Ein großer Haufen Scheiße

...oder:
"Das bunte Potpourri aus witzigen Anekdoten, bei denen der Stuhl des Menschen vom Extrement zum Hauptdarsteller avancierte."


Herzlich willkommen zur zweiten Staffel meiner Debütserie, welche dank Faulheit und Ideenlosigkeit dann doch etwas länger in der Herstellung gedauert hat als ich es ursprünglich gedacht hatte. Immerhin haben sich ja die ersten fünf Teile fast von alleine geschrieben, da ging ich einfach mal davon aus dass dies so weiter geht. Aber egal, starten wir mit der neuen Staffel. Folge Nummer 6, oder 2-1 von GdM, wie es bei uns Serienjunkies heißt, behandelt keinen einzelnen Akteur sondern ein gewisses Grundmuster, welches erschreckend viele Aktionen von Wrestlern auszeichnet. Damit meine ich nicht die Sache mit den Steroiden und den Pferdeaufputschmitteln (wie Dynamite Kid), sondern die geradezu infantile Begeisterung für Fäkalien. Also Kacke, Scheiße, das braune Gold, A-A, Kot, oder was bei euch sonst noch alles an Synonymen dafür existiert. Eine nicht unerhebliche Menge an Backstagedummheiten bzw. peinlichen Aktionen hängt mit eben diesem Werkstoff zusammen, und bevor wir zum geradezu exegetischen Teil dieser Kolumne kommen sammeln wir doch einmal ein wenig Material über dieses Material:

-          Als Mr. Perfect beim derbe verhunzten Run des Ultimate Warrior in der WCW mit ihm zusammen unter dem Ring auf seinen Einsatz wartete (durch die versteckte Tür, Exemplar jener Spezies die später auch die Karriere des British Bulldog beenden sollte) und sich das doch einige Zeit hinzog kam der Notfalleimer für den guten Curt gerade recht und er setzte eine ordentlichen Haufen hinein. Das führte dann dazu dass der Warrior, angesichts dieser akrobatischen, peristaltischen und sicherlich auch olfaktorischen Meisterleistung beeindruckt, sich gewaltig übergab – mithin das Beste was er in der WCW zustande brachte.

-          Der Inhaber der Seite, von der ich immer noch am meisten klaue (www.thewrestlingfan.com), Sean Carless, war mit seinem Freund Jason Hart bei einem Event und sie konnten sich hinter die Kulissen schleichen. Dieser Freund schaffte es dann sogar in die Umkleide von eben jenem Curt Hennig und stellte fest dass dieser zwar diesmal immerhin die Toilette für seinen Haufen fand, allerdings dann nicht in der Lage war die Spülung zu benutzen, sprich die gesamte Ladung war noch in der Schüssel. Wieso er da drin nachsah kann ich mir angesichts des Rufs von Curt zwar vorstellen, aber ich denke nicht dass ich es gemacht hätte.

-          Sid Justice, ein wahrer Meister der Ringpsychologie (und –physiologie, mich schüttelt es immer noch wenn ich an sein Bein denke…), ging im berühmten method acting vor seinem Wrestlemania-Mainevent bei WM XIII einen ganzen Schritt weiter als eigentlich gefordert. Während ja alle Gegner beim Einzug des Undertaker Angst haben sollen war es dem Psycho nicht genug einfach nur zu zittern und danach kultig herumzugrölen (ich fand es immer wunderbar wenn er erklärt hat wer die Welt regiert – nämlich er), nein, er wollte noch ein wenig mehr Authentizität hinzufügen. Und wie macht man das? Na klar, indem man sich im wahrsten Sinne des Wortes in die Hosen macht. Dass der Undertaker nach dem finalen Tombstone die Zunge rausstreckte und die Augen verdrehte ist in dem Fall sogar verständlich.

-          Randy Orton, der Wrestler der dritten Generation, der deutsche Hotelzimmer inspirierend findet, hatte auch schon einen Fäkalzwischenfall. Angeblich (ach Quatsch, nichts angeblich, das sind harte News…) hatte er einen Disput mit der unfassbar talentierten Diva Rochelle Loewen, die sich – wie alle Divas – durch extreme Unkenntnis des gesamten Wrestling-Business auszeichnete und noch nicht einmal die Main Eventer erkannte. Während sie dann „ein oder zwei Stunden“ (ihre Aussage) an einem sicherlich extrem lustigen Backstagesegment feilte, das vermutlich dann stolze 90 Sekunden Zeit im Fernsehen bekam, fand Randy Orton in der großen Halle die Toilette nicht, ihre Hand- oder Sporttasche allerdings schon (hier gibt es unterschiedliche Angaben). Was sie danach dann darin fand – nun, man kann es sich denken.

-          Während der 90er Jahre, als Shawn Michaels seine Ekel-Phase hatte (siehe GdM, 1-4), hatte er diese klassische Affäre mit Sunny, bei der das Mädchen vom Jungen angegraben wird indem er ihr seine Erektion an den Hintern presst. In der Folgezeit trieben es die beiden wie die Wilden, was meiner Meinung nach ein gutes Indiz dafür ist, dass Shawn zwar Schmerzmittel und Aufputschmittel wie Brausetabletten gefressen hat, aber von den Steroiden anscheinend die Finger gelassen hat. Schlussendlich mochte Sunny entweder ihr Image als „Clique Chick“ nicht mehr so sehr oder aber fand dass Chris Candido mehr Liegestützen machen konnte, jedenfalls entschied sie sich dann doch für den. Das ging Shawn tüchtig gegen das Ego, und in einem Sandwich das entweder für Sunny oder für Skip bestimmt war fand sich dann statt des Truthahns eine tüchtige Portion „Clique-Shit“.

-          Die Geschichte, die als Klammer um alles herum gezogen werden kann, behandelt, wie passend beim Sport der Könige, Jerry „The King“ Lawler. Als der neu in die WWF kam war er nicht eben wenig arrogant, was unter Umständen ein wenig problematisch zu sehen ist. Zum einen ist er zwar eine Legende, aber hauptsächlich in Memphis, und zum anderen war er da auch schon ein wenig über seinen Zenit hinaus. Um ihn ein wenig in die Schranken zu weisen, entschied sich dann ein nicht unbeträchtlicher Teil der Wrestler dazu, ihm beim Royal Rumble in seine zeitweise unbewachte Krone zu pfeffern. Initiator dazu war, lt. Honky-Tonk-Man-Shoot-Interview, niemand anders als Steve Keirn. Genau, Skinner. Weitere Mitmacher: erraten, Curt Hennig und die Clique, sowie noch ein paar unbenannte Burschen, die die Krone angeblich bis zum Rand füllten.

Wie es Derek Burgan, von dessen Rezension des Sunny-Shoot-Interviews ich deren Geschichte gelesen habe, sehr richtig geschrieben hat: natürlich macht man ab und zu Blödsinn, aber ich habe noch NIE gedacht wie es wäre wenn ich jetzt irgendwo rein machen würde. Dass viele Vertreter der sportlich unterhaltenden Zunft das offensichtlich nicht so sehen liegt vielleicht darin begründet dass Wrestling doch sehr maskulin ist. Natürlich gibt es Frauen in dem Geschäft, aber entweder sind sie nettes Beiwerk wie Cruiserweights, oder sie sind einfach nur Dekoration, im Idealfall sogar beides. Die grundsätzliche Stimmung hinter den Kulissen ist wohl eher von den Männern geprägt, und wenn Männer miteinander auf Tour sind dann wird es eben ab und zu kindisch. Aber dennoch, muss man deswegen überall einen Hennig bauen (siehe einen Munson hinlegen, aus „Kingpin“)? Nur weil es ein bisschen wie im Schullandheim ist? Einem Schullandheim in dem es Drogen und Groupies gibt, wohlgemerkt, und mit einem bösen Oberlehrer und seiner boshaften Petzentochter sowie dem Klassenschleimer, der es der noch besorgt. Den einzigen welchen ich ein wenig in Schutz nehmen kann ist der perfekte Curt, weil er so viel Koks genommen hat, dass er irgendwie die Kontrolle über seine Verdauung verloren hat. Wen ich nicht in Schutz nehme ist die gute alte Clique, die anscheinend eine Grundstimmung wie im Pornokindergarten hatte, wenn man die ganzen Sexgeschichten noch dazu nimmt. Die Dummheit der heutigen Ausgabe ist demnach das obsessive und liebevoll gepflegte Verhältnis zu den eigenen Exkrementen, was mich dazu animiert, niemals einen Wrestler zu mir nach Hause einzuladen – wer weiß ob meine Schuhe danach dann nicht Einlagen haben.

Das ist vielleicht Deine Meinung, Mann!