Was ist eigentlich ein Gimmick-Match? In der Regel kann sich das über mehrere Wege definieren, wenn man genau recherchiert, lassen sie sich aber wohl in einige wenige Kategorien ordnen.
Cage-Matches: Das sind diese Art Kämpfe, in denen das Gimmick darin besteht, dass der Ring von irgendetwas umrandet ist. Der klassische Steel Cage Kampf ist heute ziemlich ausgelutscht, gehörte vor einigen Jahren aber zu den wahren Highlights der Wrestlingkunst. Die Weiterentwicklung war Hell in A Cell, dann kam die Elimination Chamber. Die WCW stapelte gleich drei Käfige aufeinander, zwei Käfige nebeneinander oder stattete sie mit einem elektrischen Stuhl aus. Bei WWE baute man den Käfig einfach aus Bambus und nannte das Ganze "Punjabi Prison Match".
Irgendwas-on-a-Pole-Match: Sehr beliebt in der WCW. Der Witz bei diesem Match ist, dass irgendein Gegenstand an einem Stab am Ringpfosten hängt. Im Gegensatz zum Leitermatch hat man nicht gewonnen, wenn man den Gegenstand erreicht - man darf ihn ledglich einsetzen. Ich sag's mal so: Es gibt innovativere Ideen als das.
Do-to-Win-Stipulation: Bei dieser Klasse muss man irgendwas tun, damit man gewinnt. Beim Leitermatch muss man den Gegenstand erreichen, beim Submission Match muss der Gegner aufgeben, beim Last Man Standing muss man den Gegner zum 10-Count ausknocken und beim Heizungskeller-Match muss man Paul Bearer gemäß Tradition die Urne überreichen.
Hardcore-Match: Hier gibt's keine Regeln, alles ist erlaubt. Innovation und Varianten erhält der Kampf nur durch die eingesetzten Waffen oder das Umfeld. So trägt man die Kämpfe im bereits genannten Heizungskeller, in der Halbzeit des Super Bowl in einer leeren Halle, in einer Bar oder auf dem Parkplatz aus. Und wenn man keine Lust hat, sich was auszudenken, nennt man es einfach anders, z.B. Extreme Rules Match, Streetfight oder No Holds Barred.
If-you-lose-Match: Die letzte große Kategorie des Gimmick-Matches zeichnet sich dadurch aus, dass das eigentliche Match eigentlich keine Stipulation hat. Das Gimmick des Kampfes besteht dann erst darin, dass der Verlierer zu irgendetwas verdonnert wird. Jüngst hat das Vince McMahon seine Haare gekosten und auch die folgenden zwei Exemplare kommen aus genau dieser Kategorie:

King of the Ring 1995
"Kiss my Foot Match"
Bret "Hitman" Hart vs. Jerry "the King" Lawler

Genau so ein "If-you-lose-Match" war das Aufeinandertreffen von Bret Hart und Jerry Lawler beim 1995er King of the Ring. Das Szenario an sich war perfekt. Zwei großartige Techniker, ein Face, ein Heel, beide mit erstaunlichen Publikumsreaktionen auf ihre Rolle. Es sprach also alles dafür, dass die Fehde ein gutes Ende nehmen würde - dieses verbaute man sich dann aber, indem man aus dem vielversprechenden Showdown ein "Kiss my Foot"-Match machte. Die Stipulation setzte einzig und allein auf dem starken Heel-Charakter von Jerry Lawler auf und wurde im Aufbau dermaßen durch ihn überzogen, dass nichts klarer war als der Ausgang des eigentliches Kampfes. Lawler zeigte Woche für Woche Promos, in denen es nur darum ging, wie sehr seine Füße stanken - die ganze Fehde brauchte kaum Aufbau durch den Hitman.
Als es dann King of the Ring wurde, kam es wie es kommen musste und Lawler unterlag dem Hitman. Zur Belohnung gab es nicht nur den großen Zeh von Bret Hart zu schmecken, der King musste auch an seinen eigenen Füßen lutschen. Wie schlimm das war, sah man an den liebevoll eingefärbten Socken, die er schon "seit Wochen" trug. Das Ende vom Lied: Ein absoluter Schauder-Moment und das Debut von Kane als Dr. Isaac Yankem D.D.S., dem Zahnarzt von Jerry Lawler, der sich für die Fuß-Orgie am Hitman rächen sollte. Aber das ist eine Geschichte für sich...

In Your House: Over the Edge (1998)
"Mask-vs.-Mask-Match"
Vader vs. Kane

Das wohl klassischste Szenario der beschriebenen Gimmick-Match-Kategorie hat große Tradition in Mexico. Dort bedeutet die Maske eines Wrestlers seine Ehre und es gilt sie um alles in der Welt zu verteidigen. Die Anzahl der großen Stars in Amerika, die mit Maske zu großem Erfolg kamen ist in heutigen Zeiten sehr gering. Rey Mysterio konnte unter einer Maske World Heavyweight Champion werden und auch Kane schaffte dies einst. Das wars aber auch schon fast. Eben dieser Kane ist eines der wenigen Beispiele derer Männer, deren Mysterium durch das Tragen der Maske an Intensität nur gewinnen konnte. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis eben diese Maske, die gleichzusetzen mit Kanes gesamtem Charakter war, in einem Kampf auf dem Spiel stand. Dafür brauchte man jedoch einen maskierten Gegner. Wie schon beschrieben, gibt es die an amerikanischen Stränden aber leider nicht wie Sand am Meer. Rey Mysterio war damals noch zu wenig glaubwürdig als Gegner für die große rote Maschine und außerdem bezog er die Gehaltsschecks auch noch vom falschen Arbeitgeber.
Man hatte also einen maskierten Mann, dessen Maske man aufs Spiel setzen wollte, aber keinen anständig maskierten Gegner, der zudem auch noch glaubwürdig in einem solchen Kampf gegenüber Kane sein würde. Dann gab es da aber noch Vader. Glaubwürdig allemal, Gehaltsschecks mittler Weile auch vom richtigen Arbeitgeber und eine Maske trug er auch. Das Mask-vs.-Mask-Match stand und sollte bei einer In Your House Ausgabe im Jahr 1998 ausgetragen werden. Und was ist jetzt doof an diesem Gimmickmatch? Ich denke die Antwort beschreibt sich ausreichend, wenn man ein Foto von Vader betrachtet. Seine "Maske" war nämlich nichts anderes als ein paar Lederstriemen, die er ohnehin regelmäßig absetzte. Kane, dessen gesamter Charakter mit dem Verlust der Maske stehen und fallen würde stand nun also einem Mann gegenüber, dessen Maske für ihn so viel bedeutete wie ein Fahrrad für einen Hund. Natürlich verlor Vader, setzte seine Maske ab und die Welt war entsetzt über den Anblick, der sich offenbarte - unter der Maske versteckte sich niemand geringerer als... Vader. Nunja. Da man eh allen Bedingungen eines Mask-Matches widersprach, trug Vader beim nächsten Auftritt auch schon wieder seine Maske und eine handvoll Jahre später verlor Kane dann seinen Gesichtsumhang in einem - man hat aus den Fehlern gelernt - Mask-vs-Title-Match.

Das ist vielleicht Deine Meinung, Mann!