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Bedenkt man die primäre Zielgruppe des Sports-Entertainment, speziell die Phase, in der ein normaler Konsument überhaupt erst ans Produkt gebunden und damit Zielgruppenbestandteil wird - dann ist der Ansatz des Lehrer-Gimmicks doch der mit Abstand beste, um einen verhassten Heel-Charakter mit einfachsten Mitteln zu erzeugen. Kinder finden Monster geil, Kinder scheren sich nicht um Politik und Beziehungskisten sind Kindern eh schnuppe - aber Lehrer, die finden sie alle blöd. Es verwundert also umso mehr, dass es besonders in diesem Bereich bisher nur sehr wenige nennenswerte Exemplare gibt, die tatsächlich in dieser Rolle auftraten.
Das Original, zumindest für meine Wrestling-Fan-Karriere, war Shane Douglas. Der Franchise. Wie unheimlich… wirr… die Entscheidung war, gerade einem Mann wie ihm ein Lehrer-Gimmick aufzudrücken, könnte vermutlich eine ganze Reihe füllen, die sich mit den ganzen Drachen-, Stalker- und Hähnchen-Gimmicks beschäftigt, in die etablierte Stars bei WWE gesteckt wurden. In dieser Reihe soll die Entscheidung, Douglas zu "Dean Douglas" zu machen jedoch nicht in Frage gestellt, sondern als Aufhänger genutzt werden, diverse Nachahmer zu be- bzw. verurteilen. Douglas selber spielte während seiner gesamten (kurzen) WWE-Karriere den Pädagogen und belehrte Fans und Faces in zugegebener Maßen sehr unterhaltsamen Backstagesegmenten. Heat erzeugte er außerdem mit dem altbekannten Aufmerksamkeitstrick, bei dem der Lehrer mit seinen Fingernägeln über die Tafel streicht. Eigentlich hatte Dean Douglas alles - für die Midcard. Da er aber auch genau dort eingesetzt wurde, hatte eigentlich niemand einen Grund sich zu beschweren, außer natürlich Douglas selber, der sicherlich zu wesentlich mehr als einfach Gimmick-Midcard in der Lage gewesen wäre.
Wie auch immer, schneller als man sich über Douglas' verschwenderischen Einsatz aufgregen konnte, war er auch schon wieder aus Titanland verschwunden und sein Gimmickzepter ward erstmals archiviert. Bis, ja, bis zum schwarzen Tage, als man eine Dame namens Michelle McCool ins Main Roster berief. Damals marschierte sie als zeigestockschwingende Oberlehrerin an der Seite eines der wohl belanglosesten Tag Teams der Neuzeit bestehend aus Idol Stevens und KC James umher. Trotz des Talents der beiden Protagonisten war das Team schnell Geschichte, McCool pausierte und kehrte zurück im beliebtesten Diven-Gimmick: dem No-Gimmick. Der Rest ist leidliche Geschichte.
Etwa zeitgleich debütierte ein weiterer Mann, der zunächst nur für einen einzigen Auftritt bei WWE gebucht war. Es handelte sich dabei um den New Yorker Lehrer (ja, tatsächlich!) Matt Striker, der in Kurt Angles Open Challenge von eben diesem in Grund und Boden gewrestlet wurde. Das war der Tropfen auf dem heißen Stein bezüglich der Bemühungen rund um eine professionelle Wrestlingkarriere des Lehrers, der eine Flut von Medienberichten und Beschwerden nach sich zog, die letztlich (nicht weniger durch die Öffentlichkeit kommentiert) zur Entlassung Strikers aus seinem Job als Lehrer führte. WWE machte sich diesen medialen Hype zunutze und verpflichtete den durchaus talentierten und charismatischen Striker - im Lehrergimmick, fast 1-zu-1 vom Original Dean Douglas übernommen. Und es funktionierte. Sicherlich aufgrund des wahren Backgrounds, auch wegen des tollen Spiels Strikers, aber sicherlich auch, weil Striker die Hosen dieses Gimmicks viel besser passten als Shane Douglas. Striker passte in die Midcard, Striker passte ins Gimmick. Und das macht ihn zu einem Plagiat, dass sein Original locker einige Stunden nachsitzen lässt.
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