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[Rico]
Bei der guten alten World Wrestling Federation hat es schon viele skurrile Bezeichnungen und Begründungen für einen Begleiter gegeben. Das langweiligste waren da noch Manager, Bodyguard und Valet, ausgefallener waren da schon Rollen wie Bändiger, Mutter oder Piercer. Eine der skurrilsten Rollen hatte aber immer noch Rico Constantino inne, als er 2002 als Style-Berater von Billy & Chuck in der Liga debütierte. Was anfangs als weitere Geschmacksverirrung in der Billy-&-Chuck-Farce wirkte, hielt ganze zweieinhalb Jahre an und war eben nicht nur das kleine Zwischenspiel, für das man es am Anfang gehalten hat.
Rico hatte eine wollige Fönfrisur und lange bis zum Kinn reichende Koteletten. Oftmals trug er einen Anzug im Tigermuster ja, und er war Stylist. Dabei qualifizierte ihn seine Vergangenheit nicht unbedingt dafür, ein weiteres schwules Accessoir für ein peinliches Tag Team zu werden. Seine Vergangenheit ist vermutlich männlicher als die der meisten Athleten, die als ganze Kerle im Ring verkauft werden sollen. Er war beim Militär, er war als Polizist im SWAT Team und arbeitete als Bodyguard. Seine erste TV-Erfahrung machte er bei den American Gladiators, wo er eine ganze Jahresstaffel gewann später nahm er auch noch an der Action-Show „Ft. Boyard“ teil. Also: Dieser Typ war mehr Mann als das gesamte Roster von World Wrestling Entertainment zusammen. Er bekam das Gimmick des Stylisten.
Kurz nach seinem Debut steckte man Rico in ein Tag Team Titelmatch mit dem Rivalen Rikishi und ließ die zwei das Gold gewinnen. Später verhalf Rico seinen beiden „Jungs“ Billy und Chuck zum erneuten Titelgewinn. In einer der ersten rosterübergreifenden Fehden ließ man das Team schließlich gegen RAW’s Three Minute Warning antreten und erschuf somit eine der besten Tag Team Fehden seiner Zeit zwischen den beiden führenden Teams der zwei Roster. Innerhalb dieser Fehde turnte Rico gegen seine beiden Busenfreunde und wurde fortan der Manager von 3MW bei RAW. Sein Gimmick behielt er aber dennoch. Nach dem Ende des Teams versuchte man es im Singles Bereich mit ihm, versuchte ihn durch das Valet Jackie Gayda etwas mehr over zu bekommen, aber alle Versuche scheiterten. Das Publikum wollte einfach keinen langweiligen Stylisten sehen weder bei RAW, noch bei Smackdown. Dort versuchte man es noch einmal im Tag Team Bereich mit dem ehemaligen American Gladiator an der Seite von Charlie Haas und wieder wurde die Irrelevanz des Charakters irrsinniger Weise mit dem Tag Team Gold belohnt. Noch im selben Jahr gab man ihm jedoch seine Papiere. Unterm Strich war das sehr sehr schade, denn Rico hatte sowohl wrestlerisches als auch unterhaltendes Talent. Doch man verschenkte es, indem man ihm ein Gimmick gab, das kaum sinnvoller war als ein Kühlschrank in der Antarktis.
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[Ron Simmons]
In den 90ern wurde Ron Simmons zum ersten afroamerikanischen World Champion bei der WCW und er war damit auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Selbstverständlich wurde Vince McMahon auf ihn aufmerksam und nahm ihn Mitte 1996 unter Vertrag. Wie es bei der WWF damals üblich war, bekam auch Simmons eine Grunderneuerung in Sachen Gimmick und ihn traf es härter als den Großteil seiner Leidensgenossen. Als „Faarooq Asad“ trug er einen Schaumstoffhelm und eine blau-silberne Gladiatorenkluft und sollte so etwas wie einen bösen „Space Gladiator“ darstellen. Das war sogar schon wieder zu bescheuert um so bescheuert zu sein, dass es wieder gut war.
Schnell ließ man das Gimmick fallen und machte Faarooq (ohne „Asad“) zum Gründer und Anführer der Nation of Domination. Bis in den Main Event brachte ihn dieses Gimmick. Nach dem Ende der Nation kam er nach einiger Zeit in ein Team mit Bradshaw namens Acolytes, wurde Mitglied der Ministry of Darkness bis sich das Gimmick des Teams immer mehr in Richtung Saufkumpanen und damit Faces entwickelte. Für Simmons ein weiteres Highlight in seiner Karriere, das schließlich aber im März 2004 für den Push seines Partners zum WWE Title geopfert werden musste. Bradshaw turnte gegen Faarooq und letzterer beendete daraufhin seine aktive Karriere.
Zeitsprung zweieinhalb Jahre später. Nach der Promo eines Wrestlers bei RAW kam plötzlich Ron Simmons auf die Rampe, hatte ein Mikro in der Hand. Es war ein überaus überaschender Auftritt, da er seit so langer Zeit keine Rolle mehr bei WWE spielte. Er starrte eine Weile zu den Protagonisten der Promo, nahm das Mikro an dem Mund und spuckte ein wütendes „Damn“ ins Mikrophon. Dann ging er wieder. Was damals noch keiner verstand wurde zu einem Running Gag, der sich über viele Monate und Jahre zog. Einzige Varianten im Gimmick des Nation-Gründers waren Reime auf das Wort Damn, die er in regelmäßiger Reihenfolge bei Backstage-Comedy-Segmenten rauspustete. 2007 kehrte er gar in den Ring zurück, um einen aufstrebenden Superstar nach dem anderen bei Heat zu deklassieren immer nett begleitet durch die Segmente, an denen er immer etwas auszusetzen hatte. Bei der 96er Survivor Series trat er als „Legende“ im Team von Ric Flair an und genau hier ist die Krux der ganzen Geschichte. Ron Simmons ist ehemaliger World Champion, Tag-Team-Veteran und der Gründer eines der wichtigsten Stables der Ligengeschichte eine Legende wurde er aber erst als Stammgast und Pausenclown in zweitklassigen Comedysegmenten. Damn.
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[Santino Marella]
Es sollte die übliche „kleiner Mann ganz groß“ Storyline werden und es wurde ein komplettes Desaster. WWE befand sich im April 2007 auf Tour durch Europa und machte unter anderem auch in Italien Stopp. Erstmals in der Geschichte der Liga, veranstaltete man im Land der Pizza Tapings für die Hauptshow von World Wrestling Entertainment und würzte diese Premiere mit einer handfesten Überraschung. Der damalige Intercontinental Champion Umaga forderte im Wahn einen beliebigen Fan zu einem Titelkampf heraus und entschied sich so ein Pech ausgerechnet für einen mit Wrestlinghintergrund. Obwohl der kleine Mann namens Santino gänzlich unbekannt war, chanteten die lokalen Fans natürlich lautstark seinen Namen, schließlich war er ja einer von ihnen. Umaga verprügelte Marella nach Strich und Faden. Doch dann bekam der kleine Italiener Hilfe von Bobby Lashley, seines Zeichens Fehdengegner Umagas und gewann tatsächlich den Intercontinental Championtitel. Die Halle stand Kopf und Santino spielte seine Rolle wirklich gut.
Jetzt kommt der Wendepunkt: Die Rückkehr nach Amerika. Denn hier war es auf einmal kein Bonus mehr, dass Santino Italiener war. Hier war er nur ein gänzlich unbekannter Mann, der weder von der Statur aus überzeugte, noch vor einem wirklichen Gimmick oder gar vor überragendem Charisma strotzte. Er war nur ein kleiner Mann ohne Kanten, der auf einmal Intercontinental Champion sein sollte. Und Face sprich: das Booking erwartete vom Publikum, dass es Santino zujubelte. Und das, obwohl sie mit der Situation ja ohnehin schon mehr als überfordert waren. Ein paar unbedeutende Siege gegen Lower Card Heels änderten auch nicht wirklich was an Marella’s Status und wenige Wochen später zog man die Handbremse. In einem Squash-Match wechselte der Gürtel zurück an den Samoan Bulldozer und Santino turnte Heel.
Wendepunkt Nummer 2: Santino war fortan der kleine Schleimscheißer mit der großen Klappe und überzeugte in dieser Rolle auf ganzer Linie. Sprich: Fortan war er kein Gimmickmüll mehr.
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[Shelton's Momma]
Frauen im Wrestling entsprechen in der Regel einer gewissen Norm der Norm, die das Zielpublikum des 18- bis 49-jährigen männlichen Zuschauers auf ganz natürliche Art und Weise definiert. Die Ausnahmen bestätigen auch in dieser Kategorie die Regel. Mae Young und Fabulous Moolah, Bertha Faye und Vickie Guerrero sind Beispiele, die mehr oder weniger von der Norm abweichen. Im Jahr 2006 versuchte man, mit einem weiteren solchen Beispiel, einen Star auf dem absteigenden Ast wieder interessant zu machen.
Shelton Benjamin hatte eine heiße Zeit hinter sich. Er wurde im Team Angle in kürzester Zeit zum erfolgreichsten Tag Team seiner Zeit, nannte sich später ins „Self Proclaimed World’s Greatest Tag Team“ um und wurde diesem Namen gemeinsam mit Partner Charlie Haas in vollsten Zügen gerecht. Die beiden gewannen diverse Male die WWE Tag Team Titles, bis sie im März 2004 per Draft Lottery getrennt wurden. Bei RAW knüpfte Shelton an seine Erfolge an besiegte Triple H bei seinem Debut und war stark in der Fehde gegen The Game. Wenig später wählte ihn das Publikum aus allen RAW-Stars aus, um Chris Jericho um dessen Intercontinental Title herauszufordern und gewann das Gold. Shelton war an der Spitze angekommen und selbst nach dem Verlust des Gürtels, setzte man seinen Push konsequent fort.
Leider nahm seine Popularität mit der Zeit ab und irgendwann verloren auch die Booker die Lust daran, Benjamin zu pushen. Er sackte immer weiter ab und die Erfolge stagnierten. Zum Jahreswechsel auf 2006 nahm man sich den Shelton-Charakter allerdings wieder zur Brust und entwickelte einen Plan, ihn wieder interessanter zu machen. Das Ergebnis des Plans war besagtes „Valet“, eine dicke schwarze Frau, die fortan als „Shelton’s Momma“ nicht mehr von dessen Seite wich. Sie war temperamentvoll und hart im Umgang mit ihrem Jungen. Noch härter war sie allerdings zu dessen Gegnern und so verschaffte man Shelton tatsächlich zu neuerlichem Ruhm als Heel bei RAW. Seine „Mutter“ ging dabei aber zunehmend auf die Nerven. Entgegen vieler Beispiele aus der Vergangenheit wurde dieser Umstand aber auch von den Bookern bemerkt und man nahm Shelton’s Momma aus dem Programm, nachdem sie ihren Job erfolgreich erfüllt hatte.
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[Simon Dean]
Oft wurde in der Vergangenheit schon versucht, alte erfolgreiche Gimmicks der Vergangenheit neu zu beleben, sie neu zu besetzen und damit einem frischen Gesicht einen ordentlichen Push zu verschaffen. Mitte 2004 versuchte man genau dieses auf Mike Bucci anzuwenden, der vor seinem ersten großen Run bei World Wrestling Entertainment stand. Bucci war im Wrestling ein durchaus bekannter Name als „Nova“ erreichte er in der originalen ECW große Berühmtheit und zählte zu den talentiertesten Wrestlern seiner Zeit in der extremen Liga.
Wie gesagt, schon oft versuchte man, alte erfolgreiche Gimmicks wiederzubeleben. Bei Mike Bucci ging das wahrscheinlich deshalb schief, weil man sich zwar einem alten Gimmick bediente, nicht aber einem sonderlich erfolgreichen. Der Simon Dean Charakter war ein Fitness-Fanatiker, wie es einst die Body Donnas waren und selbst die Einspieler zur Ankündigung seines Debuts ähnelten sehr denen von Skip und Sunny aus den Neunzigern. Simon Dean stellte sein „Simon System“ vor, Müsli Power Riegel, die er bei WWE unters Volk bringen wollte. Es war damals ein großes Rätsel, wie man diesen großartigen Athleten mit diesem Gimmick ernsthaft over bringen und pushen wollte.
Die Antwort war so ernüchternd wie simpel: Man hatte das gar nicht vor. Simon Dean war vom ersten Tag an ein Jobber. Ein verdammt talentierter Jobber, aber halt immer noch ein Jobber. Gegen jeden erdenklichen Gegner ließ man Mike Bucci lächerlich machen, bevor er von ihm gesquasht wurde. Wenige Zeit später versuchte man, ihn als Manager umzufunktionieren und stellte ihn in diesem Zuge an die Seite von The Gimini. Ein Flop, der keinem der Teilnehmer weiterhalf. Nach dem Ende des Teams war er wieder als Singles Jobber unterwegs und war gezwungen, Woche für Woche ein und dieselbe Show abzuspulen. Man muss Bucci zu Gute halten, dass er sich bis zum letzten Moment wirklich Mühe gegeben hat seine Entlassung Mitte 2006 war dann aber doch eher Segen als Fluch für ihn. Man brachte seinen Namen damals mit einem Steroid-Skandal ins Spiel und statuierte an ihm ein Exempel, indem man ihn feuerte. Wahrscheinlich hatte er aber lediglich zu viel seiner Riegelchen aus dem Simon System genascht…
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[Spirit Squad, The]
Man nehme fünf talentierte vielversprechende Jungstars. Man stecke sie in grüne Strumpfhosen, rüste sie mit Pompoms aus und lässt sie ein Stable bilden. Ein Stable, in dem sie als männliche Cheerleader auftreten. Ken Doane hieß fortan Kenny, Johnny Jeter legte seinen Nachnamen ab, Mike Mondo und Nick Nemeth hießen nun Mikey und Nicky und weil es mit Nemeth schon einen Nicky gab, nannte man Nick Mitchell nun einfach Mitch. Fünf Jungs, allesamt sehr talentiert und sie traten an als Johnny, Nicky, Mitch, Mikey und Kenny fünf männliche Cheerleader.
Bei der Dümmlichkeit dieses Umstandes verwunderte es doch sehr, dass man die fünf anfangs sogar sehr pushte. Sie debütierten als Gehilfen von Vince McMahon’s Gehilfen Jonathan Coachman und nervten schon bei ihrem ersten Auftritt durch dämliches unkoordiniertes Rumgehüpfe. Aber wie gesagt man pushte sie dennoch. Auf eine sehr unkonventionelle Art und Weise. Dem Gewinn der World Tag Team Titles standen nämlich zahlreiche Niederlagen in 5-gegen-2-Handicap-Matches gegenüber. Auf der einen Seite verjobbte man die charakterlosen Figuren also gegen Main Eventer Teams, auf der anderen Seite ließ man sie das Championship Gold durch die Gegend tragen.
Es war eine einzige große Farce und es gab in der Karriere der Spirit Squad wirklich niemals einen Moment, an dem man dachte, jetzt könne wirklich was aus dem Gimmick werden. Es gab nicht einmal einen Moment, an dem ihre Anwesenheit nicht nervte. Noch schockierender als die Anwesenheit der Cheerleader war dann das Booking ihres Endes. Streitigkeiten innerhalb des Stables bahnten sich an es ging um die Führungsposition. Sowohl Johnny als auch Kenny beanspruchten diese dann nach einer Niederlage gegen die d-Generation X das große Geraufe und… Nichts und. Ende und aus. Keine Fehde der beiden Männer. Johnny Jeter musste samt seiner Kollegen zurück zu Ohio Valley Wrestling und nur der doofe Kenny blieb in den Main Shows. Er sollte fortan unter dem Namen Kenny Dykstra voll durchstarten. Es ist eine andere Geschichte, die davon erzählt, dass das nicht so ganz funktioniert hat.
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