Bring back... d-Generation X
Es ist nun fast ein Jahr her, dass Shawn Michaels und Triple H durch ihre überraschenden Andeutungen bei WrestleMania XXII die Rückkehr der d-Generation X einleuteten. Eigentlich war das Comeback nur als kurzer Hype gedacht, aber der Erfolg des Duos etablierte das wohl großartigste Stable aller Zeiten erneut in den Ringen von World Wrestling Entertainment. Sie fehdeten gegen die Spirit Squad, die McMahons und das Team aus Randy Orton und Edge. Eines, wonach die Fans nahezu unausgesetzt schrien, blieb allerdings aus: neue Mitglieder - eine wirklich "neue" dX. Was man sah, war zwei alternde Stars, die Rollen spielten, die sie schon lange nicht mehr glaubhaft darstellen konnten.
Kalter Kaffee.
Dann kam bei New Years Revolution das vorzeitige Aus, als sich Triple H im Finale der dX/RKO Fehde verletzte und Shawn nun auf einmal alleine da stand. Was tat man? Man ließ ihn alleine d-Generation X sein. Das großartigste Stable aller Zeiten mutierte von einer Gruppe charismatischer Heels in ein Tag Team aus alternden Faces, bis hin zu einem einzelnen Mann. Die Fanreaktionen bekamen nicht Shawn Michaels und Triple H direkt, sondern die Legende hinter dem Trademark. Man hat es verpasst, aus der noch fruchtbaren Erde der dX neues erwachsen zu lassen und sie damit tatsächlich zu einem neuen Level zu verhelfen. So war es nicht mehr als ein Comeback zur Stillung des beißenden Nostalgie-Durstes.
Schatten der Vergangenheit.
Nostalgie - das war das Stichwort. Man brachte im Sommer 2006 nicht nur die Degenerierten, sondern auch die Extremen zurück. Hier paarte man das Quändchen Nostalgie in Form des Eingangs, des Styles und der Stars mit vielem Neuem und kreierte somit ein tatsächlich neues Produkt, dem die ersten Schritte durch eben diese erzeugte Nostalgie erleichtert wurden. Mit welchem Erfolg - nunja, ich spreche von der Methode, nicht vom Ergebnis. Aber mal ehrlich, so oft kehrten Stables zurück uns so oft wendete man dieses einfache Rezept an und streute der Nostalgie noch einen frischen Faktor bei und verhalf so nicht selten jungen oder vernachlässigten Stars zu einem Sprungbrett auf eine höhere Ebene. The Rock wäre heute wahrscheinlich nicht The Rock, wenn Faarooq ein Leben lang Chef der NoD gewesen wäre. Die Hardyz wären nie cool geworden, hätte man sie nicht der Brood zugesteuert und Michael Hayes entrissen. Der 1-2-3 Kid und die Million Dollar Corporation, Chris Benoit und die Horsemen, Mideon und die Ministry.
Die ungenutzte Flanke in den Strafraum, direkt auf den Fuß.
Vielleicht aber war der Grund, auf so etwas bei der dX zu verzichten, dass es einfach keine vernachlässigten Stars gab, die ins Konzept passen würden und zur Zeit einfach total unter Wert verkauft werden. Und genau jetzt fängt eine Geschichte, die bisher als "nicht ganz optimal gelaufen" zu bezeichnen war an, Bullshit zu werden. Wenn man eines über WWE nicht sagen kann, dann dass sie kein Talent in ihrem Roster hätten. An der Spitze der Company stehen aber zur Zeit der Niederschrift dieses Artikels Batista, John Cena und Lashley. Männer die zweifelsohne Qualitäten haben - aber ebenso Männer, die wahrscheinlich was ihr Talent angeht nicht mal Mittelmaß im Gesamtvergleich des Rosters erreichen. Um eine wohlklingende d-X-Besetzung zu finden, musste ich nicht mal über alle drei Brands gehen. Allein das RAW-Roster bietet derzeit so dermaßen viel Potential, dass es ein leichtes war, Shawn Michaels um vier weitere Köpfe zu ersetzen.
Die Vorlage war nach dem Rumble doch perfekt. Der Champ war Face, es brauchte für WM einen Heel-Herausforderer oder zumindest das, was gegen Cena so wunderbar funktioniert: einen Tweener. Shawn Michaels ist die einzige Option, steht nach Triple H's Verletzung sowieso ziemlich planlos da. Auch den Anfang der Fehde hat man gut eingeleitet, in dem man Shawn wieder als harten, arroganten Mann darstellte, der zielorientiert agierte und dabei über Leichen ging. AN dieser Stelle hätte man weiter machen sollen. An dieser Stelle hätte man d-Generation X retten sollen.
Tagtraum.
Den Anfang hätte eine parallele Geschichte gemacht, in der sich Val Venis und Rob Conway gemeinsam zu einem Heel-Tag-Team formieren, das durch Arroganz und Betrügereien langsam zu einem Top Team aufgebaut werden kann. Erst bei Heat, dann langsam bei RAW in einer Fehde gegen ein Face-Team. Parallel stellt man dem langsam Heel turnenden Shawn Michaels ein charismatisches Valet an die Seite, dass sowohl sexy, als auch fies und herablassend sein kann. Maria würde wunderbar in diese Rolle passen und durch das neue Auftreten würde man Shawn's Charakter langam aber sicher an seinen Mitt-90er-Charakter anlehnen. In irgendeinem Backstage-Segment baut man ein Szenario auf, in der HBK einen herumstehenden Midcarder-Face Superkicked und sich danach über ihn lustig macht: Super Crazy, der einfach ins Rampenlicht gehört. Crazy schlägt sich auf Cena's Seite und es wird ein Handicap-Match aufgebaut, in dem Shawn auf das Team aus Crazy und Cena treffen soll. Eine Woche vor diesem Match haben sich Val Venis und Rob Conway die Tag Team Titles erstohlen und sind damit endgültig zum Heel-Team Nummer 1 geworden. Als Shawn zum Handicap-Match schreitet, kündigt er an, dass dies in der Tat ein Handicap Match sei - allerdings nicht für ihn, sondern für Cena und Crazy, denn er habe die frischgebackenen Tag Team Champs dabei, die noch brav in ihrer Rolle zu ihrer Musik auftreten. Am Ende turnt natürlich Crazy zur Entscheidung gegen Cena und man sieht HBK, Super Crazy, Maria, Rob Conway und Val Venis erstmals gemeinsam als neue d-X posieren - untermalt von einer grandiosen Promo des Heartbreak Kid, bei dem er ankündigt, die WWE mit dieser Mannschaft im besten d-X-Style zu überrollen.
Shawn wäre der unzweifelhafte Kopf der Gruppe, Crazy aktiv in der Intercontinental-Division und Venis und Conway werden weiter im Team gepusht, bis man einen von ihnen irgendwann als ersten aussteigen, gegen Shawn fehden und damit einen Main Event Push verschaffen könnte.
Ja, leider, ein Tagtraum.
Das ist meine Vision eines d-X-Comebacks, zu einem Zeitpunkt in dem die Vorzeichen nicht besser hätten gesetzt sein können. Vieles ist Spekulation und vieles würde vermutlich weiterhin an die "alte" d-X erinnern. Wenn das Ergebnis aber TV-Time für große Talente wie die genannten Namen bedeuten würde, dann wäre es das doch allemal wert. Crazy wäre natürlich so etwas wie ein X-Pac mit Charisma und das Team Venis/Conway wäre sowas wie die New Age Outlaws mit Wrestlingskills - aber das würde mich nicht stören. WWE hätte wieder sein dominantes Heel-Stable, angeführt von einem starken Heel, der zur Abwechslung mal nicht Triple H heißt.
Am Ende bleibt es jedoch ein kühner Wunsch. Aber allein der Gedanke daran, bereitet mir Freude. Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass vor Allem Val Venis noch einmal bei WWE einen Push erfährt.
Wenn ihr mich fragt, ob ich bereit für eine neue d-X wäre, dann würde ich antworten: I am ready.
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