Match 3
Waylon Mercy vs. 
Mr. Kennedy

Die Midcard – so oft wird sie unterschätzt und doch hängt so viel von ihr ab. Die Midcard ist es, die die Stars von morgen schafft – die Midcard ist der Ort, wo eigentlich alles möglich ist, wo sich die Spreu vom Weizen trennt, wo Gimmick, Storyline und Fähigkeiten über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Oftmals werden besonders im heutigen Mainstream-Wrestling die Bedeutung und die Macht der Midcard gnadenlos unterschätzt. Natürlich verkauft sich ein Pay-Per-View maßgeblich durch den Aufbau des Main Events, bzw. der Fehden seiner Topstars, der Fehden der Upper Card Aspiranten. Doch Stehen und Fallen tut ein Pay-Per-View von der Qualität seiner 180 Minuten und nicht selten stellen nahezu 2/3 einer großen Show Fehden aus der Midcard dar. Double J Jeff Jarrett, Goldust und Razor Ramon. Rob Van Dam, Carlito und Papa Shango. Der Honky Tonk Man, der Berzerker und Christian – das sind nur wenige Beispiele derer, die eine solche Einleitung rechtfertigen.

Die Stars und ihre Zeit

Und schon stehen wir da, wo ich eigentlich hinwollte. Zur Überleitung zu den beiden Protagonisten des dritten Matches auf dieser Card. Zu zwei Männern, die fast durch ein Jahrzehnt getrennt genau das darstellen bzw. darstellten, was eben diese Vision der Rolle einer Midcard charakterisiert.

Fragt man mich, wen ich heute als „König der Midcard“ bezeichnen würden – mir würden viele Namen durch den Kopf schießen. Fragt man mich nach meinem All-Time-Favorite Midcard-Wrestler, könnte ich mit Sicherheit auch keine allzu spontane Antwort geben. Fragt man mich aber nach einen Dreammatch für die Midcard, in dem eben einer dieser All-Time-Favorites und eben einer dieser At-the-Moment-Favorites aufeinander treffen sollen, dann fällt mir nur eine Paarung ein.

Der Inbegriff dessen, was ein Midcard-Wrestler sein muss, war und ist für mich Waylon Mercy. Sein Aufbau war grandios, sein Gimmick eines der besten ever, seine wrestlinggeschichtliche Rolle kleiner als Danny DeVito auf Knien. Mercy wirkte wie der nette Psychopath von nebenan und ich war mir immer sicher, dass man ihn mit nahezu jedem in eine glaubhafte Fehde packen konnte.

Mein Wunschgegner aus dem aktuellen Geschehen: Mr. Kennedy. Nichts rockt 2006 mehr als dieser Kerl. Wie beschrieb ich die Kriterien für den Erfolg eines Midcard Wrestlers? Gimmick, Storyline und Fähigkeiten. Ersteres und Letzteres zeichnen Kennedy heute aus, das Mittlere liegt so nahe, dass man es nur noch greifen muss – eine Parallele die nach dem Vergleich mit Waylon Mercy nahezu apathisch schreit.

Das Match – die Motivation

Ein perfektes Gimmick, der Psychopath im Hawaiihemd, lässig, locker, brandgefährlich. Auf der anderen Seite der arrogante, provozierende und nicht weniger gefährliche Anzugträger. Entstehen tut aus dieser Konstellation der Stoff aus dem die Träume sind – so würde man es in Hollywood formulieren. Waylon Mercy muss in dieser Konstellation der frischgeturnte Face sein, der er leider nie war. Beliebt beim Publikum, ebenso wie Kennedy verhasst sein muss. Der Ken Kennedy von heute, der unantastbare, dem auf einmal diese coole Sau von Mercy gegenübersteht, an der Kennedy’s Gewehrsalven an gebündelter Arroganz einfach abzuprallen scheinen. Das Herzstück einer solchen Fehde wären mit Sicherheit die Segmente und der Aufbau, das Match müsste von der Stimmung der Fans leben.

Die Vision

Dann erhält man das, was die Midcard zur Midcard macht und ihr eben diese immense Bedeutung verleiht. Zwei absolut starke Charaktere, die sich trotz ihrer absolut unterschiedlichen Ausprägung auf einmal doch gar nicht mehr so unähnlich sind. Hätte man mit Mr Kennedy einen Intercontinental Champion, an dem schon viele Faces gescheitert sind, sollte Waylon Mercy derjenige sein, in dem das Publikum den Retter des Gürtels sieht. Vielen mag dieses Match auf der Card ein Dorn im Auge sein, einfach weil hier keine Namen wie Hulk Hogan oder Shawn Michaels beteiligt sind – und doch sehe ich genau diese Tatsache als Begründung, viel mehr noch als absolute Vorraussetzung dafür an, dass es auf dieser Card stehen muss. Ein PPV voller Main Events kann nicht funktionieren. Ken Kennedy und Waylon Mercy hätten dieses ungeheure Potential in sich gehabt, ihrer Rolle in der Mitte einer PPV-Card gerecht zu werden: Die Menschen vor den Bildschirmen zu bannen, sie zu fesseln, ihnen Durst auf mehr zu bereiten. Und wie ich jeden der zahlreichen Artikel über Waylon Mercy beende, so auch diesen. D’you know what I mean!?

Kennedy.