„EC – Dub, EC - Dub“
Nach ein paar Jahren WWE machten sich bei mir die ersten Ermüdungserscheinungen breit, was vor allem am Gimmickoverkill lag. Auf der Suche nach Alternativen landete ich bei der ECW.  Die Liga war trotz ihrer finanziellen Probleme immer populär und bot vielen damals noch unbekannten Wrestlern die  Möglichkeit, vor Publikum aufzutreten. Leider zahlte sich Paul Heymans „Nachwuchsarbeit“ für die ECW nicht aus, denn kaum hatte sich jemand etabliert, wurde er sofort von den großen „Zwei“ - WWE und WCW – abgeworben. Und so wechselten Wrestler wie Chris Benoit ( R.I.P. ), Eddie Guerrero ( R.I.P. ) oder auch die Dudleyz zur Konkurrenz, um dort den nächsten Schritt ihrer Karriere zu machen - für einige sollten sich der Wechsel auszahlen, für andere wiederum nicht. Einer derjenigen, der nach dem Ende der ECW zur WWE wechselte, war Robert Szatkowski, besser bekannt auch als Rob van Dam oder RVD. „The whole F`n` Show“ war stets dort, wo er antrat, over bei den Fans und so auch bei mir. In der WWE wurde er meiner Meinung nach absichtlich „unten“ gehalten und gewann vorerst keinen der beiden Heavyweight Gürtel. Einige Jahre später verkündete Vince Mc Mahon, dass ein Teil der WWE bald wieder „extrem“ sein werde und setzte den Pay Per View „One Nite Stand“ an. Während dieses Pay Per Views hatte RVD die Chance, Champion zu werden. Sein Gegner an diesem Abend war der bei vielen verhasste John Cena, der zuvor Edge den Titel abgenommen hatte. Das großartige Publikum im Hammerstein Ballroom machte nach dem Einmarsch der beiden Männer sofort Stimmung gegen Cena und der  Augenblick, als Cena versuchte, sein T-Shirt loszuwerden, zauberte ein großes Grinsen auf mein Gesicht. Cena spielte sehr gut mit dem Publikum und man konnte erahnen, welches Potential er als Heel hätte. Zu meinem Bedauern dominierte der Chain Gang Soldier das Match und RVD konnte nur ab und an einige Aktionen zeigen. Nachdem irgendwann der Schiedsrichter ausgeknockt worden war, betrat ein in schwarz gekleideter Man mit Motorradhelm den Ring und spearte Cena durch den Tisch. Mein erster Gedanke nach dieser Aktion war: „Wtf!“ und auch das Publikum war völlig aus dem Häuschen. Edge gab sich dann zu erkennen und ich jubelte ihm zu. Nachdem RVD noch seinen Frog Splash zeigte und Paul Heyman den 3 Count zählte, ging gar nichts mehr und ich war einfach nur noch glücklich. Zudem war die ECW wieder da und das freute mich als Fan umso mehr, da man von Seiten der WWE anscheinend alles richtig gemacht hatte und zudem auch ECW Urgesteine wie Sabu, den Sandman oder  Tommy Dreamer verpflichten konnte. Der Begeisterung sollte alsbald Ernüchterung folgen, denn nach und nach verschwand das „Extreme“ aus den Shows. Leider.





„Perfektion“
Man nehme zwei Athleten, die technisch brilliant sind, gebe ihn einen Platz irgendwo in der Card und lässt sie einfach wresteln. Eigentlich ein ganz einfaches Konzept, das die WWE leider nur zu selten zulässt. Bei Wrestlemania 21 machte man allerdings eine Ausnahme und ließ mit Kurt Angle und Shawn Michaels seine zu dem Zeitpunkt besten Techniker antreten; die Beiden sollten nicht enttäuschen und lieferten ein Match, das es in sich hatte. Man startete mit klassischen Mat-Wrestling, um dann immer mehr Tempo ins Match zu bringen. So zeigte Michaels einen Suicide Springboard Plancha nach draußen und knallte mit Angle durch das Kommentatorenpult. Holy Shit! Danach machte man wieder im Ring weiter und es folgten weitere Wahnsinnsaktionen. Letzten Endes konnte Angle seinen Angle Lock in der Mitte des Ringes ansetzen und so musste Michaels schlussendlich tappen. Damit endete dieses so unglaubliche Match, das eigentlich keinen Verlierer verdient gehabt hätte. Bedauerlicherweise konnte ich diese Veranstaltung nicht live sehen, sondern erst 2 Jahre später. Kurz zuvor gönnte ich mir die Ric Flair DVD, sah seine Kämpfe gegen Ricky Steamboat und fragte mich, ob solche brillianten Matches ohne den üblichen Gimmick Schnickschnack heutzutage noch möglich seien. Angle und Michaels bewiesen es an jenem Abend und bescherten mir einen weiteren Markout Moment. Wiederholen sollte sich das Ganze übrigens genau ein Jahr später. Da trafen Edge und ein gewisser Mick Foley bei WM 22 aufeinander. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

“You screwed me!“
Shawn Michaels. Ein großartiger Wrestler und Performer. Leider aber auch ein großes Arschloch – so jedenfalls dachte ich noch bis vor ein paar Jahren. Ich konnte ihn nie leiden und neben Ric Flair, der im Laufe der Zeit noch meine Wertschätzung erfahren sollte, ist er einer der besten Heels in der WWE gewesen. Allerdings hörte man schon damals von seinem Backstageverhalten, das so wie es schien, alles andere als gut war. Aber da Vince McMahon seine schützende Hand über ihm hielt, konnte er sich seine Eskapaden schlussendlich auch erlauben. Bret Hart war dagegen jemand, dessen Integrität ich zu schätzen wusste. Er fiel nie durch schlechtes Benehmen auf und war zudem auch noch ein hervorragender Wrestler. 1997 turnte man ihn wieder Heel, was zwar zur Kenntnis genommen wurde, aber bis auf die Amerikaner niemanden daran hinderte, ihm weiter zu zu jubeln. Bei der Survivor Series sollte er wieder auf Shawn Michaels treffen und bei solch einer Ansetzung schnalzt man unweigerlich mit der Zunge, weiß man doch, zu welcher Leistung die Beiden fähig sind. Das „Iron Man“ Match noch im Hinterkopf habend, freute ich mich schon auf das Match und wurde nicht enttäuscht, denn beide gaben alles. Da ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste, dass Bret Hart die WWE verlassen würde und außerdem noch auf kanadischem Boden gewrestelt wurde, ging ich davon aus, dass Bret gewänne. Dummerweise sollte es nicht dazu kommen und es ist allgemein bekannt, was an dem Abend geschah. Vince Mc Mahon betrog Bret Hart und Shawn Michaels – bewusst oder unbewusst – trug seinen Teil dazu bei. Ich konnte damals noch nicht erahnen, was genau vorgefallen war, aber das Verhalten Bret Harts zeigte ganz deutlich, dass ihm übel mitgespielt worden und das so eben Geschehene keine Storyline gewesen war. Für mich waren die Ereignisse um den Montreal Screw Job ein negativer Markout Moment und bis heute kann ich nicht verstehen, was Vince McMahon bewog, einen seiner loyalsten Angestellten so zu hintergehen.





“What a rush“
Nachdem sie das Tag Team Wrestling der 80er dominiert hatten, kamen die Roadwarrior Hawk und Animal Anfang der 90er Jahre zur WWE, um auch dort für Furore zu sorgen. Da die Tag Team Szene damals im Titanland eine wichtigere Rolle spielte als heutzutage, bookte man LoD in sehr schöne Fehden gegen Tag Teams wie Natural Disasters, Nasty Boys oder auch Money Inc.. Schließlich gewannen sie auch die Tag Team Gürtel, die sie ein halbes Jahr später an IRS und den „Million Dollar Man“ Ted diBiase wieder abgeben mussten. Kurze Zeit später verließen die Beiden die WWE, um erst einige Jahre später wieder zurückzukehren. Sie gewannen zwar noch einmal die Gürtel, waren aber nicht mehr so erfolgreich und dominant wie früher. Ich war seit dem Zeitpunkt, als ich Hawk und Animal das erste Mal sah, ein großer Fan von LoD. Natürlich eiferte ich ihnen nach und so schminkte ich mir das Gesicht, übte an meinem Bruder Power-Moves und bastelte an den eigenen roten Schulterpolstern, da ich damals weder das Geld noch die Möglichkeit hatte, WWE-Fanartikel einkaufen zu können. Wie gesagt: Ich war ein LoD-Mark und die Liebe zu dem Team sollte auch über die Jahre weiterbestehen. Es traf mich deshalb ziemlich heftig, als bekannt wurde, dass Hawk im Schlaf gestorben war. Natürlich wartete ich gespannt auf die nächste RAW – Ausgabe, denn mir war bewusst, dass man Hawk in irgendeiner Art und Weise gedenken würde. Nachdem Jim Ross die Fans über Hawks Tod informiert hatte, traten irgendwann die aktuellen Champions, die Dudley Boyz, zu einem Match an. Bubba Ray trug eine  Armbinde mit Hawks Namen und zeigte während des Matches ständig darauf. Nachdem sie das Match mit LoDs Finishing Move, dem „Doomsday Device,“ beendet hatten, traten sie auf die Rampe und legten dort zusammen mit einem Plakat - Hawks  Name stand darauf - ihre Tag Team Gürtel ab. Dann zeigten sie nochmal auf die  Armbinde während sie die Halle verließen. Und ich, der sprachlos vor dem Fernseher saß, hatte eine Gänsehaut.


“Oh bitte nicht...“
Mit 12 Jahren sah ich mein erstes Wrestlingmatch - Hulk Hogan gegen den Ultimate Warrior. Im Vorfeld wurde mir zwar erzählt, dass Wrestling nur Show sei, das aber tat meiner Begeisterung für diesen Sport keinen Abbruch, denn zu unterhaltsam war das Gezeigte. Von da an verfolgte ich die Shows der WWE regelmäßig und dank Sky One – der Sender konnte bis 1993 unverschlüsselt empfangen werden – lernte ich all die Wrestler kennen, die mich über die Jahre begleiten und unterhalten sollten. Die Einteilung der Wrestler in „Faces“ oder „Heels“ war mir ziemlich egal und so kam es, dass Leute wie der Undertaker trotz ihres „Heel“ - Status bejubelt, „Faces“ wie Hulk Hogan ausgebuht wurden. 1991 kam schließlich jemand zur WWE, den ich trotz seines Charismas und seiner Ringskills überhaupt nicht mochte – Ric Flair. Der „Nature Boy“ machte es mir allerdings auch einfach, ihn nicht zu mögen. Er hatte eine große Klappe, gewann des Öfteren nur durch die Eingriffe Mr. Perfects und nervte mit seinem „Styling and Profiling.“ Kurzum: Er war der erste Heel, den ich als solchen auch wirklich hasste. Ende 1991 hatte Hulk Hogan, der zu dem Zeitpunkt Champion war, eine Fehde mit dem Undertaker, in die Flair mehrmals eingriff. Jack Tunney platzte schließlich der Kragen; der Titel wurde für vakant erklärt und sollte beim 92er Royal Rumble einen neuen Besitzer finden. Voller Vorfreude fieberte ich der Battle Royal entgegen und die Überraschung war groß, als Flair mit der Nummer 3 in den Ring musste. Seine Chancen, den Rumble zu gewinnen, standen damit nicht allzu gut, zumal bis dato noch nie jemand den Rumble mit so einer niedrigen Nummer gewonnen hatte. Was dann allerdings passierte, ist Geschichte. Ric Flair gewann und sorgte für den heftigsten Markout meiner damals noch jungen Wrestlingfankarriere.

Das ist vielleicht Deine Meinung, Mann!