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The Hurricane, Rosey & Mighty Molly. The Avatar. Shark Boy, Curry Man und Super Eric. Sie alle sind Superhelden, die den Weg in die Wrestlingringe dieser Welt schafften und obwohl sie in Summe schon eine beachtliche Anzahl an Vertretern dieser einen Gimmickspezies sind, sind es nicht sie, um die es in diesem letzten Krampf des China-Syndroms gehen soll. Es sind die Helden, denen man ihre Superkraft auf den ersten Blick gar nicht ansieht - die sich diesen Ruf erst erkämpfen mussten, die ohne Cape und Strumpfhosen zu Rettern ihrer Zeit wurden…
…naja, "ohne Strumpfhosen" stimmt nicht so ganz, unbedingt - denn das Original dieser Gattung trug sie über Jahre, die Strumpfhosen und zwar stets in Rot und Gelb. Hulkamania nannte man das Phänomen und sein Hauptdarsteller war die wohl schillerndste Persönlichkeit in der Geschichte dieses Sports, Hulk Hogan. In den 80er Jahren war sein Aufstieg gleichbedeutend mit dem Aufstieg des Sports-Entertainment und machte speziell den Unterhaltungsfaktor in den Shows salonfähig. Bis ins hohe Rentenalter und noch weit darüber hinaus, gelang es nur sehr wenigen Männern, die Superkräfte von Hulkamania zu brechen. In keiner Kategorie war deshalb das Fazit am Ende der Ausgabe eindeutiger und vorhersehbarer als in dieser hier: Denn so viele Supermänner man über die Jahre auch produzierte - irgendwann fielen sie alle und keiner von ihnen erreichte auch nur annähernd den Status, die Legende und die Allgegenwärtigkeit von Hulkamania.
Die erste Kopie, die an dieser Stelle genannt werden soll ist besonders interessant, da seine Superkräfte zunächst stärker schienen als die des Originals, was in einem brennenden Finale ausdrucksstark bewiesen wurde. World Championship Wrestling bewies damals sehr große Ausdauer im Aufbau des Bill Goldberg und warf ihm sogar Hulk Hogan persönlich als Krönung zum Fraße vor. Goldberg hatte einen Körperbau nicht weniger imposant als der des Hogan - er hatte einen Bart, er konnte fünf unterschiedliche Moves performen und hatte eine Glatze noch weit bevor Hogan eine solche hatte. Und dennoch war Goldberg halt nicht der Hulkster. Was ihm fehlte, war das schier unausschöpfliche Charisma, das Hulk Hogan samt künstlicher Hüfte noch heute durch seine Matches trägt. Zu einem Superstar schaffte es Bill aber trotzdem, wenn auch nicht zu einer Legende.
Das einzig wirklich legendäre an Goldberg erschuf er an der Seite der WWE'schen Antwort auf sich selber. Als "The Next Big Thing" kündigte man seine Version des Bill Goldberg bei WWE damals an und durch die Pforten schritt Brock Lesnar - ein durchaus erfolgreicher Amateurringer von beachtlichen körperlichen Ausmaßen. Was Lesnar von seinen unsterblichen Kontrahenten abhob, waren seine grandiosen In-Ring-Skills, mit denen er in der Lage war auch rein wrestlerisch absolute Klassiker abzuliefern. Was Lesnar hingegen kein bisschen von seinen unsterblichen Kontrahenten abhob war die Größe seines Egos, das mit jedem Sieg wuchs und wuchs. Man warf ihm alles und jeden bei WWE zum Fraß vor und anscheinend schuf man in Lesnar so den Gedanken, tatsächlich der größte Star aller Zeiten zu sein - schließlich hatte er Rock, Hogan, Undertaker und Angle allesamt bezwingen können. Ein einziger Frogsplash holte Brock Lesnar auf den Boden der Tatsachen zurück, was darin mündete, dass er schmollmündig seinen Rücktritt bekannt gab und in Verbindung mit den Aktionen der Folgejahre zu einer Britney-Spears-ähnlichen Witzfigur im Wrestlingbusiness mutierte.
Wenig später erschuf WWE den ultimativen Supermann, indem sie die genannten Bill Goldberg, Brock Lesnar und Bill Cosby miteinander kreuzten. Bobby Lashley hieß das Resultat, blieb aber in der Umsetzung meilenweit hinter seinen Ziehvätern zurück. Nach den Maschinen Goldberg, Lesnar und Lashley probierte man ein neues Konzept, bei dem man Altbewährtes mit Neuem kombinierte. Man nahm eine Prise von überdurchschnittlichem Charisma, reicherte es um hervorragende Mic-Skills an, verfeinerte mit einem merchandise-fähig Gimmickkunstwerk und gratinierte letztlich mit limitierten Wrestlingskills. Aus dem Ofen tanze John Cena, der modernste aller Supermänner. Schier unbesiegbar stellte man den Doctor of Thuganomics über viele Jahre dar, verdiente Millionen an Merchandising-Verkäufen, vergewaltigte das Design des tradiotionsreichsten WWE-Titels und schuf einen der größten Heels einer gesamten Generation. Cena wurde so übermächtig dargestellt, dass er trotz des wahnsinnigen Festhaltens an seiner Face-Rolle zur Hassfigur Nummer 1 speziell der Internetfans wurde. Damit bediente John Cena ausnahmslos jeden Markt und ist deshalb vermutlich das beste Plagiat unter allen genannten. Nur eins ist man uns noch schuldig: den ultimativen Beweis, "One More Match" - der Clash der No-Seller, der Schulterwurf des Grauens gegen den Legdrop des Todes, Batman vs. Supermann, Alien vs. Predator. Not vs. Elend. Das war das China-Syndrom. Gute Nacht.
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