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Es ist der Klassiker unter den Verkleidungen beim Fasching, zumindest war es das zu meiner Zeit noch. Lederhut, Weste und Kanone und schwupps… wurde aus dem frechen Viertklässler ein waschechter Cowboy aus dem Wilden Westen. Einfach und effektiv. Sprich: quasi prädestiniert für die WWE’schen Gimmickschreiber. Was Millionen achtjähriger Jungs in der Grundschule können, dass kann so ein Booker allemal.
So kam es dann, dass einst Bob Orton, seines Zeichens Vater des Legend Killers Randy Orton, den Lederhut aufsetze und als „Cowboy“ Bob Orton durch die Wrestlingwelt ritt. Damals gehörte noch nicht viel zu einem Gimmick eine kleine optische Auffälligkeit und der ein oder andere passende Signature Move reichten aus, um einen Charakter glaubwürdig verkaufen zu können. Somit hatte es Orton auch ziemlich leicht, ein Cowboy zu sein, wenngleich er trotz der Einfachheit der Aufgabe trotzdem eine sehr gute und glaubwürdige Figur machte.
Bob Orton ist das Orginal. Dann kamen die Neunziger und mit Ihnen eine handvoll lustiger Figuren, die sich bis hin in die Neuzeit zogen und uns noch heute von Show zu Show zu unterhalten wissen. Das erste Plagiat, welches uns auf dieser Reise begegnet kam gleich im Doppelpack daher. Die beiden „Brüder“ Bart Gunn und Billy Gunn bildeten das Wildwest-Tag-Team „Smoking Gunns“ auf deutsch also „Rauchende Colts“, ziemlich naheliegend, wo die beiden Brüder doch schon „Gunn“ mit Nachnamen hießen, oder? Billy und Bart trugen Jeans im Ring und während des Einmarsches Weste und Cowboyhut musikalisch untermalt von Pistolenschüssen. Beim Anblick der Smoking Gunns kam man als anständiger Teenager somit gar nicht drumherum, sich an sein letztes Faschingfest aus der Grundschule erinnert zu fühlen. Trotz der Plumpheit dieses Gimmicks, hielten sich die beiden sehr lange und sehr erfolgreich in der Rolle der Western-Brüder, erlangten sogar mehrfach das Gold der Szene und das ohne jemals wirklich Promos oder ähnliches abgehalten zu haben, die ihr Cowboy-Gimmick in irgendeiner Form erklärten. Die Neunziger machten es möglich!
Es verwunderte daher kaum, dass man das erfolgreiche Konzept aus der Tag Team Szene kurz drauf auch in den Singles-Bereich übertrug und sich mit Plagiat Nummer 2 konzeptionell somit sehr viel näher am Original Bob Orton bewegte. Das Plagiat gibt es in abgewandelter bzw. weiterentwickelter Form noch heute und nennt sich „Bradshaw“. Heute als moderner Wallstreet-Reiter, war John „Bradshaw“ Layfield in den Neunzigern noch der Bilderbuch-Outlaw mit Mustache und Kuhglocke. Das Outfit von JBL’s Alter Ego Justin „Hawk“ Bradshaw war sehr viel liebevoller gestaltet als die Faschingskostüme der Smoking Gunns und in der Rolle des brutalen Heels war Layfield schon damals eine Ausnahmeerscheinung. Das Gimmick-Wunderrad drehte sich aber auch für ihn weiter und der Cowboy kam erst im neuen Jahrtausend zurück, wie gesagt aber sehr viel erwachsener, weniger comiclastig und uneingeschränkt Main-Event-kompatibel.
Damit blieb Bradshaw aber nicht das einzige Plagiat des jungen Millenniums. Und unterschiedlicher hätte er von seinem Plagiatspartner nicht sein können. Mit Dublette Nummer 2 hat man nämlich richtig Kreativität bewiesen und einem gescheiterten Cruiserweight zum großen Durchbruch verholfen. Als Partner von Tajiri hat Jimmy Yang als Akio eine so verschwindend geringe Rolle gespielt, dass seine Neuverpflichtung wirklich überraschte. Umso erfrischender kam dann die Idee daher, ihm einen Schnurrbart wachsen zu lassen, Lederhosen anzuziehen und einen Cowboyhut aufzusetzen. Aus Akio wurde Jimmy Wang Yang und eine weitere, sehr interessante Variante der Ursprungsidee. „Yeehaw!“ hieß es fortan und auch wenn Jimmy keine wirklich nennenswerten Erfolge mit dem Gimmick erzielte, gilt er wohl als das mit Abstand witzigste und kreativste Plagiat des Originalprodukts Bob Orton.
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