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Wie eröffnet man eine Wrestlingshow? Das ist eine Frage, die sich wohl viele Booker schon stellten und auf die unterschiedlichsten Arten und Weisen beantworteten. Klar, war, dass das Hauptmatch am Ende sein muss. Das Match, das den PPV trägt, muss das letzte sein. Doch wie ist es mit dem ersten?
Die Regel hat gezeigt, dass man sich am Anfang der Show für einen Kracher entschied, ein wichtiges oder sehr gutes Match ein Schmankerl, das anregen soll, die Show auch weiter zu sehen. Nachdem ich meine Card fertig hatte, galt es also, genau dieses Match aus den 9 Kämpfen auf der Liste herauszusuchen.
Shawn Michaels und Chris Benoit bekamen den Zuschlag.
Die Stars und ihre Zeit
Chris Benoit hat eine lange, sehr erfolgreiche Karriere hinter sich. Als er als Teil der Radicalz an der Seite von Eddie Guerrero, Perry Saturn und Dean Malenko in die World Wrestling Federation kam, wurde er gemeinsam mit seinen Freunden bejubelt. Das aber nur, bis sie Mick Foley attackierten und somit direkt bei ihrem Debut Heel turnten. Über Jahre behielt Benoit diesen Heelstatus, erlebte in den Folgejahren ein Auf und Ab an Fanreaktionen, bis er schließlich seit 2002 in einem festen Face-Status stand und diesen auch bis heute hält. Oft trat er ins seiner WWF-Karriere auch um den großen Titel an, oft dachte man auch, er hätte ihn gewonnen, doch wirklich gelang es ihm nie und das obwohl er ihn wohl mehr verdnient hatte als jeder andere. Anfang 2004 schien Vince McMahon dann aus heiterem Himmel die Gebte Beoits und der Fans erhört zu haben und ließ ihn den Royal Rumble und schließlich auch den World Title gewinnen. In dieser Zeit liebte ihn das Publikum wie niemals zuvor und wie niemals wieder danach. Chris Benoit erlebte seine Zeit und genau aus dieser Zeit soll der Benoit sein, der dieses Match bestreitet.
Es ist kein Geheimnis, dass ich Shawn Michaels als Wrestler verehre. Niemand hat mich so kontinuierlich unterhalten, begeistert und mitgerissen wie der Heartbreak Kid und das obwohl er ein Auf und Ab in seiner Karriere durchmachte, die unterschiedlichsten Parteien vertrat, Stables angehörte und Gesinnungen frönte. Wie bei allen Wrestlern auf dieser Card wollte ich den Shawn Michaels zu seiner geilsten Zeit. Und das war 1994. Shawn war Heel, hatte gerade eine Fehde mit dem Intercontinental Champion Razor Ramon, bei der HBK behauptete, selbst noch der Champion zu sein, den Titel nie verloren zu haben. Stets an seiner Seite: sein Bodyguard Diesel, der nicht zu ungern in die Matches des Heartbreak Kid eingriff. Shawn war arrogant, selbstgefällig, einfach ein Arschloch aber trotzdem der geniale Entertainer, den wir auch heute noch sehen. Genau diesen Typ, Heel, böse, verräterisch den möchte ich in diesem Match sehen.
Das Match die Motivation
Der Hauptgrund, warum ich die beiden gegeneinander antreten lassen will liegt auf der Hand: Sie sind zwei der besten Techniker und zwei der größten Garanten für sensationelle Matches, die WWF/E in den vergangenen 10 Jahren zu bieten hatte. Zudem gab es eine solche Fehde der beiden noch nicht, es steht einfach noch aus. Bis auf das Dreieck bei WrestleMania 20 hatten Benoit und Shawn storylinetechnisch nie wirklich viel miteinander zu tun, geschweige denn ein gut aufgebautes PPV-Match. Zu der beschrieben Zeit des Benoit spielte es für ihn keine Rolle, dass er kein großer Entertainer war das Publikum liebte ihn. Den Feinschliff für eine Fehde gab lediglich der starke Gegenpart, der laubwürdige und unterhaltsame Heel, der die Segmente zur Vorbereitung tragen kann. Shawn Michaels, Diesel an seiner Seite das könnte genau dieses Geflecht sein.
Die Vision
Shawn ist der Megaheel und als dieser geht er ins Match. Diesel an seiner Seite, ihm gegenüber ein bodenständiger Chris Benoit, vom Publikum vergöttert. Die Konstellation, wie man diese Fehde und das daraus resultierende Match einläuten könnte, ist eigentlich ein Selbstgänger und kann viele Varianten haben. Das Ergebnis ist aber eindeutig: Ein hervorragendes Match voller technischer Finessen. Stimmungsaufbau durch unfaire Aktionen HBK, wie bspw. das ständige Eingreifen Diesels und einen Benoit, der sich trotz solcher Aktionen immer wieder den Vorteil zurückerobern kann. Und auch das Ende steht mit so klar vor Augen, das es unmöglich anders sein dürfte. Ein Missverständnis zwischen Diesel und dem Heartbreak Kid, Benoit nutzt es aus und zeigt den Crossface. HBK tappt, Benoit feiert und geht. Ein schnaufender Michaels bleibt zurück und leitet einen Split mit Diesel ein, in dem er ihn für die Niederlage verantwortlich macht.
Genau solche Konstellationen sind das Salz in der Suppe beim Sports-Entertainment. Die sportliche Darbietung, untermalt von einer interessanten, sich weiterentwickelnden Geschichte überraschende Wendungen, die Hunger auf mehr machen. Genau so war es damals, als langsam der Split zwischen HBK und seinem Leibwächter eingeläutet wurde. Langsam und bedächtig, doch für das Publikum hochinteressant. Man wartete auf diesen einen Moment, an dem der Funke überspringt und der Turn offiziell vollzogen wird. So wie es auch bei Batista und der Evolution war oder bei John Cena und Team Heyman.
Ein wretslender Entertainer wie Shawn Michaels und ein gnadenloser Techniker wie Chris Benoit das ist das Material aus dem die guten Geschichten sind, das ist das Material, dass die Formel „Sports + Entertainment“ aufgehen lässt. Das ist der Opener meiner Show.
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