Wrestlemania IX
In einer Zeit, in der unsereins weder Internet noch Kabelanschluss hatte war es eine bittere Sache als WWF plötzlich nicht mehr auf Tele 5 (das es ja nicht mehr gab) kam sondern auf DSF (dass wir nicht hatten) und noch nicht auf RTL2 (dass ich dann wieder hatte). Ich war bereits schwer dankbar als ich von einem Klassenkameraden auf Video Wrestlemania IX bekam. Völlig ohne vorherige Informationen. Ich wusste dank des umwerfend markigen WWF-Magazins dass Yokozuna im Main Event stehen würde, und dass der Undertaker von einem echt großen Typen angegriffen wurde – mehr aber auch nicht. Ich sah das Ganze unvoreingenommen an, bewunderte das unfassbar geschmacklose Äußere (was Las Vegas mit dem alten Rom zu tun hatte… und nur weil es im Caesar’s Palace war fand ich es damals schon albern auf einmal eine Toga-Party zu schmeißen) und harrte der Dinge die da kamen. Worauf ich aber NICHT gefasst war, war dass auf einmal mein und euer Liebling Hulk Hogan durch den Vorhang schritt. Er war vorher bereits im Wrestling-Nirvana verschwunden, und ich hatte lediglich einmal einen (übrigens gnadenlos schlecht recherchierten) Artikel in der Sport-Bild über den Steroidskandal gelesen. Nun, der Bursche holte an dem Abend noch den WWF Titel, und alle (also ich) waren zufrieden – ich war halt noch jung...





Wrestlemania VI
Ach kommt, habt ihr etwa jemanden anderes in dieser Liste erwartet außer Hulk Hogan? Meine Güte, er hat mich für das Wrestling begeistert, und er kann noch so lausig im Ring und noch so politisch im Hinterstübchen sein – er war damals einfach mein absoluter Liebling. Punkt. Wen ich aber auch noch mochte war der durchgeknallte Warrior, damals noch mit einem Ultimate davor und einem normalen Namen im Führerschein. Über den Main Event ist viel geschrieben worden, von einer Fackel die weitergereicht wurde (und danach nicht mehr vernünftig brannte), von einer epischen Schlacht, und jahrelang dachte ich, wenn es um das perfekte Match ging, an genau diesen Moment: ein Match zwischen meinen absoluten Lieblingen um alles, und es war ja auch so gebookt dass die Schwächen der beiden nicht so ins Gewicht fielen. Ich wusste während des Kampfes nicht wen ich anfeuern sollte, jedes Finish hätte mich irgendwie nicht zufrieden gestellt. Dass dann am Ende die vernünftigere Entscheidung getroffen wurde war mir damals zwar nicht klar – dennoch konnte ich mit dem Ende leben, und als ein halbes Jahr später die beiden zusammen bei der Survivor Series aufräumten hat mich für alle Zeiten mit dem Match verschweißt.

Wrestlemania VII
In den späten Achtzigern war einer der coolsten Menschen der Macho Man/King Randy Savage. Nicht in der WWF, in der gesamten zivilisierten Welt. Er war ein völlig durchgeknallter Freak, der laute Farben trug und seine Frau behandelte wie ein Stück Vieh. Irgendwann trennten sich ihre Wege, er wurde noch durchgeknallter und Elizabeth war… ja, weg. Vermutlich auf Entziehung, aber das wusste man damals als kleiner Rotzlöffel natürlich noch nicht. Jedenfalls verstrickte er sich in eine Fehde mit dem Ultimate Warrior, die schließlich bei WM VII in einem Ruhestands-Match gipfelte. Das Match war so ziemlich das Beste was der Warrior jemals zustande gebracht hat, sprich es war guter Durchschnitt für Randy Savage. Am Ende einer nahezu epischen Schlacht (5 Credits in die Doofe-Wortspiel-Kasse) gewann der Warrior und beendete Machos Karriere sowie Sherrys Träume von der Weltherrschaft, zumindest wurde das damals so dargestellt. Das ließ diese sich natürlich nicht gefallen und attackierte ihren Schützling – welch Frevelei. Elizabeth, die den ganzen Kampf mit panischem Gesichtsausdruck auf einem VIP-Platz verfolgt hatte, sah zu. Ein paar Tritte lang. Dann sprang sie in ihrem Glitzerfummel, mit 80er-Jahre-Style-Hose, über die Brüstung, tippelte zum Ring und verjagte Sherry. Savage kam zu sich, schlug ein wenig um sich, bis er sie vor sich sah. Wildes Augenrollen, ein kurzes Zweifeln, dann schloss er sie wieder in die Arme. Die Halle schluchzte, jubelte und war guter Dinge, und ich sah so ziemlich den einzigen Face-Turn der mir wirklich Gänsehaut verursacht hat.



Wrestlemania X
Und schon wieder ein Mark-Out-Moment OHNE den Hulkster, ich kann auch anders. Die Jubiläumsausgabe von Wrestlemania ist vermutlich immer noch eine meiner Lieblingsausgaben, da man es wieder einmal schaffte ein Gefühl zu erzeugen dass genau in diesem Ring das wichtigste Ereignis unter der Sonne stattfindet. Und es wurden Rechnungen beglichen: Yokozuna würde endlich seinen Titel verlieren, nach gefühlten 12 Jahren Regentschaft (ich habe selten einen so dominanten Champion erlebt wie ihn, bei dem man gar nicht auf die Idee kam dass er besiegt werden könnte), Crush und der inzwischen leider irrelevante Randy Savage würden es unter sich ausmachen, und vor allem: Shawn Michaels müsste beweisen dass er tatsächlich immer noch IC-Champion ist, und das nicht nur mit dem Mund. Es gab ein Leitermatch, und selten hat mich danach noch einmal eines so vom Hocker gehauen wie dieses. Meinetwegen hatten die beiden danach dann noch ein besseres, aber das ist mir egal. Ich sah Razor, mochte ihn, ich sah Shawn, mochte ihn nicht, und ich sah Bumps die mich damals absolut erstaunt haben. Mit einer Leiter. Unfassbare Sachen darunter, wie einen Big Splash von oben, wie Schläge mit der Leiter, die Leiter verbog sich und wackelte, und dann noch ein typisches Ende für einen Shawn-Michaels-Kampf – er verfing sich tollpatschig in den Seilen, was er vermutlich besser konnte als jeder andere. Am Ende war Razor Champion, aber Shawn war ebenfalls zu etwas ganz Besonderem geworden, weil ich wusste dass er gegen JEDEN gewinnen könnte.

Royal Rumble 1992
Ach, die frühen Neunziger… man glaubte noch das was man auf dem Bildschirm sah, fieberte mit, hatte seine Lieblinge und war gebannt, selbst wenn zum Teil Flachpfeifen im Ring standen die es nicht verdient hätten im Supermarkt Wägen zusammen zu schieben (das überlassen sie lieber ehemaligen ECW-Champions). Wenn dann mal eine vorab angekündigte Legende in den Ring stieg dann meist eher als Edeljobber, gerne auch im Rahmen der Survivor Series oder dem Royal Rumble, um dann zügig abgefrühstückt zu werden. Als aber Ric Flair 1991 in der mir bekannten Wrestlingwelt debütierte wurde er besonders dargestellt. Er war ein Feigling, ein tuckiger Oberbösewicht, er bezeichnete sich als den wahren Champion und meinen Helden als eine Lüge, trug Roben, weiße Haare und einen komischen Gürtel. Und vor allem: ich habe ihn gehasst. Meine Güte, was habe ich ihn gehasst. Ich habe mich nach dem Moment gesehnt dass er endlich die Mütze voll bekommt, und das war Flairs tatsächliche Begabung. Als es also – aufgrund von Flairs Schuld – beim Rumble 1992 um die Wurst ging und er mit der 3 den Ring betrat war ich sicher dass das nichts werden würde. Gut, er hielt sich im Ring, aber irgendwer würde ihn schon rauswerfen, das wollten ja schließlich alle. Na kommt, einer schmeißt ihn doch raus… oder? Hallo, schmeißt den mal jemand raus? Dann war Hogan im Ring, schmiss den Undertaker (!) einfach mal so (!!) nach einer Clothesline (!!!) aus dem Ring und meiner Meinung nach war es jetzt ja wohl völlig klar. Gut, Sid kam in den Ring, aber die waren doch Kumpels. Ha, Pustekuchen, Sid schmeißt Hogan raus, meine Fresse, denkt mal jemand an Flair, dann halt Sid, immer noch besser als Flair, was macht Hogan denn da? NEEEEEEIIIIIIN!!!!! Ich war fassungslos, habe es gehasst wie die Pest, es war das was ich am meisten gefürchtet hatte – und dennoch: meinen Respekt hatte Flair. Hogan dagegen sah in dem Moment ziemlich vertrottelt aus, und meine Wut auf Flair war der absolute (negative) Mark-Out-Moment.

Das ist vielleicht Deine Meinung, Mann!