Was mussten wir nicht schon alles über uns ergehen lassen? Wen hat man uns nicht schon alles so im Ring vorgesetzt? Nur wegen der Quoten. Nur wegen der Publicity. Wir Deutschen schicken unsere B-Prominenz in den australischen Djungel oder auf eine Farm, eine Burg oder zum großen RTL Prominenten-Mensch-Ärgere-Dich-nicht. Die Amerikaner, in ihrer kranken ursprünglichen Form, schicken ihre Promis in den Wrestlingring. Das Original ist in diesem speziellen Fall sehr viel historischer als die anderen vom China Syndrom befallenen Gimmickprodukte.

Es ist eine der legendärsten Anekdoten im Wrestling Business und wahrscheinlich ist die Geschichte um die große Fehde zwischen Jerry Lawler und Andy Kaufman zur Unsterblichkeit gesegnet. 1978 fuhr man an Medien alles Mögliche auf, nur um die Fehde der beiden zu promoten. Diese nie erreichte Genialität erreichte man damals durch zwei maßgebliche Aspekte:

- Man befand sich in einer anderen Zeit, in der das Wrestling viel undurchsichtiger war als heute. Der Gedanke, das Gezeigte könnte echt sein, war viel allgegenwärtiger.

- Kaufman und Lawler wurden nicht durch eine Liga promotet und bekamen eine Storyline mit diversen Fernsehauftritten geskriptet – sie zogen die Geschichte alleine auf und hatten nur wenige Eingeweihte.

Dass so etwas heute nicht mehr möglich ist, dürfte klar sein. Spätestens wenn von einem Kampf die Rede ist, ist auch dem letzten Fan bewusst, dass es sich um einen Work handelt. Mit dem WrestleMania-11-Debakel hat man zumindest noch annähernd versucht, an die Intensität der König-Mondmann-Fehde heranzureichen, indem man die Entscheidung eines Matches zwischen Bam Bam Bigelow und Lawrence Taylor möglichst weit hinauszögerte. Der Start war klassisch und eine Art eigenes Original – LT saß im Publikum, bekam sich mit Bam Bam in die Wolle und das Rad begann zu rollen. Auf dieselbe Art und Weise brachte man Ken Shamrock und Mark Henry als Quereinsteiger in die Liga – und auf die selbe Art und Weise etablierte man auch die jüngeren Beispiele rund um Kevin Spears und Floyd Maywheather.

In allen Beispielen erfuhren die Protagonisten erschreckend viel Aufmerksamkeit – baute man 2008 doch tatsächlich 13 Jahre nach dem LT-Flop noch einmal eine WrestleMania um das Match eines Non-Wrestlers auf. Auch Mike Tyson und Donald Trump ließ man gewichtige Rollen beim Showcase of the Immortal spielen – aber wenigstens ließ man sie nicht aktiv an einem Kampf teilnehmen.

Was am Ende übrig bleibt, ist eine lange Liste mehr oder weniger prominenter Gastauftritte, die allesamt die vergeudete TV Zeit für den Wrestlingfan nicht wert waren. Andy Kaufman hat damals einfach nur die Medien verarschen wollen und damit den wohl besten Promi-Wrestling-Auftritt geschaffen, den die Welt  bisher zu sehen bekam und es damit auch einfach mehr als verdient, dass ihm seither niemals wieder jemand das Wasser in dieser Kategorie reichen konnte. Er bleibt das Original. Der Rest ist nur Konsumscheiß.

Das ist vielleicht Deine Meinung, Mann!