"The Immortal" Hulk Hogan

...oder:
"Die Geschichte von der unendlichen Dummheit, bei der ein schlecht getimeter Knock-Out beinahe die Geschichte zerstört hätte."


Man kann getrost davon ausgehen, dass es kein Leichtes ist, sein Geld mit professionellem Wrestling zu verdienen. Entweder man ist ein begabter Athlet, der die Zuschauer mit verrückten und gut geplanten Aktionen begeistert, dabei ganz die Tatsache übersehend dass es doch wieder nur 50 Leute waren, die einem dafür zujubelten von einem zwölf Meter hohen Aufbau mit einer sechsfachen Schraube auf dem Gegner für einen Two-Count zu landen. Oder aber man ist ein (sicher auch begabter) großer Klops (80er), bunter Freak (90er) bzw. muskulöser Langweiler (heute) und darf in der WWE sein Unwesen treiben. Dazu noch das ganze Problem, dass man vermutlich nicht älter als 45 wird und vorwiegend mittelalte Männer ohne Privatleben im Internet über einen herziehen. Da ist es dann auch nicht verwunderlich, wenn ab und an mal die Diskrepanz zwischen dem idolisierten Bild der Öffentlichkeit und der Realität zum Vorschein kommt, und wenn man Glück hat ist das Ganze auch noch witzig. Das nur als kurzer Exkurs um zu erläutern, dass es eigentlich nicht ganz fair ist, sich über Wrestler lustig zu machen. Fair ist nun allerdings kein Kriterium um Witze zu beurteilen, und die schwarze Seele des Verfassers dieser Zeilen hat sicher auch ein paar Farbnuancen durch das Lachen über Randgruppenwitze abbekommen.

Demnach willkommen zu meinen ersten Gehversuchen als Autor von Texten über den Sport der Könige. Wie sonst sollten sich auch anders die vielen Könige erklären lassen, die in verschiedenen Ligen schon ihr Unwesen getrieben haben? In den nächsten Wochen versuche ich eine Reihe billiger Lacher abzugreifen, indem ich mit Schmutz auf zu Unrecht unterschätzte Athleten werfe. Allerdings, und soviel Fairness muss sein, den Schmutz sollte jemand anders im Netz als zumindest „unbestätigtes Gerücht“ bereits veröffentlicht haben und es sollte ein Ausrutscher eines Wrestlers sein der nicht zwangsweise im Ring stattgefunden haben muss – es kann auch unter dem Ring sein, wie bei Sir Hennig.

Viele meiner Geschichten habe ich von einer sehr spaßigen US-Seite, deren Autoren vermutlich samt und sonders in einer Hölle landen werden, bei der nicht jede Menge Drahtzaun um einen Ring aufgebaut ist. Journalistische und wissenschaftliche Raffinesse und Exaktheit meinerseits machen es natürlich unvermeidlich, dass ich diese Seite auch nenne. Es sei daher im Laufe der nächsten Wochen sämtlichen Autoren von www.thewrestlingfan.com gedankt, insbesondere dem Gründer Sean Carless, dem selbsternannten Halbgott des Trivia Harry Simon und dem Verfasser ganz besonders obskurer Fundstücke, Derek Burgan. Meine Leistung wird sich darauf beschränken, von mir gefundene Perlen des Sports Entertainment zum einen zu übersetzen und zum anderen noch teilweise anders darstellen. Eine Genehmigung an sich habe ich nicht, allerdings wird das Ganze weder kommerziell genutzt noch mir selbst zugeschrieben. Sollte mich die Muse küssen und dazu veranlassen selbst einen Essay oder ähnliches zu schreiben werde ich das natürlich vorher gesondert ankündigen.

Aber zum Inhalt. Der erste Teil wird über einen ganz besonderen Liebling des Gründers vom Markreport gehen, nämlich den Namensgeber des Verfassers. Dabei kann es nur natürlich nur um den wundervollen Hulk Hogan gehen, dem vermutlich berühmtesten Vertreter seiner Zunft. Man kann über ihn sagen was man will, aber abseits seiner sicherlich beschränkten Fähigkeiten im Ring und den immer wieder gleichen Matches hatte er stets ein geradezu absurdes Charisma und hat ewige Jahre lang die Massen für den Sport begeistert. Unter anderem auch mich, daher der Name. Man kann über Hogan allerdings wiederum sagen was man will, aber abseits seiner wirklich großartigen Karriere ist er (nach aktuellem Stand der Internetrecherche) hinter den Kulissen einer der unerfreulichsten Erscheinungen die man sich nur vorstellen kann. Nicht dass ich der WCW groß hinterher trauere, ich war immer ein WWF-Fan, aber einer der Hauptgründe dafür zu sein, eine ganze Liga in den Abgrund zu reißen, ist ein Meilenstein den nicht viele in ihrer Karriere erreichen. So oder so betrachtet, Hulk Hogan ist eine Figur im Sports Entertainment an der man nicht vorbeikommt – dies gilt für Fans, Kritiker, Hasser und aufstrebende Talente die nicht ins Rampenlicht gelangen. Und diese Figur (der Einfachheit halber werde ich allerdings in dieser Serie keinen Unterschied zwischen Privatpersonen und Ringcharakteren machen) Hulk Hogan ist vor allem durch eine Veranstaltung auf ein derartiges Podest erhoben worden, nämlich Wrestlemania. Als die allererste WM 1985 veranstaltet wurde war es noch keineswegs ausgemachte Sache, dass Vince McMahon die Welt des professionellen Ringkampfs zu seiner eigenen machen würde. Sicher, er wilderte in anderen Territorien, hielt sich nicht an ungeschriebene und teilweise auch geschriebene Gesetze, aber gesichert war der Siegeszug noch lange nicht. Demnach war der Erfolg der ersten WM von essenzieller Bedeutung für sein Unternehmen, für seine Vision des Sports. Man muss sich nur einmal vorstellen was gewesen wäre wenn WM gefloppt wäre, wenn es nicht geholfen hätte Mr. T und MTV mit ins Boot zu holen, aber das war damals durchaus möglich (-> siehe auch, Paralleluniversum, Das). Dies nur um zu verdeutlichen dass durchaus ein gewisser Erfolgsdruck auf der ganzen Angelegenheit lastete, und demnach war es auch folgerichtig, dass der gottgleiche Champion vor WM zu jeder Fernsehsendung gekarrt wurde die sich nicht schnell genug dagegen wehrte. Darunter war auch die Sendung „Hot Properties“ mit dem Gastgeber Richard Belzer, welche von Hogan und T heimgesucht wurde. Dieser Belzer, als lustiger Gastgeber, machte seine Späßchen, und dazu gehört es eben nun einmal, dass Wrestler auch als Fälscher und dergleichen hingestellt werden. Ebenso guter Standard bei solchen Programmen ist es dann, dass der Wrestler den Gastgeber in einen Wrestlinggriff nimmt und ihm quasi demonstriert, dass das kein Scherz ist (-> siehe auch: „Dr. D“ Schultz), woraufhin der Spaßvogel zusammenklappt, danach wieder aufsteht und letztlich den Wrestler wie einen Idioten da stehen lässt. Aber dennoch hilft es beiden Seiten, und demnach nahm die große orange Maschine den Burschen in einen Würgegriff. Dieser verlor das Bewusstsein und die Welt war gerettet. Habe ich erwähnt, dass es bis hierhin Standard war? KEIN Standard war, dass Belzer sich danach auf den Boden fallen ließ und so hart mit dem Kopf aufschlug dass er tatsächlich kurz das Bewusstsein verlor. Der geübte Zuseher konnte auch den Grund erkennen, da er eine ziemlich unschöne Platzwunde am Hinterkopf hatte. Nachdem es nicht im Ring stattfand zeigte Hogan danach nicht den Legdrop sondern vielmehr wie entsetzt er gucken konnte. Belzer musste umgehend ins Krankenhaus eingeliefert werden, und den folgenden Gerichtsstreit (heutzutage wäre das bei einem PPV geklärt worden) legte man außergerichtlich bei.

Die dumme Tat dieser heutigen Ausgabe ist demnach, dass der zum Himmel und zurück gepushte Athlet der WWF kurz vor der Alles-oder-Nichts-Sendung seines Arbeitgebers mit einer Unachtsamkeit beinahe alles zunichte gemacht hätte. Und dafür gibt es von mir die imaginäre Genickschelle des Tages.

Das ist vielleicht Deine Meinung, Mann!