Marty Jannetty

...oder:
"Die klare Erkenntnis, dass es nicht von Vorteil sein muss, sich ein Flugzeug mit Marty Jannetty zu teilen - es sei denn, man hat eh schon 'ne Glatze."


Auch diesmal wieder herzlich Willkommen zu dieser wie immer plagiatorischen Kolumne, und das noch dazu mit voller Absicht. Wer Eigenarbeit zum Thema professioneller Ringkampf lesen möchte, dem sei der Rest dieser mit Herzblut geschriebenen Seite anempfohlen, wer unausgegorene Gerüchte lesen will, die von dubiosen Ami-Seiten abgezogen sind – immer hereinspaziert.

Heute geht es um Aktionen von Wrestlern, während sie ihrer Hauptbeschäftigung nachgehen – und damit meine ich nicht Drogenkonsum sondern die erhabene und erhobene Veränderung des Aufenthaltsorts, uns Laien auch als „Im Flugzeug sitzen“ bekannt. Als im letzten Jahr die Diskussion über die Belastung von Wrestlern aufkam wurde unter anderem der nicht zu verachtende Flugaufwand hervorgehoben – und ich denke außer einem Hotelzimmer gibt es wenige Orte an denen sich Wrestler öfters aufhalten als im Flugzeug. Da verwundert es nicht sonderlich dass auf Tour ab und zu mal ein bisschen was der menschmachenden Dummheiten ebenda geschieht. Nachfolgend sollen daher zwei Beispiele für Flugreisen mit den modernen Gladiatoren verdeutlichen, was man tun sollte wenn man in der Sitzreihe vor sich plötzlich Wrestler sitzen sieht – meine Empfehlung seht ihr dann anschließend.

Der erste Flug wurde vor einiger Zeit auf www.wrestlingclassics.com in einem Forum veröffentlicht, wobei mehrere Quellen zu bestätigen scheinen, dass der Autor tatsächlich der unvergleichliche Marty Jannetty ist. Einer der ganz alten Hasen, der sich selbst immer wieder treu geblieben ist – zumindest was den Konsum von Rauschwerk unterschiedlichen Härtegrades betrifft. (Übrigens, andere Geschichte: beim Royal Rumble 1993 verlor er den Kampf gegen Shawn Michaels um dessen IC-Titel, hätte ihn aber eigentlich gewinnen sollen. Niemand hat es aber vermutlich so treffend beschrieben wie Jerry Lawler: “One guy showed up drunk and the other one won the match“. Schöner kann man es doch gar nicht formulieren… ) Jedenfalls, keine Geschichte ohne Titel, und diese hört auf den schönen Titel The Red Eye From SF To Dallas. Nach einer zweiwöchigen Tour kamen die Burschen reichlich übermüdet an Bord des Fliegers und wollten wie die anderen etwa 25 zumeist älteren Fluggästen einfach nur schlafen. Kurz vor Abflug kamen jedoch noch vier College-Studenten an Bord, und machten natürlich gleich mal ordentlich Radau und kündigten eine zünftige Party an. Kein Problem für Party Marty und seinen  Kumpel Shawn, aber vielleicht für die anderen Gäste. Kurze Zeit später entdeckten die drei Burschen und das als sehr heiß beschriebene Mädel Sgt. Slaughter und brüllten aus voller Kehle “GI JOE!“, anschließend wurden die Bushwackers ebenso höflich begrüßt. An dieser Stelle als kurze Erläuterung: ich wollte nicht den ganzen Text übersetzen, daher werde ich ein paar der besonders liebevollen Kommentare von Marty gesondert zitieren; erstes Beispiel folgt sogleich. Als Marty dies nämlich mitbekam dachte er, dass sie mit den Burschen und ein wenig GHB eine ganze Menge Spaß haben würden. Was nun genau GHB ist, überfordert ein wenig meinen durchaus überschaubaren Erfahrungsschatz mit Martys kleinen chemischen Freunden. Es wurde jedenfalls damals noch legal verkauft (worauf er großen Wert legt, wieso verstehe ich nach der gesamten Geschichte aber auch nicht) und nach einer (vermutlich nicht ursprünglich in der Menge vorgesehenen) Portion davon in Wasser fühlt man sich wie nach 20 Bier und als hätte man Acid eingeworfen (lt. Marty). Fast einer abgegangen wäre ihm dann als ein älterer Fluggast die Vier zur Räson rief, die jedoch nur meinten dass sie den ganzen Flug Party machen würden. Ein kurzer Blick zu Shawn und dann ab dafür. Sie stellen sich in die Gegend der Burschen, Marty nimmt das GHB und fragt Shawn ob er bereit wäre für eine kleine Party, was dieser natürlich laut bestätigt. Die Vier sehen das und werden neugierig – ich glaube so fängt man kleine Affen in der Wildnis. Auf die Frage was das sei kommt die Antwort dass dies nur etwas für geübtes Partyvolk sei, was die College-Kids natürlich zutiefst erzürnt, immerhin ist man ja in einer Verbindung und kann alles wegfeiern. Also, her mit den Gläsern, und Shawn kippt tüchtig rein – natürlich so vorsichtig dass das Mädel ein bisschen weniger bekommt. Ähnlich wie Zero-Zero (ein Loblied der bildungsstiftenden Funktion des deutschen Films) kickt das Zeug auch mitunter zeitverzögert, und zwar dann als der erste Marty wegen der ausbleibenden Wirkung anpöbelt. Die ersten beiden spüren eine aufkeimende Übelkeit, machen sich auf den Weg zur Bordtoilette und schwanken dabei wie ein Matrose auf Landgang. Der dritte plaudert ein wenig mit Marty, der sich mit Steve Lombardi vorstellt. Die erstaunlich nüchterne Spaßbremse fragt das Mädchen irgendwas, bekommt keine Antwort, macht das Licht an – und sieht sie in ihrer eigenen Kotze an die Wand gelehnt, woraufhin er sich nach Putzzeug aufmacht. Sie ist quasi ohnmächtig, was einen der Hebner-Brüder auf den Plan ruft. Dieser nimmt eine Schere und schneidet ihrem Trägertop die Träger durch, was dazu führt dass ihre großen Brüste frei liegen. Der Rest der “boys“ sieht bereits zu, Slaughter grinst breit und lenkt gezielt die Stewardess ab, damit etwaige Störungen ausbleiben. Die anderen Wrestler nehmen die Schere und schneiden ein bisschen an ihren Haaren herum, während mein und euer Held aus der ersten Klasse auftaucht – natürlich der Ultimate Warrior. Er knetet wie ein Irrer an ihren Nippeln herum, sie wacht auf, guckt ein wenig herum – und kotzt auf ihre Brüste. Spätestens hier war mir klar, dass ich Marty bestimmt auf keine Party einladen werde, aber es geht noch weiter. Der nette Junge kommt zurück, mit ein paar Tüchern, sieht den Schaden und macht sich auf die Suche nach seinem Kumpel, dessen Geburtstag sie eigentlich feiern wollten. Dieser Kumpel ist augenblicklich auf der Bordtoilette – allerdings nicht allein, denn der Ultimate Warrior und ein Gerät, das Geräusche wie eine Haarschneidmaschine macht leisten ihm Gesellschaft, beide in Aktion miteinander verbunden. Der Warrior verlässt kichernd die Toilette. Sowohl die Spaßbremse als auch Marty sehen nach dem Burschen – aber der Anblick, dass der Kerl mit runtergelassenen und vollgemachten Hosen dasitzt und eine schicke Irokesenfrisur sein Eigen nennt amüsiert nur einen der beiden. Da unterbricht das Haarschneidgeräusch die nicht eben heimelige Stille, der Warrior ist wieder zugange und ein paar Wrestler verwickeln die Spaßbremse in eine nette Unterhaltung, damit die saubere Arbeit auch fertig gestellt werden kann. Als das Gerät verklingt ist es Zeit sich die Bescherung mal näher anzusehen, was die Spaßbremse auch mit „Nicht du auch noch!“ ausgiebig macht. Der zweite Typ liegt in einer Sitzreihe, vollkommen Banane und hat nur noch da Haare am Kopf wo sein Arm lag. Der in der Zwischenzeit hinzugekommene Steward findet die Sache nicht ganz so komisch, und der erstaunlich nüchterne verblieben Bursche verweist auf Steve, der alles bezeugen könne da er doch schließlich ein Freund von ihnen sei. Steve jedoch verweist auf Anfrage nach Namen darauf dass sie genügend Zeugen hätten, dass die Vier noch Alkohol bekommen hätten obwohl sie bereits angetrunken waren. Daher folgender Deal: keine Namen, keine Aussagen über das Servieren von Alkohol. Kurz darauf landet der Flieger dann, die normalen Leute verabschieden sich mit Handschlag von den Boys und Randy Savage kommt zu den anderen, er hat leider verschlafen. Aber dennoch will er noch einen Blick erhaschen, und so geht es offensichtlich allen. Deswegen bildet sich unten am Flugzeug ein hufeisenförmiges Menschengemenge, die auf die Polizei warten. Einer nach dem anderen werden die „Unruhestifter“ herausgebracht, jeweils mit einem gutturalen „Oh Yeah!“ begrüßt und abgeführt. Und damit endet die erste Geschichte.

Die zweite Geschichte ist nicht ganz so abgehoben, aber dafür eine unfassbare Anhäufung von wundervollen kleinen Zwischenepisoden. Es handelt sich um den Flight From Hell, und diese Geschichte dürfte ein wenig bekannter sein als die eben geschilderte. Man schrieb das Jahr 2002 und eine große Europatournee ging gerade zu Ende. Nahezu das gesamte Roster befand sich daher an Bord dieses Flugzeugs und jeder wollte den anderen überbieten. Scott Hall war bei dieser Tour ein wenig in Ungnade gefallen, als er reichlich betrunken am Ring stehend einschlief. Wie macht man so etwas wieder gut? Natürlich, indem man der Tochter des Chefs seinen Schwanz hin hält – klappt doch bei Triple H auch ganz gut. Das sah Ric Flair und dachte: das kann ich auch. Aber am besten nicht Stephanie sondern… genau, den Stewardessen! Genau, Slick Ric zeigte den weiblichen Flugbegleitern seinen kleinen Ric, wobei es nicht bekannt ist ob die ihm angeboten haben ihm die Falten herauszubügeln, wie es sich in der ersten Klasse doch eigentlich gehört. Goldust eroberte das bordeigene Lautsprecherwesen und arbeitete seine beendete Beziehung mit seiner Exfrau Terri auf – die natürlich auch im Flieger war. Sean Waltman dagegen war vermutlich durch eine Party mit Marty Jannetty in Friseurstimmung und schnitt Michael Hayes ein gutes Stück von dessen Mähne ab – immerhin hat er ihm keine Drogen ins Getränk gemixt, bei X-Pac wäre ich da nicht so sicher. Den Vogel jedoch schossen die beiden eigentlich guten Kumpels Brock Lesnar und Curt Hennig ab. Curt provozierte Brock so lange, bis diesem von älteren Kollegen geraten wurde sich zu wehren, da er ansonsten nicht für voll genommen werden würde. Diesen Rat beherzigte Brock, und die beiden prügelten sich miteinander quer durch den Flieger, bis sie beide mit ziemlicher Wucht gegen den Notausgang knallten, was 10 km über dem Boden nicht das Lustigste sein dürfte. Zurück in den Staaten war es an Vince auf diese ganzen Eskapaden zu reagieren – und laut Zeugenaussagen war er über die Angelegenheit so sauer wie selten zuvor in seinem Leben. Als direkte Konsequenz wurden Curt Hennig und Scott Hall entlassen und das halbe Roster zur Sau gemacht – ob Curt jedoch auch seine Andenken in der Bordtoilette hinterlassen hat weiß man nicht…

So viel zu zwei sehr spaßigen Geschichten über Spaß in der Luft – also meine Flüge bislang waren ehrlich gesagt nie so lustig. Dennoch würde ich, wenn neben mir plötzlich feierwütige Wrestler wie X-Pac, Marty Jannetty oder gar Ultimate „The Barber“ Warrior Platz nehmen würden, den Flug wohl auf der Bordtoilette verbringen – aber absperren nicht vergessen, sonst läuft man danach rum wie Hawk von den Road Warriors.

Das ist vielleicht Deine Meinung, Mann!