"Critical Masses, Different Classes"

Ein einzelner kleiner Pups besteht ja aus denselben ekelhaften übelriechenden Substanzen wir einer von diesen lauten, leicht spritzenden Fürzen. Und doch stinkt letzterer um ein vielfaches mehr und wird gemeinhin auch als verwerflicher empfunden. Die Menge macht’s und so wird manches halt erst unerträglich, wenn es in Gruppen auftritt. So passiert in 2001. Was einst als das Jahr geplant war, das durch eine legendäre Odyssee im Weltraum in die Geschichte eingeht, wurde gimmickmäßig bei World Wrestling Entertainment zu dem Jahr der 00er, bei dem die Liga von Scheiße in Rudeln überrannt wurde. Einzelwrestler hatten zunächst Ruhe, stand schließlich alles in einem viel größeren Spotlight. Die Ebene, auf der Rivalitäten ausgetragen wurden, war nicht mehr das Individuum, sondern die Ligenzugehörigkeit. Warst Du WWE warst Du einer von den Guten. Warst Du WCW warst Du einer von den Bösen. Einfache Kiste, denn 2001 war Invasion-Zeit. Dass WWE jedoch in diesem von, wie ich es nannte, „Scheiße in Rudeln“ überlaufen wurde, liegt keinesfalls ausschließlich aus den Turner-Ankömmlingen. Auch in den eigenen Reihen gab man sich Mühe, eines der wichtigsten Ereignisse der Wrestling-Neuzeit nicht zu epochal wirken zu lassen. Es wurde gepupst und es wurde gefurzt, und manchmal, da wurde sogar geschurzt. Kronik – den konnte man selber und ihrem Gimmick gar nicht wirklich einen Vorwurf machen. Relativ spät debütierten sie und wurden direkt in eine Fehde mit den Brothers of Destruction gesteckt. Wie so oft liegt der Furz im Gimmick in seinem eigentlichen Potenzial, dass wie so oft wie WWE einfach nicht ausgenutzt wurde. Kronik hätten eine Macht sein müssen – verkorkstes In-Ring-Debüt hin oder. Doch sie waren lediglich eine Fußnote, eine Zwischenmahlzeit für Kane und den Undertaker und das stank.

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Wie nach Rom führen allerdings auch viele Wege zu einem miesen Gruppengimmick. Klar, eine Möglichkeit ist wie beim Beispiel Kronik, ein sehr gut gezeichnetes und funktionierendes Team zu nehmen und es in Grund und Boden zu booken. Das kann man, das brauchte man nicht mehr beweisen. Die Geschichte von X-Factor ist allerdings eine andere. Ein Eigengewächs. Etwas worauf man stolz sein muss – denn X-Factor waren niemals gut und ihren miesen Ruf hat mich ganz alleine bei WWE zusammengebookt. Wieder einmal ist der Name das größte Mysterium. Fragten sich doch damals schon alle Zuseher, wieso diese von Jonathan Frakes anmoderierte Mysterieserie den abstrusen Namen trug. Viele Jahre später beobachteten wir verwundert, wie die Marke auf eine Castingshow überschlug und auch den Grund hierfür kannten wir nicht. Zeitlich irgendwo dazwischen bildete sich ein Team aus X-Pac, Justin Credible und Albert – und auch hier war der Name alles andere als Programm. „X-Factor“, so hieß der schon immer eigenartig anmutende Finisher von Sean Waltman und da er so etwas wie den Anführer des Stables darstellte, war der Name also der seines Facebusters. Unglücklicher als X-Pac hätte man den Leader allerdings nicht wählen dürfen und die Versuche, dem Fan eine Art „dX 2.0“ präsentieren zu wollen, waren schon fast unfreiwillig komisch. Wie bereits erwähnt, war 2001 das Invasion-Jahr und in dieser alles dominierenden Storyline war X-Pac tatsächlich der einzige Wrestler des Rosters, der trotz seiner Zugehörigkeit zum WWE-Team stetig ausbeuht wurde. Für Justin Credible hatte sich in McMahonland noch niemals jemand interessierte und auch Albert war jemand, der das Publikum so sehr berührte wie den Ozean eine Gieskanne. Drei überflüssige Charaktere weit davon entfernt over zu sein, surfen auf der Welle der d-Generation X? Au backe, das war echt fast fremdschämwürdig und besonders Credible konnte einem wirklich nur Leid tun.

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Kommen wir zum Großen Ganzen. Zu dem, für das das Jahr 2001 für immer eines der wichtigsten des Business sein wird. Die Allianz. Doch bei all ihrer Wichtigkeit – es hätte sie niemals geben dürfen. Darüber, welch Potenzial die WWE-vs-WCW in sich barg, lässt sich vermutlich ein ganzes Buch verfassen. Wie wenig davon genutzt wurde, lässt sich in diesem unnötigen Stable begründen. Dass eine Liga, oder besser gesagt sogar zwei Ligen – also doppelt verschenktes Potenzial – zu einem Stable schrumpften tat schon weh genug. Dass die Häuptlinge, die dominanten Kräfte dieses Stables zudem nur eigene Namen wie Kurt Angle oder Steve Austin waren, ließ das Fass der Absurdität zum überlaufen bringen. Die Einbeziehung der McMahon-Sprösslinge setzte dem Kobold dann nur noch den Sahnehut auf. Als Liga wären WCW und ECW eine Kraft gewesen, eine fast nicht zu überwindende Armee – als stiefmütterlich betrachtetes Stable war die Alliance dann aber eben nicht mehr als das Sinnbild der wohl größten Storyline aller Zeiten. Also der Story mit dem unbedingten Potenzial, die größte Storyline aller Zeiten hätte sein zu können. Ich sah damals den Inavsion-PPV in einer ungespoilerten Version, mit reichlich Versatz, ohne den Aufbau vollständig mitbekommen zu haben. Für mich war es also tatsächlich diese große „WCW vs. WWF“ Show und bis heute gemessen an meiner eigenen Stimmung während der Show wohl der beste PPV meines Lebens. Doch das Nachspiel, die Hintergründe, der Aufbau der größten Storyline aller Zeiten, das alles hat man gegen die Wand gefahren und es gibt für all das einfach keine Entschuldigung.

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Für Lo Down muss sich keiner entschuldigen, auch wenn ich sie in dieser Liste, die natürlich jeglicher Objektivität abspricht, auf einem höheren Platz markieren. Lo Down waren dafür viel zu unwichtig. Und doch sind sie eines der wohl schrägsten Gimmicks dieser langen Liste – ein Umstand den man sich erst erklären wann, wenn man sich mal wirklich mit diesem Tag Team beschäftigt. Das hat nur vermutlich noch nie jemand getan, weil Lo Down, eben, viel zu unwichtig waren. Schlüsseln wir das mal auf: Lo down bestand aus drei Männern – zwei Wrestlern und einem Manager. Der Manager war Tiger Ali Singh, wohl einer der erfolglosesten Worker der WWE-Geschichte. Noch erfolgloser als Steve Richards. So erfolglos. Vor Lo Down war Singh schon längere Zeit nicht zu sehen und mit seiner Mutation zum Manager besiegelte man sein Schicksal, denn im Ring hatte er bereits auf aller Linie versagt. D-Lo Brown war bereits ein ehemaliger Intercontinental und European Champion, in der Midcard also eine absolute Nummer und bei den Fans durchaus over. Sein Signature Move hieß übrigens „Lo Down“ und wenn wir etwas nach oben in diesem Text schauen, bekommen wir spätestens jetzt langsam Angst. Wäre da nicht noch Chaz, der alles noch schlimmer machen würde. Denn Chaz ist zweifelsohne einer der erfolglosesten Wrestler der WWE-Geschichte. Sicher nicht so erfolglos wie Richards oder Singh, durfte er doch schließlich als Teil der Headbangers gar Tag Team Gold besitzen – doch alles was danach kam, lässt sich nur mit einem Kopfschütteln beantworten. Ein gescheiterter Wrestler in der Rolle des Wrestlers, ein in der Singles Division gescheiterter Tag Team Wrestler ohne wirkliche Aussagekraft und ein etablierter Midcarder. Da wunderte es nicht, dass sich das Team, zumindest vom Namen her, an Brown anlehnte. Doch was waren sie? Und jetzt kommt die letzte kleine Zutat, die die Suppe endgültig versalzt: Sie waren Araber. Trugen Turbane und weite bunte Hosen. Zwei Typen, die wir seit Jahren kannten und von denen wir unmissverständlich wussten, dass sie alles, aber keine Araber waren. Sie sahen nicht mal danach aus und man versuchte auch gar nicht, sie danach aussehen zu lassen. Und Singh? Sollten sie wegen Singh Araber sein? Das war doch Mist.

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Erinnert man sich an meine Einleitung für diese Reihe, dann ist einem eine gewisse Verbundenheit zu den Gimmicks der Neunziger vermutlich aufgefallen. Wrestlemania X-Seven gilt bis heute als eine der – objektiv – besten Wrestlingshows der WWE-Geschichte und vermutlich auch vollkommen zu Recht. TLC, Angle/Benoit, Austin/Rock – die Klassiker reihten sich aneinander wie Sparfüchse beim Sommerschlussverkauf. Doch dann war da noch dieses eine kleine Match, dass so wirkte, als sei es die Verfilmung eines wahrgewordenen feuchten Traumes des Gimmick-Marks. Ich meine, überhaupt etwas wie ein „Gimmick“ öffentlich in den Shows zur Schau zu stellen, das ist ja fast schon eigener Kayfabe-Bruch seitens WWE. Eine Rolle spielte das aber nicht. In einem Moment veranstaltet McMahon mir nichts Dir nichts das wohl beste TLC-Match seiner Geschichte, im anderen Moment bringt er uns ein episches Aufeinandertreffen zwischen dem Undertaker und Triple H – und mittendrin, in den paar Minütchen dazwischen, da feiert Vince seine eigene Fassade. Gimmick Battle Royal. Boah, oder? Dürfte ich mir heute ein Video nur eines einzigen Matches dieser legendären Veranstaltung ansehen, es wäre die Gimmick Battle Royal. Das Match, bei dem der Gewinner nur gewann, weil er körperlich nicht mehr zu einer Niederlage in der Lage war. Doch das war egal. Die Bushwhackers, Duke Droese, der Goon – DAS sind die Legenden, die ich sehen will. Slaughter, Simmons, Rhodes. Pah. Die Gimmick Battle Royal war Gold und ich will, dass sie zu ihrem 10-jährigen Jubiläum wiederholt wird. Ich will Aldo Montoya, ich will Waylon Mercy. Ich will Tony Atlas als Saba Simba und ich will Kane als Fake Diesel. Das ist, was ich will. Und wenn ich es nicht kriege, dann schreibe ich im Internet, dass WWE blöd ist. So.

 

Das ist vielleicht Deine Meinung, Mann!