Zwei weitere große Namen in der Historie des modernen Sports-Entertainment sind Bret „Hitman“ Hart und Stone Cold Steve Austin. Die beiden verbinden einige Parallelen, die über ihre legendäre Zusammenarbeit im Ring hinaus gehen. Beispielsweise sind sie es, denen eine der größten Auszeichnung im weltweiten TV zuteil wurden die Krönung für jeden Star, der Ritterschlag für jeden, der etwas auf sich hält: Sie waren Teil der „Simpsons“. Während Steve Austin nur im Abspann eines imaginären Spielfilms genannt wurde, animierten die Zeichner für den Hitman sogar eine eigene Figur. Wenngleich die beiden Auftritte auch sehr kurz waren, zeugen sie davon, dass die Schreiber der Serie jeden der beiden für so wichtig erachteten, um sie zu persiflieren. Zweite Parallele ist die Tatsache, dass man sowohl Stone Cold als auch Bret Hart TV Serien im amerikanischen Fernsehen gab. Auch hier hatte der Kanadier die Nase vorn, da man ihm getreu seinem Debut-Gimmick eine Western-Serie auf den Leib schrieb, die aber leider unglaublich erfolglos war. Austin hingegen erhielt eine wiederkehrende Rolle in der etwas erfolgreicheren Serie Nash Bridges und präsentiere sich so dem breiten Publikum. Sie ebneten damit den Weg für viele weitere Stars aus dem Wrestlingbusiness, da man zeigte, dass Wrestler in Gastrollen durchaus funktionieren. Roddy Piper entdeckte das neben seinen durchaus erfolgreichen Filmprojekten wie „Sie leben!“ ebenso für sich, wie aktuelle Stars wie Batista oder The Big Show. Es begann die Zeit, in der Serienproduzenten merkten, dass man auch mit diesen blöden Showkämpfern Profit machen kann. Besonders die Produzenten des Adam Sandler Streifens „The Longest Yard“ begriffen dies und besetzten für ihren Streifen gleich eine ganze Latte an Wrestlern. Wieder einmal war Steve Austin mit von der Partie, aber auch weitere ehemalige World Champions wie Kevin Nash, der Great Khali und Bill Goldberg.
Besonders letztgenannter gilt in dieser Riege als Phänomen, denn Bill Goldberg leistete auf den Leinwänden dieser Welt weitaus mehr als eine kleine Gastrolle als böser Gefängniswärter. In der zum Kotzen überflüssigen Universal-Soldier-Fortsetzung spielte er den Gegenspieler von Jean-Claude Van Damme einige Jahre später bekam er sogar eine Hauptrolle als mordender Weihnachtsmann. Es waren halt die etwas anderen Rollen, die man mit den Muskelprotzen aus dem Wrestlingring besetzte. Nathan Jones war ein böser Schläger, Edge war ein Highlander, Triple H ein goldzähniger Vampir. Wrestling machte auf der Leinwand Quote und die Grenzen dieser Medien verschwommen immer weiter. Wrestling als Thema, um andere Medien erfolgreich zu machen.
Besonders Vince McMahon hat diese Geldmaschine für sich entdeckt. Irgendwann schien man sich aber die Frage zu stellen, wie man den Spieß umdrehen kann wie man es schaffen kann, dass nicht das Wrestling andere Medien erfolgreich macht, sondern die anderen Medien dem Wrestling zu weiterem Erfolg verhelfen. Als Vorlage und absolutes Refenzbeispiel diente McMahon hierbei der großartige Angle zwischen Jerry Lawler und Andy Kaufmann. Kaufmann war ein provokanter Comedian, der irgendwann damit begann, gegen Frauen zu wrestlen und diese zu besiegen. Sich selbst ernannte er daraufhin stets zum Champion und das Publikum war entsetzt über die Dreistigkeit des Medienmannes. Er trat nicht an in Showkämpfen gegen trainierte Wrestlerinnen, sondern in Ringkämpfen gegen Frauen aus dem Studiopublikum. Es war eine Farce und das Publikum, besonders die Frauen, begannen Kaufmann dafür zu verabscheuen. Eines Tages schaltete sich der größte Wrestling-Star aus Memphis, Jerry Lawler, ein und meinte, Kaufmann solle doch mal gegen jemanden seiner Gewichtsklasse antreten, anstatt gegen kleinere und schwächere Damen. Der Kampf wurde angesetzt und fernab des Internetzeitalters wurde dieser Kampf zu einem Spektakel. Niemand wusste so recht, ob es wie wir heute so schön sagen „Work“ war oder nicht. Man hielt es für echt und erst der Kinofilm „Der Mondmann“, der sich mit dem Leben Kaufmanns beschäftigte klärte die Situation abschließend auf. Jerry Lawler, der sich selbst spielte, zeigte sich in der Szene, in der er und Kaufmann das ganze Szenario als gute Freunde bei Kaffee und Kuchen besprachen.
Ein Wrestlingkampf stand im Mittelpunkt einer scheinbaren Real-Life-Storyline, die ursprünglich aus ganz anderen Medien entstammte und erst im Ring sein Finale fand. So etwas hat es seither nicht mehr gegeben und wird es vermutlich so schnell auch nicht wieder geben. Aber genau die Light-Versionen dieses Ansatzes schenken uns heute die besten Geschichten zwischen dem Seilgeviert.
Einer, der diese Methode für sich ganz persönlich ausnutzte war Matt Hardy. Ein Mediengenie. Ein Genie, weil ihn sein Exkurs in ein anderes Medium zu dem Star gemacht hat, der er heute ist. In den WWE Shows hatte Matt im Jahr 2003 das Gimmick eines Internet-Fans inne. Er nannte sich selber „Matt Hardy Version 1.0“ und sein Auftritt wurde stets wie in einem Browserfenster dargestellt. Es war der erste wirklich funktionierende Singles-Push vom älteren Hardy Bruder und er machte einen wirklich grandiosen Job. Schon viele Jahre war er zu diesem Zeitpunkt liiert mit Amy Dumas aka Lita und ihn verband eine dicke Freundschaft mit seinem Bruder Jeff, Adam Copeland aka Edge und einigen anderen Stars wie Christian oder Gregory Helms. Matt verletzte sich und musste pausieren. In dieser Zeit widmete er sich ganz und gar seiner Leidenschaft: Dem Internet. Er genoss es, sich auf seiner Homepage zu profilieren und liebte es, wenn die Fans an seinen Lippen oder besser gesagt an seinen Tasten klebten. Dann, eines Tages kursierten Gerüchte, einer seiner besten Freunde, Edge, hätte mit seiner langjährigen Freundin, Lita, geschlafen. Matt wandte sich im Internet an seine Fans und machte seinem Wut und seiner Enttäuschung Luft und zog somit die Massen auf seien Seite. Die Fans merkten, dass es echt war, was da passierte und im Gegensatz zur eben genannten Kaufmann-Anekdote war das Liebesdebakel um Matt Hardy tatsächlich echt. Die Buhmänner waren Edge und Lita für WWE stellte Copeland aber die viel wichtigere Figur dar und man entließ Matt unter dem Vorwand, man habe keine Ideen für ihn. Vermutlich ging man damit jedoch nur einer Splittung des Locker Rooms aus dem Weg. Matt’s Cyper-Popularität stieg dadurch nur noch weiter. Erst poppte seine Freundin mit dem besten Kumpel und dann setzt ihn das Opfer sein Chef auch noch vor die Tür. Und das Beste daran: Die Fans kannten alle Protagonisten dieser Real-Life-Soap-Opera.
Fortan war jeder WWE-Auftritt von Edge oder Lita mit lauten „We want Matt!“ oder „You screwed Matt!“ Rufen untermalt und McMahon tat das einzig richtige: Er ließ die zwei auch On Air ein Paar werden. Die Fans hassten das über alle Maßen und chanteten noch lauter Edge wurde über Nacht zum Top-Heel und damit zum Goldesel für das Unternehmen. Matt hingegen kommentierte die Geschehnisse immer schön in seinen Blogs und bekam stetigen Zuspruch von seinen Mattitude Followern. Sein Debut bei Ring of Honor war eine Explosion an Fanreaktionen Matt Hardy hatte ausnahmslos alle hinter sich und war durch sein privates Unglück plötzlich zu einem Headliner geworden.
Der Superdeal stand aber noch aus. Vince hatte bereits großen Profit aus der Privatmisere Hardys geschlagen, aber das war noch nicht genug. Die Fans hörten nicht auf zu chanten, Matt Hardy blieb allgegenwärtig, obwohl er schon lange kein Teil des Unternehmens mehr war. Der erste, der dies offiziell in die Shows brachte war Paul Heyman beim ersten ECW One Night Stand. „Matt Freakin‘ Hardy“ waren die einzigen drei Wörter, die er für Edge an diesem Abend übrig hatte. Das Publikum drehte durch. Wenig später, nur ein paar Wochen vor dem Summerslam platze dann die Bombe. Matt Hardy attackierte Edge im WWE-TV. Work. Natürlich. Aber einer der spektakulärsten seiner Zeit. Die Fans haben ihren Star durch ihre Chants zurückgebracht, sie haben McMahon dazu getrieben, den jüngst entlassenen Mitarbeiter wieder einzustellen. Heute ist Matt Hardy einer der Topstars seines Brands und schafft es sogar, mit Edge zu koexistieren.
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