"D'You know, what I mean?"
- Bring back Waylon Mercy -
Who the F*ck is Waylon Mercy?

Ich kann mich nicht erinnern, dass mich ein Midcarder mal so faszinierte, wie es Waylon Mercy tat. Bis zu seinem letztlichen Einsatz machte man mit Dan Spivey’s Charakter eigentlich alles richtig – von vorne bis hinten. Die Zauberformel, die bei Mercy funktionierte und ihn bis heute bei vielen zur absoluten Kultfigur qualifizierte: Er war anders. Und damit meine ich kein Boogeyman-anders, sondern halt ein Waylon-Mercy-anders. Ohne Schminke, Feuerwerk, lang erzählte Lebensläufe oder irgend etwas anderes kreierte man mit Waylon Mercy einen selbsterklärenden Charakter, der durch die Bescheidenheit seines Figurenzeichnung zu diesem speziellen Phänomen wurde.

Waylon Mercy hatte zunächst einige Einspieler, in der er sich traditionsgemäß den WWF-Fans vorstellte. Meist saß er dabei im Freien auf einem Stein und spielte mit einem Messer herum. Er wirkte freundlich, aber schon ein wenig psycho. Auf seine Stirn war ein kleines Tatoo in Form eines Messers gemalt. Mercy philosophierte in diesen Einspielern über Gott und die Welt, was durch das gleichzeitige Hantieren mit dem Messer schon irgendwie verrückt wirkte. Am Ende starrte er stets in die Kamera, traf seine final Aussage und beendete irre grinsend den Einspieler mit dem Trademark-Satz „D’you know, what I mean!?“. Genial.

Es war dann irgendwann im Jahr 1995, als er endlich sein Debut bei der World Wrestling Federation feierte. Seinen Einmarsch absolvierte er zu smoother Klavier-Musik, dabei trug er eine Stoffhose, ein weißes Unterhemd und darüber ein offenes Hawaiihemd. Auf dem Weg zum Ring schüttelte er die Hände der Fans und strahlte dabei genau die nett-irre Facette aus, die er schon in den Einspielern präsentierte. Im Ring angelangt begrüßte er Ringsprecher, Referee und Gegner ebenso nett mit Handschlag – bis dann das Match losging und er absolut zügellos auf seinen Gegner losging.

Es war der Hammer. Leider kam Mercy aber über einen belanglosen Midcard-Status nie heraus. Nur wenige Monate war er Teil der Shows der WWF, bis er sich dann in einem Match gegen den damaligen Champion Diesel verletzte und daraufhin seine aktive Karriere beenden musste. Dan Spivey verschwand von den Bildschirmen, sein Vertrag lief aus und er ward nie wieder gesehen.

Damn, bring Waylon Mercy back!

Gerüchten zufolge basierte der Waylon-Mercy-Charakter auf einer Figur aus dem Film „Kap der Angst“, damals dargestellt von Robert deNiro. Auch wenn dem so wäre, hat Spivey dieser Grundidee ganz andere Seele verliehen. Die Krux ist, dass sich wohl kaum einer an Mercy erinnert, weil er ein Gott im Ring war. Spivey war nicht unbegabt, aber er war was seine In-Ring-Fähigkeiten anging zum Zeitpunkt dieses WWF-Runs schon weit hinter seinem Zenit. Kult wurde Spivey, weil er Waylon Mercy war. Weil er unterhielt und dieser Charakter einfach alles wegrulte, was auch nur irgendwie Anlass dazu gab.

Spivey musste seine Karriere als aktiver Wrestler beenden. Warum begrub man aber damit auch gleichzeitig diese Figur und erwähnte sie nie wieder? Das wohl beste Midcard-Gimmick der letzten 20 Jahre und man schlachtete es mal gerade 4 Monate lang aus, obwohl es Potential für viele Jahre gehabt hätte. Als was könnte man Mercy heute zurück bringen? Als Wrestler – das haut nicht hin. Aber wie geil wäre ein Waylon Mercy als Manager, wie geil wäre er als General Manager von RAW? Was könnte man mit ihm für geile Storys ins Leben rufen... Was für interessante Charaktere könnte man mit ihm als Manager an der Seite heranziehen, möglicherweise sogar ein Stable unter seiner Führung. Es wäre einfach mal wieder was anderes, genauso wie Mercy halt anders war. Anders – und deshalb Kult. Bring back Waylon Mercy! D’you know what I mean!?