Match 2
Los Guerreros vs. 
the New Age Outlaws

Tag Teams entstehen aus unterschiedlichsten Motivationen. Entweder führen sie Stars in die Liga ein, verschaffen ihnen damit einen gedämpften Start und eine gewisse Portion an Popularität, die man dann später für einen Singles-Run nutzen kann. Eine andere Motivation kann der umgekehrte Weg sein: Ein Einzelwrestler verliert an Bedeutung und ihm soll wieder eine neue Brisanz verliehen werden – also stellt man ihm einen Partner an die Seite, mit dem dieses bewerkstelligt werden soll. Möglichkeit 3: Die Zeit verlangt es. Und das ist oftmals die spannendste Variante.

Die Stars und ihre Zeit

So war es beispielsweise bei den New Age Outlaws und den Los Guerreros. Eddie und Chavo waren alleine unterwegs, doch langsam blieben die wirklichen Ideen für die beiden aus. Zwei Männer, zwei große Entertainer und ungeheures Potential, dass man einfach nicht aus reiner Ideenlosigkeit nach Velocity oder gar komplett von den Bildschirmen verbannen darf. So entstanden die Los Guerreros, der Wiederauflage des Tag Teams des Onkels Eddie Guerrero mit seinem Neffen Chavo. Optisch aneinander angepasst, machten die zwei „Mexicaner“ die WWe als Heels unsicher und gewannen sogar Tag Team Gold. Doch wie so oft bei Eddie Guerrero akzeptierte das Publikum ihn einfach nicht als Heel und chantete ihn und Chavo geradewegs zum Top-Face-Team der Liga. „Lying, Cheating und Stealing“ war ihre Devise – auch als Faces und ich erinnere mich gut an die Zeit, in der eben dieser Leitspruch die wohl beeindruckendsten Reaktionen zur damaligen Zeit beim Publikum auslöste. So etwas hatte man schon lange nicht mehr bei einem tag Team erlebt. Genauer gesagt, seitdem es die New Age Outlaws nicht mehr gab. Denn auch diese stellten ein Team dar, nach dem die Zeit einfach verlangte. Billy Gunn, eigentlich DER Inbegriff eines Tag-Team-Wrestlers musste gerade einen Singles-Push als „Rock-a-Billy“ über sich ergehen lassen und der Road Dogg trat als dämlicher Roadie des Country Stars Jeff Jarrett auf. Sprich: Die Zeit verlangte nach dem Wechsel, die Zeit verlangte nach den New Age Outlaws und so steckte man eben diese beiden Charaktere zusammen in ein Team und verwunderte damit die Wrestlingwelt. Denn sie passten überhaupt nicht zusammen, ihre Auftrittsweise als ständig betrügende, nur knapp siegende Arschlöcher widersprach doch vollkommen dem normalen Weg und ganz besonders dem, was die zwei vorher waren. Sie waren verhasst, nahmen den Headbangers gar das Tag Team Gold ab – unfair natürlich. In dieser Zeit waren die New Age Outlaws einfach so dermaßen „contra“, dass man es lieben musste, sie zu hassen.

Das Match – die Motivation

Man mag die Outlaws als die ursprüngliche Version des „Lie, Cheat and Steal“-Teams bezeichnen. Sie liebten es, knapp und unfair zu siegen, waren nie eine Übermacht, sondern dem Gegner einfach immer nur einen kleinen Tick voraus. Ebenso die Guerreros, denen ein cleaner Sieg einfach viel viel weniger Spaß machte, als ein Sieg, bei dem sie den Gegner noch schön vorführen konnten, ihn ärgerten, zur Weißglut trieben. Was also wäre unterhaltsamer, als zwei Generationen „Lying, Cheating und Stealing“ aufeinander treffen zu lassen!? Die Outlaws als Heels, vom Publikum verabscheut, die Guerreros als frisch gebackene Faces. Weniger das wrestlerische düfte wohl hier der Grund sein, als viel mehr das ungeheure Potential an Unterhaltungswert, was ein solches Aufeinandertreffen haben würde, wobei Chavo, Eddie und bedingt auch Billy Gunn absolut in der Lage wären, dieses Match auch wrestlerisch zu einem Leckerbissen werden zu lassen.

Die Vision

Und genau darum geht’s.
Potential in beide Richtungen. Maximale Ausfüllung der beiden Summanden in der Wrestling-Formel „Sports + Entertainment“. Dazu die Publikumsreaktionen beider Teams zur beschriebenen Zeit und die Fülle an Möglichkeiten, die Gemüter aufzuheizen. Arroganz der Outlaws, Ablenkungen, Foreign Objects, illegale Wechsel – im Gegenzug die verspielte Art und Weise der Guerreros, das Ohnmächtig-Spielen, das Petzen, die Streiche. Die Kombination dieser beiden Strategien, gepaart mit den Reaktionen des Publikums müssten ein solches Match zu einem Klassiker werden lassen, bei dem die Guerreros irgendeinen Trick der Outlaws am Ende umdrehen und damit den Sieg einfahren.

Am Ende stehen dann vier Männer im Ring, die alle eines gemeinsam haben: sie waren Teil eines der wohl unterhaltsamsten Tag Teams, die ich jemals im Wrestling-TV sehen dufte.