Preis zur Markreport’schen Wertschätzung erbrachter Leistungen im vergangenen Jahr, aufgeteilt auf bestimmte Kategorien im Bereich World Wrestling Entertainment

Ein Jahr ist zu Ende und Menschen geraten in Panik. Das bloße Hochzählen einer Ziffer auf der letzten Stelle der Datumsfolge lässt sämtliche Kulturen und Bevölkerungsschichten komplett durchdrehen. Dabei ist eigentlich alles beim Alten. Mein Fuß tat nach einem kleinen Unfall am 30.12.2007 weh. Heute tut er das immer noch, da hat diese doofe „8“ auch nichts dran geändert. Ich komme morgens scheiße aus dem Bett, meine Fußleisten sind immer noch nicht montiert und im Fernsehen läuft noch der genau derselbe Mist wie vor einer Woche. Aber – wir haben 2008. Neues Jahr, neues Glück. „Sünden auf Reset“ und „Vorsätze“, das sind die Devisen, mit denen Menschen als Anstoß ihrer Neujahrspanik in die nächsten zwölf Monate starten. Total modern ist hierbei das „Bilanz ziehen“ oder „Revue passieren“. Alles nochmal durchkauen und bewerten, sich selber zum Richter dessen machen, auf das man 365 Tage lang nicht den Hauch eines Einflusses hatte. Günter Jauch und Johannes B. Kerner werfen sich immer früher bereits im Dezember in ihren feinen Zwirn, um die Bilder und Geschichten des Jahres nochmal aufzulegen und erreichen unglaubliche Quoten damit, etwas zu zeigen, was jeder schon mal gesehen hat.

Neues Jahr, neue Panik. Alles muss auf den Prüfstand. Beliebt im Bereich der Wrestling-Internet-Berichterstattung sind Verleihungen von Trophäen, die den Besten Wrestler, die Beste Storyline, die Besten Gimmicks und bei diversen Zynikern auch die Schlechtesten ihrer Kategorien auszeichnen. Mal ehrlich – was für ein Mitteilungsbedürfnis muss man haben, regelmäßig über die „Besten“ und „Schlechtesten“ Kämpfe, Menschen und Geschichten zu urteilen?

[Kurzes Schweigen]

Okay. Damit sind wir am Punkt. Ich bin unzweifelhaft der Rock’n’Roll-Über-Alien des Mitteilungsbedürfnisses und habe Neujahrspanik wie jeder andere Mensch auf dieser Welt auch. Vielleicht sogar ein bisschen mehr als der Großteil. Ich sehe also keinen plausiblen Grund, warum ich als Betreiber einer Wrestling-Berichterstattungsseite im Internet nicht auch als Ergebnis meines enormen Mitteilungsbedürfnisses meine eigenen Jahres-Awards vergeben dürfte. Ich denke, die Motivation ist hinreichend geklärt. Und jetzt geht es an die Awards und da ist wie so oft weniger mehr. Was bringt es mir, einen Award zu bekommen, wenn diese Ehre Tausenden zuteil wird? Genau, gar nichts, außer, dass ich mir einen Trophäenschrank kaufen muss und meine Freundin noch mehr rum heult, wenn sie meinen ganzen Krempel abstauben soll. Weniger ist mehr und daher beschränke ich mich bei der Vergabe des „Preises zur Markreport’schen Wertschätzung erbrachter Leistungen im vergangenen Jahr, aufgeteilt auf bestimmte Kategorien im Bereich World Wrestling Entertainment“ auf die wesentlichsten Kategorien – fünf an der Zahl. Los geht’s.

Kategorie 1: Bester Titelwechsel 2008

Was gab es in den vergangenen zwölf Monaten für tolle Titelwechsel. Alles, was mit dem World Heavyweight Title bei Smackdown zu tun hatte, war irgendwie chaotisch. Keiner fühlte sich anscheinend so wirklich wohl in seiner Rolle als Champion und gab es getreu dem 2006er Vorbild Batistas auf, Champion zu sein. Der Undertaker ließ sich wenigstens noch in wenigen Sekunden durch Edge squashen. Edge selber zog es vor, den Gürtel kampflos an den Great Khali weiterzugeben. Batista spielte dabei stets die Rolle desjenigen, dem es nicht gelang, ans Gold heranzukommen. Bis er Khali dann endlich besiegte, um den Gürtel im Anschluss wieder an Edge zu verlieren. Man merkt schon, ein großes Kuddelmuddel. Und trotzdem gilt dieses Kuddelmuddel als Laudatio für die Bronze-Medaille und diese geht an den coolsten Titelwechsel in der World Heavyweight Division und das war zweifelsohne der Gewinn des Great Khali bei der Battle Royal um Edge’s abgegebenen Gürtel.

Smackdown punktete 2007 außerdem dadurch, dass man einen seiner Gürtel ins Nirvana verschwinden ließ. Leider den Gürtel, hinter dem gerade die Internet-Smarks stets das größte Potential sahen. Vor wenigen Jahren noch, wurde der Cruiserweight Title von Frauen und Senioren gehalten. In diesem Jahr gab man das Gold an einen Kobold und verschaffte damit dem letzten McMahon außer Linda die Ehre, Championship-Luft zu schnuppern. Hornswoggle pinnte in einem Gauntlet-Match, für das er nicht gelistet war Jamie Noble und war fortan Cruiserweight Champion. Nen Preis gibt’s dafür aber nicht. Den gibt es für das Gauntlet-Match, das Chavo Guerrero zum Champion kürte. Denn dieses Match beendete vollkommen grundlos und plump die großartige Regentschaft des Gregory Helms. Und bis heute weiß keiner, wieso.

Absoluter Sieger in der Kategorie des besten Titelwechsels kann jedoch im Jahr 2007 nur ein einziges Match sein und das fand im April auf italienischen Boden statt. Umaga, das Übermonster der WWE forderte bei einem RAW-Taping während der Europatournee einen Fan heraus und McMahon pickte, wie es der Zufall wollte, einen kanadischen Wrestler italienischen Ursprungs aus. Santino Marella wurde in seiner Heimat geliebt und er bezwang den Samoan Bulldozer mithilfe von Bobby Lashley. In Amerika interessierte sich aber niemand mehr für Santino. Er schaffte einige belanglose Siege gegen Größen wie Chris Masters und verlor den Gürtel schließlich wieder an Umaga. Dafür gibt es den Preis des besten Titelwechsels 2007.

Kategorie 2: Bestes Match mit der Beteiligung von Ron Simmons

Der ehemalige Faarooq erlebte 2007 seinen zweiten Frühling und das nur aus dem Grund, dass man ihm ein einziges dämliches Wort in den Mund legte. Simmons wurde zur Legende und kaute über die Monate jede, aber euch wirklich jede Variante hervor, die sich auch nur im Entferntesten auf das Wort „Damn“ reimte. So nett das sicherlich an einigen Stellen auch war, ist das hier immer noch das Wrestlingbusiness. Das soll nicht bedeuten, dass hier nur diejenigen auftreten dürfen, die auch wrestlen können, um Gottes willen, aber jeder der Auftritt muss auch mal kämpfen. So ließ Simmons‘ In Ring- Comeback nicht lange auf sich warten. Schadensbegrenzung erfuhr man dadurch, diesen Run größtenteils bei HeAt abzuspulen, also dort wo es niemand mitbekommt. Und trotzdem war die Gegnerriege eine sehr illustre. Der goldene Award für das beste Match mit Beteiligung von Ron Simmons muss neben den ganzen Gestalten, die sich Gegner nannten, an diese Stelle aber eindeutig an ein Match gehen: 01.10.2007 – HeAt – Ron Simmons vs. Daivari. Für Daivari war es Teil zwei seiner drei letzten Horrorwochen bei WWE. In der Vorwoche musste er sich für Jim Duggan hinlegen, dann für Simmons und in seinem ganz persönlichen Finale schließlich für Goldust’s kleinen Bruder. Damn.

Kategorie 3: Bestes Tag Team, das 2007 nicht bei WWE auftrat

Für die drei Mitglieder von La Resistance war 2007 kein gutes Jahr. Rob Conway, Sylvan Grenier und René Dupree wurden allesamt aus ihren Verträgen entlassen. Für Dupree waren die Mittelchen der Grund, für Conway und Grenier die Unlust der Booker, sich etwas Anständiges für sie auszudenken. Bedauerlich ist das ganze in erster Linie deshalb, weil die drei durch die Bank weg sehr talentierte junge Männer sind, die – besonders im Fall von Conway – absolute Chancen auf einen erfolgreich Run bei WWE gehabt hätten. Nun sind sie alle drei weg und trotz all des Talentes vermisst sie leider auch keiner so wirklich. Was natürlich maßgeblich daran liegt, dass man sie zuvor so einsetzte, dass sie keinen bleibenden Eindruck hinterlassen konnten. Der bronze-farbene Award in der Kategorie Tag Team, das 2007 nicht bei WWE auftrat geht somit an La Resistance. Und das, obwohl sie 20.02.2007 ein Match bei ECW on SciFi hatten und somit sehr wohl auftraten. Ich habe mich jedoch dazu entschieden, dass der Preis trotzdem zählt.

Nie war ein Team bei der World Wrestling Federation silberner als das Tekkno Team 2000. Und nie wurde ein ehemaliges Team der World Wrestling Federation weniger vermisst als das Tekkno Team 2000. Allein das ist es schon wert, sie mit dem silbernen Award für das Team auszuzeichnen, dass 2007 keinen Auftritt bei WWE hatte. Insgeheim hatte ich allerdings bei der ganzen Save-Us-Storyline mit einem Knaller wie dem Comeback des Tekkno Teams gerechnte. Mit Jericho war sich doch eh jeder viel zu sicher. Wie kultig wäre es denn gewesen, wenn plötzlich nach der Auflösung der Jericodes nicht der Ayatollah of Rock’n’Rollah sondern Troy und Travis vom Tekkno Team 2000 durch den Vorhang marschiert werden? Diesen Preis gibt es dafür, dass so etwas nur in meiner kranken Phantasie vorherrscht und dafür dass es definitiv nicht passiert ist.

Das wohl beste Tag Team des laufenden Jahrzehnts hatte in 2007 ebenfalls keinen Auftritt im TV. Besser gesagt hatte besagtes Tag Team schon keinen Auftritt mehr bei WWE seit dem Jahre 2002, denn in diesem Jahr gelang es der Teufelskombo aus Edge und dem unsterblichen Hulk Hogan, das männlichste Team aller Zeiten Billy & Chuck um die World Tag Team Titles zu besiegen. Edge widmete sich fünf Jahre später intensiver um seinen eigenen Kram und gewann diverse World Heavyweight Titles. Hogan hingegen verbockte hingegen seine Ehe und trat nur einmal bei der 15-Jahresfeier von RAW auf, um seine altbekannte Show abzuspulen. Leider verpasste man diese Chance zu Reunion des legendären Teams und dennoch – oder gerade deswegen – belohne ich Edge und Hulk Hogan mit dem Award für das beste Tag Team, dass 2007 nicht im WWE-TV auftrat.

Kategorie 4: Bester Kane

Wichtig im Wrestlingbusiness ist Beständigkeit. Leider war dies eine Sache, die man bei World Wrestling Entertainment im Jahr 2007 vermissten musste. Viele Männer im Main Event verletzten sich, einige große Namen wie Booker T oder Rob Van Dam verließen gar die die Liga und hinterließen dadurch große Lücken. Ein Mann war jedoch die ganze Zeit über präsent und das ist niemand geringerer als Kane. Kurz vor seinem überfälligen Push in den Main Event verletzte sich blöder Weise sein Gegner, so dass Kane nicht den Spot bekommen konnte, der es eigentlich hätte sein sollen und als drittes Rad am Fahrrad neben Batista und dem Great Khali unterging. Wobei er ja bei WrestleMania gegen den Great Khali auch ziemlich unterging… und so wirklich überzeugend war sein Auftritt im Lumberjack Match bei One Night Stand gegen Mark Henry auch nicht. Hm. Mist, das zerstört mir meine komplette Argumentationskette. Naja egal, dann vergebe ich den Preis für den besten Kane 2007 einfach an den Singapore Cane – der hat wenigstens einmal „on a Pole“ gehangen.

Kategorie 5: Bester Drogensünder

Drogen, Drogen, Drogen. Alles drehte sich 2007 mal wieder um Drogen. Vince McMahon griff rigoros durch. Während er den ersten Lauf der Sünder noch mit einer Verwarnung davon kommen ließ, kündigte er an, ab November jeden einzelnen Angestellten auf der Homepage der WWE zu nennen, der gegen die Wellness Policy verstößt. Ergebnisse der Tests waren belanglose Suspendierungen wie die von Edge, Helms oder Funaki, aber auch Entlassungen und freiwillige Abgänge. Bei allem guten Willen McMahons sticht eines doch aber ganz deutlich ins Auge: Das Cover des Muscle Magazines hängt nicht mehr an der Wand von Vinnie-Mac’s Kabine. Will er kein Vorbild mehr für seine Angestellten sein? Will er ihnen nicht mehr beweisen, dass man einen Traumkörper auch ohne Anabolika erreichen kann? Die Fragen bleiben offen und ich belohne Vince McMahon mit dem bronzenen Award des besten Drogensünders 2007.

Für Booker T., oder wie er im WWE-Land in den letzten Monaten genannt wurde, „King Booker“ lief die Drogensache weniger glimpflich ab als für viele andere. Nach seinem Wechsel zu RAW fiel er durch die Tests und wurde direkt nach der ersten Phase seiner Fehde mit Triple H suspendiert. Für 60 Tage – doppelt so lange wie das, was King Booker als fair erachtet hätte. Also drohte er mit Kündigung, blieb dann und verschwand schließlich doch. Gebracht hat ihm das einige anständige Pops bei TNA – und den silbernen Award für den besten Drogensünder 2007.

Gold kann in dieser Kategorie an nur einen Mann gehen und zwar an den Godfather of Drogensünding. Nach der Benoit-Tragödie war das mediale Geschrei sehr groß. Legenden wie Marc Mero und Steve Blackman sahen es als ihre christliche Pflicht an (um mal mit den Worten Eva Herrmanns zu sprechen), ihren Senf dazu zu geben und nichts blieb unkommentiert und unkritisiert. Ein Mann sprang schließlich todesmutig für WWE in die Bresche  und wehrte sich und seinen Arbeitgeber mit jeder seiner Poren gegen Drogenkonsum und den Schwachsinn die der Wildman, die Lethal Weapon und Mr. Observer in den ganzen Talkshows verzapften. Mr. Kennedy wurde zum Ehrenretter der Drogenfreien. Drei Monate später fiel er durch den WWE’schen Drogentest.

Mein Glückwunsch geht an die Gewinner!

Das ist vielleicht Deine Meinung, Mann!