Am 13.06.2006 startete „ECW on SciFi #1“ auf dem Alien-Sender und schon als in den ersten Bildern ein John Cena im RAW-Rückblick zu sehen war, ließ es den letzten Glauben daran, etwas Großes geschaffen zu haben dahingehen. Cena hatte eine Nacht zuvor am Montagabend angekündigt, die Debütshow des neuen Brands zu besuchen – und da hatte er auch guten Grund zu. Schließlich buhte man ihn nicht nur aus die Halle, als sei er in einem amerikanischen Ring Kommunist, Nazi und Kanadier in einem, nein, er verlor beim sonntäglichen PPV auch seinen WWE-Title an das neue Aushängeschild des jungen Brands, Rob Van Dam. RVD forcierte man so direkt an Stelle 1 und übergab ihm neben dem gewonnen WWE Title auch den ECW Titelgürtel – zunächst ein Replica, was Sinnbild dessen werden sollte, was ECW in den ersten Wochen und Monaten war. Ein billiges Replica des Originals. Nach etwas Hype um den neuen Champion war es Zeit für das erste Match in der neuen ECW – und der erste Mann, der durch den Vorhang des gegründeten Brands schritt war niemand geringerer als… The Zombie. Ein Jobber mit Erde in den Taschen, der nur an diesem einzigen Abend auftrat – und doch erlangte die Figur genau deshalb Kultstatus. Der Gegner war The Sandman und es gab die Zerstörung, nach der dieser Kampf auf dem Papier schon roch. Es debütierte eine Exhibitionistin namens Kelly Kelly, Kurt Angle setze gegen ECW Original Justin Credible ein Zeichen und gab allen neuverpflichteten Originalen damit den Fingerzeig, was sie in der Liga waren. Jobber. Jobber, für all jene, in denen Vince McMahon Potenzial sah. Der Main Event setze die Farce fort, denn Paul Heyman ließ hier 10 Kämpfer um ein Match gegen John Cena rangeln. Es war deprimierend zu sehen, wie man Tony Mamaluke, Danny Doring und Roadkill dem WWE-Publikum vorstellte. Am Ende siegte Sabu, einer der wenigen anfangs wohlgepushten ECW Originale und es endete eine Show, die den ECW Fan am Boden winselnd vor den Fernsehern zurückließ.

Nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht – man nahm diese ECW Sache bei WWE schon ernst. Es war ganz sicher keine absichtliche Leichenschändung, die einzig und allein dazu da war, zu demonstrieren wie abartig eine Konkurrenzliga wie ECW wäre, würde sie heute noch existieren. Erinnern wir uns schließlich an die Volkswirtschaft – Vince wollte Kohle mit dem dritten Brand machen und das versuchte er halt auf seine ganz spezielle Art und Weise. Bis auf ein paar alte Gesichter stellte sich diese Art und Weise aber nun mal in diesen Extreme-Wannabe-TV-Shows dar, bei denen Triple Threat Matches nach einem Fall endeten und Waffeneinsatz per DQ bestraft wurde. In den Folgewochen zeichneten sich die Shows dadurch aus, dass man Sabu als Cena-Gegner aufbaute, der Sandman weitere Freaks wie den mexikanischen Macho Libre oder den debütierenden Bick Dick Johnson per Singapore Cane verdrosch und im Main Event die ECW-WWEler RVD, Angle oder Big Show auf irgendwelche RAW- oder Smackdown Superstars trafen.

Aber fernab dieses starren Konzeptes fing man an, das zu präsentieren, was ECW on ScyFi die nächsten Jahre prägen sollte – nämlich neue Stars, die hier Laufen lernten und Altstars, denen man hier einen Neuanfang gewährte. Die ersten Beispiele waren Mike Knox, Kevin Thorn und Test. Die Comebacks vom Ex-Mordecai und Test wurden schon früh in den Shows per Videoeinspielern gehypted. Mike Knox, der erste wirkliche Debütant der Show durfte seinen ersten Squash noch im ersten Monat des Bestehens absolvieren. Dadurch entwickelte sich früh eine Eigendynamik und schon etwas wie ein eigenes neues Gesicht des neuen Brands. Bei frischen, unverbrauchten Gesichtern konnten die Argumente der Altfans nicht mehr angebracht werden. Schließlich ist es logisch, dass ein Debütant kaum an die Originalliga erinnert. Und speziell bei Thorn und Test war erkennbar, dass man tatsächlich eine Plattform schuf, in der der behutsame Aufbau solcher Stars wirklich möglich erschien. Jobber, die hatte man ja genug. Und so waren es natürlich weiterhin Männer wie Danny Doring, Roadkill, das FBI, Al Snow und sogar Tommy Dreamer, die sich für den Aufbau der neuen Gesichter hinlegen mussten.

Es war nicht die alte ECW und auch die Magie, die die beiden One Night Stands noch besaßen, war bereits nach der Debütshow verflogen. Wollte man Magie – dann musste man zu einer Houseshow, denn wenige Tage nach dem Fernsehdebüt hielt WWE eigene ECW House Shows ab, bei denen plötzlich Cards zustande kamen, die mehr an die ursprüngliche Hardcore-Liga erinnerten, als das Fernsehprodukt. Neben den großen WWE-Stars, kamen hier selbst Männer wie Stevie Richards oder CW Anderson zu Auftritten. Originale feierten Siege und prügelten sich mit Holzstöckern.  Mit den Fernsehshows veränderten sich aber natürlich auch die Houseshows. Nach und nach gingen Originale, teils freiwillig, teils arbeitgeberseitig getrieben. Es kamen neue Leute und so verloren auch die Houseshows immer mehr von dem Flair, der sie anfangs noch auszeichnete. Schon nach wenigen Monaten stampfte man sie bereits ein und legte die Liga im Houseshow-Bereich mit den beiden großen Schwesterbrands zusammen. Das machte natürlich die ganze Reihe der Undercarder im ECW Roster überflüssig und so kam es nach und nach zu einer ganzen Reihe Entlassungen. Zum Jobben behielt man sich noch Tommy Dreamer, Stevie Richards und ein paar andere übrig, Aushängeschilder wie der Sandman und Sabu durften auch noch bleiben – für den Moment – der Rest wurde wieder abgesondert und es entstand der Eindruck, sie eh nur für das Anschieben des defekten Fahrzeuges zu benötigen. Platz im Inneren, wenn das Fahrzeug wieder fährt, war sowieso niemals für sie vorgesehen.
Das ist vielleicht Deine Meinung, Mann!