.
Unterm Strich
1. Smackdown (7 Punkte)
2. RAW (4 Punkte)
3. ECW (1 Punkt)
Der zweite Monat der wiederauferstandenen Heyman-Promotion war zweifelsohne besser als der erste, aber es wird einfach dringend Zeit, dass man sich selber ernst nimmt und die Eigenständigkeit angeht. Die ersten Fehden und Geschichten müssen aufgebaut werden, eigene TV Tapings in kleineren Hallen sollten her. Während RAW konstant unterhaltsame Shows auf die Beine stellte, präsentierte Smackdown einen durch und durch improvisierten Pay-Per-View, der dadurch überraschender Weise absolut zu überzeugen wusste. Die Frage ist nun, was man daraus macht. Mit dem Summerslam steht der zweitgrößte PPV des WWE-Jahres an und einige Fehden zeichnen sich schon ab. Foley-Flair nach Hardcore Regeln - ein Selbstgänger. Orton's bittere Niederlage gegen den Unaussprechlichen, eine vorprogrammierte Farce. Die Titelmatches nicht zwingend uninteressant - also mit dem Blick aus der Entfernung ist mit dem Summerslam noch alles möglich. Was letztlich draus wurde, ob das Smackdown Roster überhaupt noch dran teilnehmen kann und wie sich die ECW entwickelt, das erfahrt ihr im Best of August!
Das war's aber erstmal vom Juli, ich hoffe es hat Euch gefallen. Ich wünsche einen schönen August, viel Spaß beim Summerslam und natürlich wie immer eine gute Zeit!
Bis denn,
Euer Ben