|
Vermutlich ist es zunächst wohl erstmal die Grundsatzfrage nach der fanatischen Ausrichtung Richtung WWF oder Richtung WCW, wenn man ergründen will, wer beim Vampir-Gimmick als Originalprodukt zu bezeichnen ist. Erschreckender Weise lieferte gerade die World Wrestling Federation mit Gangrel das weitaus comiclastigere Produkt ab, während man mit Vampiro in der WCW doch einen sehr genauen und definierten Charakter präsentierte. Gut, das war nicht auf dem Mist von World Championship Wrestling gewachsen, weil Vampiro sein Gimmick quasi mitbrachte, aber man machte zumindest nicht den Fehler, ihm einen gänzlichen neuen Charakter zu verpassen wie man es wahrscheinlich in Stamfort getan hätte.
Unbestrittener Weise halten wir uns in den Reihen des Markreport aber selbstverständlich in 100% McMahon Country auf und daher tun wir mal einfach so, als würden wir Vampiro nur als feuerballwerfenden Rüpel aus dem Nachtprogramm von MTV kennen und bezeichnen Gangrel als den einzig wahren, allerersten Vampir. Das Original.
Gangrel war so richtig schön retro und das in einer Zeit, aus der einem heute eigentlich alles ziemlich retro vorkommt. Er trug ein weißes Gewand, helle Kontaktlinsen und hatte angespitzte Zähne. Musik und Entrance passten ebenso zum Charakter wie auch der Gral voller Blut, den der Vampire Warrior stets mit sich führte. Gangrel passte in seine Zeit genauso wie er als Bösewicht in ein Batman-Comic oder eine Figur in die Scary-Movie-Reihe gepasst hätte. Halt bunt, überzeichnet und ein klein wenig lächerlich. Die ersten Nachahmer zog man kurz nach dem Debüt des Vampirs direkt in sein Umfeld und ließ mit Christian den ersten Jünger debütieren im selben Outfit, mit selber Körperhaltung. Edge zog nach die Brood war geboren und wurde letztlich mit Matt und Jeff Hardy komplettiert, wenngleich der Vampir-Flair auch von Mitglied zu Mitglied immer weiter abschwächte.
Am Ende ergab sich ein nettes Stable mit einem charismatischen Häuptling, das aber ständig an seiner eigenen Belanglosigkeit jetzt kommt’s „zu beißen“ hatte. Ha. Haha… Oh Mann. Es führte schließlich dazu, dass Edge, Christian, Matt Hardy und Jeff Hardy allesamt sensationelle Einzelkarrieren starteten, Gangrel hingegen aus der Midcard in die Lower Card rutschte und schließlich von WWE entlassen wurde. Viele Jahre war nichts mehr vom blutsaugenden Gewerbe im WWE’schen Seilgeviert zu hören, biiiis… ja, bis zur Wiedergeburt der ECW. Denn diese sollte nicht nur extremer werden als alles bisher Dagewesene, sondern sie sollte auch noch die Zielgruppe des SciFi-Senders befriedigen sprich spacig und fantasy sein. Aus Seven aka Kevin Fertig aka Mordecai kreierte man folglich Kevin Thorn den modernen Techno-Vampir und schuf damit nicht nur einen Gimmickbruder Gangrel’s, sondern eine zeitgemäße Weiterentwicklung des Grundgedanken. Thorn rulte und zog über einen gezielten Biss auch noch die Wahrsagerin Ariel mit auf die Seite der Untoten.
Leider flachte das Gimmick ab, indem man ihm keine standesgemäßen Fehden verpasste und man entzog Thorn von Woche zu Woche immer mehr Mystik, bis der Vampir-Charakter nur noch ein müder Gedanke an vergangene Tage war. Nach dem Zombie und Terry Funk verlor ECW so seinen letzten verbliebenen Untoten und mit ihm einen der gelungensten Gimmickdiebstähle, zu denen man bisher bei WWE in der Lage war.
|
|