Die schlechtesten Gimmicks der '00er

Gimmicks. Wer die liebt, so wie ich, der ist in der Regel ein Kind der 90er. So wie ich. Klar gibt es auch heute noch Gimmicks, diese kleinen Rollen, die einen Wrestler in den Shows zu einer schillernden Person machen sollen. Aber auch im Wrestlingbusiness ist es wie in eigentlich ausnahmslos jedem anderen Bereich dieses Lebens – damals war alles besser. Und so lässt das heutige Business dicke Klempner, Einshockey-Schläger und Matadoren leider schmerzlich vermissen. Die Gimmicks der Neuzeit, der breiten modernen Masse, bestehen darin, „awesome“ zu sein, ein „N“ auf der Brust zu tragen oder Sohn von irgendjemandem Vergangenen zu sein. Speziell letzteres Gimmick überschwemmt uns Wrestlingfans derart inflationär und lässt uns fast wehmütig an Zeiten zurückdenken, in denen man sich nicht zu schade war, uns glauben zu machen, jemand sei gefährlich, bloß weil er beim Entrance einen Kuhschädel auf dem Kopf trägt. Das Jahr 2000 präsentierte eine neue Zeit. Die Neuzeit. Die Art Geschichten zu erzählen veränderte sich eben so wie die Darstellungsweise von Charakteren und die Zielgruppe der Produkte. „PG“ wurde zu den meist gehassten Buchstaben unter den Fans mit Führerschein. Auch wenn das Verschwinden der Gimmicks das Produkt an vielen Stellen vielleicht erwachsener erscheinen ließ, war es das dann tatsächlich, zumindest gefühlt, keinesfalls – wohl weil man selber einfach zu erwachsen wurde und sich zu sehr an das Produkt zurückerinnerte, das einen damals unterhielt. Natürlich wollte man keine dicken Klempner mehr im Ring, doch waren diese neben Ihren Freunden, den Schweinehirten und Müllmännern, aber eben die Sinnbilder jener Zeit, die man so vergötterte. Tauchen heute ähnliche Figuren auf, dann verreißen wir sie, geben ihnen keine Chance, verschreien sie als Clowns, Ausgeburten der PG-Ausrichtung. Was wir denn nun wirklich wollen, das weiß niemand. Das Einzige, was man über den gebildeten Wrestlingfan der Moderne weiß ist, genau, dass man es ihm eh nicht recht machen kann. Und so haben wir es in den 2000er Jahren sicherlich nicht mehr mit den spaßbringenden Comicfiguren der goldenen 90er zu tun – und doch gibt es halt jene Gimmicks, die wir mögen und solche, die wir nicht mögen. Intelligente Gimmicks, die Geschichten erzählen, die einen Charakter führen und leiten, ihn vorstellen und etablieren. Das sind die guten Gimmicks der Neuzeit. Schlecht – das sind eben die anderen. Die, die uns zu viel Comic sind (und damit ja eigentlich schön 90er-Style, eben, was wollen wir eigentlich?), die, die einen Charakter lächerlich machen – die, die einen anderen Charakter, den wir mögen, lächerlich machen. Und eben die, wo man sich denkt – Alter… Wa’? Aus diesen Kategorien erwarten uns 50 Gimmicks aus zehn Jahren, die auf ihre Art ganz anders schlecht sind als ihre Kameraden der 90er. Aber halt trotzdem schlecht, was sie historisch, mit dem notwendigen Abstand ja eigentlich wieder zu den Guten macht. Und was eben dazu führt, dass wir noch heute über Duke Droese, TL Hopper oder den Goon sprechen – Doug Furnas oder Phil LaFon aber längst vergessen haben. Sie sind die schlechtesten Gimmicks der 00er – und trotzdem eigentlich ja gar nicht so schlecht – voll paradox, aber, hey, das ist Wrestling… welcome to Millennium Bullshit.

 

 

 

 

 

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