Die Familie Von Erich

...oder:
"Warum Pro Sieben aus seiner Reihe 'We are Familiy' mindestens eine Doppelfolge machen müsste, um von den Von Erichs zu berichten."


Herzlich willkommen zu einem neuen Versuch, Gerüchte und unbestätigte Mythen den Anstrich der Authentizität zu verleihen und eigene Faulheit durch den Verweis auf andere Seiten zu vertuschen. Erneut ist es keine einzelne Dummheit die mich zum Schreiben gebracht hat, sondern eine Familiensaga. Wenn es um Dummheit und Wrestlerdynastien in einem geht dann fällt dem aufgeklärten Fan natürlich sofort die Familie von Erich ein. Nicht dass es in anderen berühmten Familien keine Dummheiten gegeben hätte, aber das sich Grenzdebilität durch eine gesamte Familie zieht ist schon eine seltene Ausnahme, und demnach haben die Adkissons diese Ehre voll und ganz verdient. Kurz vorneweg: ich bin nicht der Ansicht dass es irgend etwas gibt das Selbstmord rechtfertigt, es sei denn man ist Kapitän eines Schiffes oder Generalfeldmarschall, aber die Zeiten sind eigentlich auch vorbei. Dieser Umstand kommt jetzt der wenig am Leben hängenden Sippe nicht eben entgegen, da die wenigsten der Burschen normal ums Leben gekommen sind. Basierend auf dieser Antipathie der Familie von Erich gegenüber sowie allgemeiner Pietätlosigkeit hat Harry Simon, von der bereits mehrfach zitierten Seite www.thewrestlinfan.com, ein System entwickelt bei dem tote von Erichs dafür benutzt werden, um die Qualität eines Matches einzustufen und auf das etablierte aber zu differenzierte Sterne-System zu verzichten. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Die einfache Regel: je besser das Match desto mehr over war der von Erich auf seinem Höhepunkt. Nachfolgend kurz die einzelnen Stufen:

-       (FRITZ): Fritz, der Stammvater der Sippe und Vorbild für Familientyrannen auf der ganzen Welt, war zu seiner Zeit der am meisten gehasste Wrestler der USA. Er marschierte als böser Nazi durchs Land (genau, im Stechschritt, böse Nazis brauchen einen Adelstitel und den Stechschritt, JB von L), sprach mit Akzent und alle hatten Panik vor seiner bösen Iron Claw. Ein (FRITZ)-Match ist ein quasi perfektes Match, tolles Finish, hohe Bedeutung und eine exzellente Ausführung. Ein solches kommt im Jahr vielleicht ein- oder zweimal vor. Beispiel: Kurt Angle gegen Shawn Michaels bei WM XXI.

-       (Kerry): Der mittlere der in den Ring gestiegenen von Erichs war zwar nicht des beste Worker und noch dazu nahezu dauerhaft zugedröhnt, aber er war der einzige der Kinderschar die das Versprechen des Vaters (World Champion zu werden) tatsächlich erfüllten – als er 1984 bei der Show zu Ehren seines Bruders Ric Flair den NWA-Titel abnahm. Zudem noch den WWF-IC-Titel und der Beleg dafür, ausreichend over gewesen zu sein ist erbracht. Ein (Kerry)-Match ist ein tolles Match das man sich am liebsten sofort wieder ansehen würde, das den letzten Schritt nur aus Kleinigkeiten nicht schafft, die teilweise nur von sehr kleingeistigen und humorlosen Internetfans gefunden werden. Beispiel: Shelton Benjamin gegen Shawn Michaels bei RAW, 2005 (weil es keinen Aufbau hatte und daher recht bedeutungslose war, aber ansonsten ein perfektes Match war).

-       (David): Der tatsächlich beste Worker der Familie war 1984 dazu auserkoren den höchsten Titel der Wrestlingwelt (zur damaligen Zeit) zu gewinnen, konnte diesen Plan aber nicht ganz ausführen, da er lieber in Japan an einer Darmentzündung starb. Diese resultierte, wenn man Fritz’ Ansage an die WCCW-Fans Glauben schenken darf, an einem bösartigen und illegalen Tritt eines garstigen Japaners und natürlich nicht an den wüsten Drogenexzessen des Burschen. Da es nicht nach Talent sondern nach der Popularität geht liegt er im familieninternen Ranking nur auf Rang drei. Ein (David)-Match hat keine großartigen Schwächen, erfreut einen als Fan und einfach ein gut geführtes Match von dem es mehr geben sollte. Beispiel: Shawn Michaels gegen John Cena bei WM XXIII (ihr Match bei RAW wäre aber (Kerry) gewesen).

-       (Mike): Der nominelle Nachfolger von David wurde nach dessen Tod nicht eben behutsam aufgebaut und konnte niemals dem Bedarf an Talent gerecht werden. Zudem verletzte er sich und wurde drogenabhängig, aber den letzten Teil kann man eigentlich bei allen Brüdern einfach einsetzen. Durch die geringen Erfolge in seiner Karriere war er natürlich auch nicht so over, was ihm diesen Rang einbringt. Ein (Mike)-Match ist ein Match zum Füllen der Card und ist nichts Besonderes, die Aktionen sind nicht schön durchgeführt und es ist die Kategorie die man eigentlich nicht sehen will. Beispiel: MVP gegen Ric Flair beim Royal Rumble 2008.

-       (Chris): Der jüngste Spross wollte unbedingt seinem Vater nacheifern, war aber weder gut im Ring noch erfolgreich noch irgendwie over. Drogen nehmen konnte er natürlich trotzdem, irgendwas musste man ja auf der Farm der Familie auch lernen. (Chris)-Matches tun im Auge weh, Aktionen werden schlecht durchgeführt, noch schlechter verkauft, das Match hat in etwa soviel Ringpsychologie wie die WSX und nichts funktioniert. Beispiel: eigentlich alle Kämpfe mit Mark Henry.

-       (Waldo): Er war ein gefälschter Bruder von Fritz, und demnach natürlich kein echter von Erich. Einer der Gründe wieso er sich nicht die Rübe weggekokst hat, aber das nur am Rande. Ein (Waldo)-Match ist kein richtiges Match, sondern entweder irgendein Gimmick-Kram das mit Wrestling nichts zu tun hat (Armdrücken etc.) oder aber, als Beispiel: Jobberkämpfe.

-       (Lance): Der gefälschte Sohn des gefälschten Bruders war nie sonderlich gut im Ring und erst recht kein von Erich (daher auch noch am Leben). Ein (Lance)-Match kommt selten vor, und es ist ein Match bei dem das Match gar nicht anfängt, weil einer der Protagonisten nicht auftaucht, auf der Rampe attackiert wird etc.

-       (kevin): Hui, jetzt wird es verworren. Kevin zeichnet sich ja dadurch aus dass er noch lebt, was ihn von seinen Brüdern schon einmal inhaltlich abhebt. Zudem hat er bei Kerrys Tribute-Show den Promoter um mehr Geld erpresst, was ihn gemäß Harry Simon dazu qualifiziert als Matchbewertung immer klein geschrieben zu werden. Für Matches die so schlecht sind dass man sich am liebsten die Augen rauskratzen möchte, weil mehr Aktionen versaut werden als beim Promiboxen und andere Nettigkeiten, musste eine Bewertung gefunden werden die quasi unter Null ist. Und wenn positive Bewertungen tote von Erichs sind – dann ist ein lebendiger von Erich natürlich eine negative Bewertung. Beispiel: die Kämpfe mit den Bushwackers, meine Güte, waren die übel.

Soviel also zum Bewertungssystem, ich finde es eine echt originelle und ziemlich geschmacklose Idee, eine gute Mischung. Aber zurück zu den Verblichenen. Nachdem er eine ziemlich gewalttätige Kindheit hinter sich gebracht hatte (unter anderem mit Kämpfen gegen andere Kinder, auf die Geld von den Vätern gesetzt wurde, kein Witz) entschied sich Fritz dazu, seine Kinder systematisch durchzuprügeln und seelisch zu verkrüppeln. Und was ein echter falscher Nazi ist, der schafft so etwas natürlich spielend. Nur ob man dann gleich Drogen nehmen muss? Der König der Junkies war dabei Kerry, der nicht nur auf dämliche Art und Weise sein Bein verlor (was auch bei Genickbruch steht) sondern auch Inhalt zweier Katzen-Geschichten vom Honky Tonk Man ist, welche beide in Japan spielen. Die erste Geschichte besagt dass er völlig zugedröhnt die Iron Claw an einer Mieze ausprobiert hat bis alle neun Leben weg waren. Die zweite beinhaltet ein Sägeblatt für eine Kreissäge, eine Umkleidekabine, eine neuerliche Katze und einen gelungenen Schleuderwurf – offensichtlich mochte der texanische Tornado keine weiblichen Hunde (lt. Lukas’ WM-Tagebuch). Der gute alte Kerry mit seiner Schwäche für Cheeseburger. Kevin dagegen hat sein Verhältnis zum anderen Geschlecht recht pekuniär aufgebaut – sein erstes Mal hatte er als ihm der damalige NWA-Champion Gene Kiniski in Las Vegas eine Prostituierte spendierte. Er war zwölf. Nichtsdestotrotz gab er diesen Edelmut gerne an seinen jüngsten Bruder Chris weiter, allerdings war der Bursche da noch ein paar Tage jünger, nämlich elf, weswegen er das Ganze vermutlich nicht so prickelnd fand wie Kevin. Eine weitere klassische Kevin-Geschichte beinhaltet einen Dialog mit seinem liebevollen Vater. Als alle seine Brüder langsam verblasst waren, hatte er mit seinem Vater eine Unterhaltung. Dieser meinte zu ihm, dass wenn er ein echter Kerl wäre dann würde er es seinen Brüdern nachmachen, woraufhin Kevin – zumindest laut eigener Aussage – meinte dass ein echter Kerl am Leben bleibt. Übrigens war Fritz eh der Freund markiger und herzlicher Sprüche – als David Manning (WCCW-Referee) zu ihm kam, um ihm die Nachricht über David zu übermitteln, wurde er mit den Worten „Which one?“ begrüßt.

Ist es nun die Schuld des hauseigenen Familiendämons Fritz dass alle Söhne einen an der Waffel hatten oder nicht? Ja und nein, würde ich sagen. Ja weil es natürlich keinen guten Einfluss haben wird, andauernd Druck – mental und körperlich – zu bekommen. Und Nein, weil es für jeden der Burschen auch eine Möglichkeit gegeben hätte sich abzuwenden. Kevin ist zwar ein Stinker, aber er hat sich wenigstens nicht umgebracht, was meiner Meinung nach an seinem Verhältnis zur käuflichen Liebe liegt. Demnach ist die Dummheit der heutigen Ausgabe die Unfähigkeit, sich gegen einen Familiendespoten zur Wehr zu setzen, sowie die Finger von den Drogen zu lassen.

Das ist vielleicht Deine Meinung, Mann!