Es gibt einen Grund dafür, dass der Duden und seine Pendants auf der gesamten Welt in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden. Denn obwohl eine Sprache mit all seiner Grammatik, Wortbedeutung und Rechtschreibregularien in seiner allgemeinen Beschreibung feststeht, ist es doch mehr die Gesellschaft als das eigentliche Gesetz, dass seine Evolution bestimmt. „Jugendsprache“ ist ein Phänomen, dass in Deutschland oft die neuen Generationen der Sprachentwicklung prägt – so wissen wir bspw., dass wenn man „gelitten“ hat, das nicht unbedingt tatsächlich körperlich oder geistigen Schmerz mit sich bringen muss. Ähnliches gilt, wenn man ein „Opfer“ ist. Aber auch Bereiche wie technologischer Fortschritt – dem wir es z.B. zu verdanken haben, alles und jeden auf dieser Welt ganz offiziell laut Duden „googeln“ zu können. Gesellschaftspolitische Entwicklungen geben uns Wörter wie „Hartz IV“, das man sowohl bekommen („Ich krieg Hartz IV“) kann, als auch sein („Ich bin Hartz IV“) oder machen („Ich mach zurzeit Hartz IV“) kann. Man kann davon leben oder keinen Bock drauf haben. Der Einfluss anderer Sprachen auf die eigene ist eine weitere Kategorie, so ist es bspw. schon vollkommen normal, dass auch in Deutschland bestimmte Sachen – in der Regel etwas eigenartige – „strange“ sein können. Wenn man das auschecked ist es schon weird, wie obsessed man mittlerweile in Good Ol‘ Germany von solchen Anglizismen ist. Aber man muss halt state-of-the-art bleiben und darf den Flow nicht missen. Es ist die Gesellschaft, die unsere Sprache verändert, nicht die Sprachwissenschaft an sich und so ist es ganz normal, dass es eine Entwicklung in all jeder auf dieser Welt gibt.
Der Duden gibt schon lange kein einfaches Wörterbuch mehr heraus, sondern viel mehr eine Art „Hall of Fame“ der abgefahrensten Wörter des Jahres. Die „Class of 2009“ beinhaltete neben dem maßgeblich durch mich persönlich geprägtem Begriff „Best-of“ (ja, endlich ist es ein offizielles deutsches Wort!) Inductions wie die allseits beliebte „Abwrackpremie“, das Tuwort „twittern“, die „Umweltplakette“, die „Flatrateparty“ oder das allseits beliebte „Stockbrot“. Wrestling-Kolumne, bezahltes Verschrotten, Feinstaub vermeiden und Saufen bis zum Umfallen – alle Bereiche unserer Gesellschaft verändern die Sprache. Ja, und so auch der Sport. Die „Fanmeile“ entstammt bspw. König Fußball, das „snowkiten“ dem Extremsport und eines der über 500 neuen Wörter des Duden ist das „Slammen“ – und ja, Freunde, das kennen wir sehr gut und stellen damit den ultimativen Beweis an, dass auch unser geliebtes Sports-Entertainment Einfluss auf unsere Gesellschaft und damit unsere Sprache hat. Auch wenn sein Stellenwert noch immer viel zu gering ist und jegliche Berichterstattung in den hiesigen Medien weniger zur Information, als vielmehr zum Fremdschämen (was man laut 2009er Dudenerweiterung jetzt übrigens auch erstmals offiziell in der deutschen Sprache machen kann) animiert. Daher können wir, die Fans, es nicht der uns so verachtenden Gesellschaft überlassen, den Duden um die Begriffe aus dem Wrestling zu erweitern, nein, wir müssen es selber tun. Und da ich es bin, der es als erster der gesamten Nation geschafft hat, mit seinem Kolumnentitel in die deutsche Rechtschreibbibel aufgenommen zu werden, mache ich das zu meiner Aufgabe – und nenne hier die 10 Begriffe, die es in die duden’sche „Class of 2010“ schaffen werden. Und den ersten kennt ihr schon…

.: to be kendricked
Um überhaupt gekendricked zu werden, bedarf es einiger weniger Voraussetzungen. So wie bspw. etwas nur geweckt werden kann, was schläft oder nur etwas abstürzen kann, was fliegt. So kann man also nur gekendricked werden, wenn man ein junger aufstrebender Star im Wrestlingbusiness ist, der sowohl Charisma als auch athletisches Talent besitzt. In der Regel ist es keine Besonderheit, wenn ein solcher junger Mann den Durchbruch nicht so wirklich schafft. Doch manchmal, ohne erkennbaren Grund, schafft es der Promoter tatsächlich, einen solchen – oftmals durch Internet-Smarks geliebten – Performer zu pushen. Wird nun dieser Push allerdings von heute auf morgen beendet, der junge Mann aus dem Main Event direkt in die Lower Card geschrieben, von Gegner gesquashed, die er weniger Wochen vorher noch platt gemacht hätte und zu allem Überfluss nach einer 9-sekündigen Niederlage entlassen – dann wurde er gekendricked. Dieses Gekendricked-Werden gibt es selbstverständlich in mehreren Ausführungen und in unterschiedlichen Härtegraden.

.: Batisma
… oder „to have Batisma“ zielt eigentlich in eine ähnliche Richtung wie das kendricken, ist genau genommen aber das exakte Gegenteil davon. Ein Wrestler, der eine große Menge an Batisma besitzt, dem fehlen in der Regel nämlich die genannten Voraussetzungen, um gekendricked zu werden – sprich: Umso mehr Batisma man besitzt, desto geringer ist die Gefahr für einen Wrestler, speziell bei World Wrestling Entertainment, gekendricked zu werden (Ausnahmen wie bspw. der Fall Chris Masters bestätigen wie immer die Regel). Jemand der Batisma hat, der hat nämlich ziemlich genau 3 Sachen: 1) einen zweifelhaften Körperbau, 2) Erfolg und 3) kein Talent für den Bereich, in dem er seine Millionen verdient. Während das wortverwandte „Charisma“ in der Regel eine angeborene Sache ist, die sich schwer beeinflussen oder trainieren lässt, kann man Batisma durch regen Steroidkonsum künstlich hervorrufen. Die Mittelchen verschaffen einem den genannten zweifelhaften Körperbau, dezimieren dadurch die Möglichkeiten zur wrestlerischen Finesse und sorgen in Summe für das Gehör der WWE-Bosse, was den Erfolg beschert.

.: Injerichohility
Schwieriger wird es jedoch, wenn man einfach kein Talent besitzt. Und noch mehr – wenn man gar auf jedwede Art von Charaktereigenschaften, die einem im Business weiterhelfen würde, allergisch oder zumindest unverträglich reagiert. Der Wortstamm bezeichnet diese Talent-Unverträglichkeit als eben genau das, was ein Chris Jericho nicht hat – der als der vielleicht in Summe kompletteste Star des modernen Wrestlingbusiness alle notwendigen Charaktereigenschaften besitzt. Jemand mit einer Injericholility hat normalerweise ein stark erhöhtes Risiko, irgendwann in seiner Karriere gekendricked zu werden und zeichnet sich zudem dadurch aus, dass ihm auch das künstliche Steigern des eigenen Batismas wenig weiter hilft. Die Injerichohilty ist nicht als offizielle Krankheit anerkannt, was natürlich dazu führt, dass es bisher wenig wirklich funktionierende Behandlungsmethoden gibt. World Wrestling Entertainment begegnet dem Syndrom in unterschiedlicher Weise. Während sie oftmals die Freisetzung des Athleten wählt, kommt es in einigen unverständlichen Fällen dazu, dass als Behandlungsmethode der Push angewandt wird. Die heilende Wirkung beider Methoden gilt allerdings zum heutigen Zeitpunkt noch in keinster Weise als erwiesen.

.: Cenaffection
…kann das ausdrücken, was passiert, wenn man jemandem, der unter einer leichten Form der Injericholity leidet, aber zudem ebenfalls einen nennenswerten Wert an Batisma besitzt, sehr hohe und konstante Aufmerksamkeit zukommen lässt. Die Cenaffection ist ein Gemütszustand, bei dem Menschen auf einen bestimmten Charakter in sehr besonderer Form reagieren. Es ist der Ausdruck von unabdingbarer Zuneigung, die allerdings in vollkommen gegenteiliger Aussage präsentiert wird. So beschreibt die Urform der Cenaffection eine tiefe Form der Zuneigung und Bewunderung, ausgedrückt durch permanentes und lautstarkes Ausbuhen. Der gemeine Internet-Smartmark ist besonders anfällig für dieses Gefühl, was vermuten lässt, dass ein hoher Grad an Backstage-Informationen den Gemütszustand treibt – während das vollständige Mark-Sein eher davor schützt, für einen Wrestler Cenaffection zu empfinden.

.: Philly-Heat
Diese Form der Reaktion auf einen Akteur des Sports-Entertainment ist die Urform der Abneigung gegen alles, was die Produktentwicklung vorgibt zu lieben. Philly-Heat gilt neben der Cenaffection als zweite bekannte Ausprägung für das Phänomen dafür, dass ein aufgeheiztes Publikum einen eigentlich als Face-Wrestler präsentierten Sports-Entertainer ausbuht. Einzige bekannte Promotion, die vollkommen immun gegen jegliche Art der Philly-Heat zu sein schien, ist die ursprüngliche ECW. In seinen Spätausläufern bzw. der mcmahon’schen Wiederauflage der Liga, kehrte die Philly-Heat allerdings schnell auch in diese Promotion ein. Referenz für eine perfekte Vorstellung dieser Publikumsreaktion außerhalb der neuen ECW ist wohl das berühmte Aufeinandertreffen der Dynamic Dudes (die vermeindlichen Faces) und der Fabolous Freebirds (die vermeindlichen Überheels), welches über die bekannten Videoportale einsehbar ist. In späteren Jahren versuchten sich auch andere Städte an dieser Form der Wertschätzung, wobei hier wohl speziell der New Yorker Madison Square Garden als positives Beispiel zu nennen ist.

weitere Vorschläge:

.: to make a Mercury…oder auf neudeutsch: „Einen Mercury bauen“ bezeichnet die Situation, in der sich ein Wrestler so unglücklich verhält (oder teilweise auch unverschuldet), dass ihm als Folge ordentlich die Knochen zersplittern. Sadisten unter uns werden auch die Referenz für diese Wortschöpfung ganz einfach über die Suchbegriffe „joey mercury accident“ (wird aufgrund der Häufigkeit der Aufrufe in der Regel schon durch das Portal nach wenigen eingegebenen Buchstaben vorgeschlagen) auf den großen Videoportalen recherchieren können.

.: Piven-PPVs…sind spezielle Bezeichnungen für die großen Veranstaltungen von World Wrestling Entertainment, zu denen neben dem wohl berühmtesten „SummerFest“ noch die CatchaMania, die RumbleParty und die Second Series gehören (die entgegen erster Vermutungen keine zweite Staffel irgendeiner früheren Veranstaltung darstellt). Zu den weniger bekannten Shows aus der Piven-PPV-Reihe gehören u.a. „No Jersey“, „Backslash“ oder „UnforPiven“.

.: to take a Kennedy off… beschreibt das Blau-Machen einer bestimmten Zeitperiode. Während bei Redewendungen wie „to take a month off“ oder „to take a year off“ die zeitliche Komponente – also wie lange man fern bleibt – im Vordergrund steht, rückt „to take a Kennedy off“ den Grund für das Fernbleiben in den Fokus. Hierbei handelt es sich um eine spontan zugezogene Verletzung, ein Drogenvergehen oder ganz einfach um den Ausschluss per Entlassung.

.: A shockmastered Moment… benennt einen ganz speziellen Moment. Dieser kann in der Regel zwei Ausprägungen besitzen:
A) Jemand fällt gewaltig auf die Fresse oder
B) etwas großartig Angekündigtes stellt sich als unglaublicher Flop heraus.
Berühmte Beispiele neben der wohl jedem bekannten Referenz sind u.a. der WrestleMania-Entrance des Ultimo Dragon (A) oder die Storyline um Mr. McMahon’s drittes Kind (B).

.: Adamlish…hat in dieser Reihe eine Sonderbedeutung und soll sie daher auch abschließen. „Adamlish“ beschreibt nämlich nicht nur einen neuen Begriff sondern zeitgleich auch noch die Schöpfung einer vollkommen neuen Sprache, bzw. zumindest einer Sub-Sprache im Wrestlinh-Business. Diese Sprache nutzt bekannte Begriffe und persifliert sie nahezu bis zur Unkenntlichkeit. Einfachste grammatikalische Regel der Sprache ist das Ergänzen von artikellosen Hauptwörtern um ein „The“. Prominente Anhänger der adamlischen Sprache sind Jeremy Piven (siehe „Piven-PPV“) und William Regal („Umanga“). Der Schöpfer allerdings bleibt unerreicht.

Das ist vielleicht Deine Meinung, Mann!