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Was wäre Superman ohne Lex Luthor, Batman ohne den Joker oder der unglaubliche Hulk ohne… den bösen Hulk… Helden funktionieren nur mit einem Gegenpart. Während die Helden dieser Reihe für einen Moment geehrt werden sollen, der sie unsterblich machte soll das Gegenstück zu Ihnen, der „Instant Fool“ diejenigen Menschen aufzeigen, die ein einzelner Moment unsterblich dämlich machte. Der Spaß besteht anfangs darin herauszufinden, welcher der vier Protagonisten unser heutiger Fool ist und welche Menschen wir für ihre Heldentaten ehren.
Beginnen wir mit dem jüngsten Beispiel und ja, wir beginnen mit einer Heldentat. Eine Heldentat, die nicht wie viele andere durch besondere Emotionen oder einen fulminanten Impact geprägt war, sondern einzig und allein durch eine herausragende Performance, gepaart mit der Tatsache, dass man endlich jemanden machen ließ, dem man es so lange verbot. Die Rede ist von Brian Kendrick, dem vielleicht talentiertesten Mann des damaligen Rosters, dessen einziges Problem in seiner Körpergröße bestand. Und dem süßlichen Geruch, der stets aus seiner Umkleidekabine zog. Nach langen Jahren des miserablen bis später zumindest mittelmäßigen Einsatzen in den WWE-Shows erfuhr Brian Kendrick 2008 tatsächlich endlich einen Push. Einen Push, der ihn viele Männer bei Smackdown besiegen ließ zwar immer mit Hilfe seines Bodyguards Ezekiel Jackson, aber wen kümmert’s. Noch bevor den Fans klar wurde, wie weit man den Push treiben wollte, gewann THE Brian Kendrick urplötzlich eine Battle Royal, die ihn für die Teilnahme am WWE Championship Scramble Match beim nächsten PPV qualifizierte. Wow, Kendrick stand im World Title Match bei einem PPV. Klar, das war toll für ihn, doch noch keine Heldentat. Was ihn zum Helden des Augenblicks machte, war dann der Kampf an sich. Der Kampf, in dem er mit den größten Stars des Rosters stand und nichts weniger tat, als allen den Rang abzulaufen. Brian Kendrick hat an diesem Abend ausnahmslos jedem die Show gestohlen und eine Performance auf einer Bühne abgelegt, die ihn den Rest seines Lebens davon reden lassen wird. 7 Minuten lang war er der „Current Champion“ und er zeigte, warum er in diesem Match stand. Wie „instant“ so ein Heldentum letzten Endes jedoch sein musste, zeigte sein tiefer Fall in den Folgewochen. An diesem Abend befand sich Kendrick auf dem Höhepunkt seiner Karriere und das machte ihn für mich zum Helden.
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Sycho Sid war nie dafür bekannt, in Interviews eine großartige Figur zu machen. So wollte er einst zu WCW-Zeiten den Outsiders eines auswischen, in dem er ihnen in einer Promo an den Kopf warf, sie seien nur halb so gut wie er und er habe nur halb so viel Grips wie sie („You know and I know, that you're only half the man that I am... and I have half the brain that you do!“). Dumm gelaufen und ein gefundenes Fressen für seine sehr viel wortgewandteren Gegner. Aber darum soll es hier nicht gehen, es soll vielmehr offenlegen, dass Sycho Sid keine wirkliche Stärke dafür besaß, in Promos zu glänzen. Und damit wären wir, richtig erkannt, beim Fool des heutigen Tages. Wir schrieben das Jahr 1995 und World Wrestling Entertainment veranstaltete im Dezember seinen 5ten In Your House PPV. Die Card platze nur so vor Klassikern so fand beispielsweise das berühmte erste Hog Pen Match zwischen Triple H und Henry Godwinn statt, als auch die Übergabe der goldenen Schallplatte an Jeff Jarrett oder der Welt miesestes Casket-Match zwischen dem Deadman und König Mabel, dem Ersten. Viel weiter vor diesen Klassikern auf der Card stand allerdings ein Tag Team Match zwischen Razor Ramon und Marty Jannetty auf der einen und dem 1-2-3 Kid und Sid Vicious auf der anderen Seite. Man merkt’s vom Lesen her: ein Mördermatch! Unsterblich machte sich Sid jedoch nicht während des Kampfes, sondern während einer Backstage-Promo, bei der er gemeinsam mit dem Million Dollar Man seinen Kampf hypen wollte. Er holte Luft, erzählte ein wenig Heelkram doch es schien ihm nicht zu gefallen, er verhaspelte sich. Also brach er ab und informierte Jim Ross, dass er die Promo wiederholen würde. Kein Problem - wäre man nicht live auf Sendung gewesen. „That’s live, pal.“, war JR’s nett gemeinter Hinweis und Sid fuhr fort. Denkt Euch an diese Stelle einen schallend lachenden Smilie und schaut Euch, falls noch nicht geschehen, das zugehörige Video sofort, nach dem Lesen dieses Artikels, an.
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Seit Jahrzehnten bewegt sich Vince McMahon bekannter Maßen stets auf einem schmalen Grad irgendwo zwischen Genie, Wahnsinn und einer ziemlich Kranken Mixtur aus beidem. Mal sprengte er sich in die Luft, mal suchte er nach seinem verlorenen Sohn. Ein anderes Mal prügelte er sich „Live on PPV“ mit seiner Tochter und einige Jahre später verschenkte er Millionen Dollar an die Fans. 2007 hieß sein Baby „Battle of the Billionaires“ und umfasste eine Fehde zwischen dem Chairman und Geschäftsikone Donald Trump. Da beide nicht wrestlen können und zumindest Trump wert darauf legte, es aus genau diesem Grund auch zu unterlassen, schrieb man beiden für den großen WrestleMania-Showdown einen kämpfenden Vertreter an die Seite. Trump’s Lindsay entpuppte sich als Bobby Lashley und für McMahon stieg Intercontinental Champion Umaga ins Seilgeviert. Umaga war zu diesem Zeitpunkt noch wohl gepusht und hatte auch seine ersten Niederlagen nach der langen Siegesserie zu Beginn des Jahres gut verkraftet. Wie gesagt, der Samoan Bulldozer war zu dieser Zeit Intercontinental Champion und wirkte unbezwingbar. Auf einer Europatour machte World Wrestling Entertainment schließlich in Italien halt und ließ den Champion verbal ordentlich auf die Kacke hauen eine offene Herausforderung an das Publikum war das Ergebnis. So ein Pech muss man erstmal haben Umaga wählte den vermutlich einzigen Mann im Publikum aus, der Wrestler war und zudem auch noch bei WWE unter Vertrag stand. Es war der bis dato noch unbekannte Santino Marella, auf den das heimische Publikum logischer Weise kräftig abfeierte. Lashley machte die Arbeit und Santino wurde unter frenetischen Jubel bei seinem Debüt Intercontinental Champion. Und das gegen den schier unbezwingbaren Umaga. Eine Heldentat zumindest eine für diesen kurzen Augenblick. Für diesen sehr kurzen Augenblick.
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Gehen wir über zum Main Offender dieser Ausgabe. Und ich verbrate ihn mit vollster Absicht gleich in Ausgabe Nummer 1, um mich vor lauter „War doch klar“-Chants zum Abschluss der Reihe zu bewahren. Logisch, Shawn Michaels ist einer der größten Helden dieses Sports. Insgesamt gesehen, ja, doch darum geht es hier nicht. Hier geht es um Momente und genau so einen Moment der Unsterblichkeit erfuhr der Heartbreak Kid im Jahr 1996. Er hatte eine lange Pause und einen sensationell geglückten Faceturn hinter sich. Er gewann den Royal Rumble und stand gepaart mit seiner großen Popularität damit von einer Nacht auf die andere im Main Event. Und nicht in irgendeinem Main Event, sondern in dem von WrestleMania. Was heute wie das normalste der Welt klingt, war damals tatsächlich der Anfang all dessen was wir heute kennen, wenn wir an den Heartbreak Kid denken. Sein Gegner: Bret Hart und die Stipulation: Iron Man. 60 Minuten lang Wrestling mit zwei der besten Techniker des Sports und das bei der größten Show des Jahres oh ja, das bot wirklich einen Rahmen für einen sensationellen Moment. Beim Aufbau des Kampfes ließ man darüber hinaus keine Chance aus, komplett auf die Tränendrüse zu drücken und beschrieb Shawn Michaels’ ersten möglichen Titelgewinn bei jeder Gelegenheit als Wahrwerdung eines „Boyhood Dream“. 60 Minuten, eine Verlängerung und eine Sweet Chin Music später war er dann wahr geworden und die Booker badeten im Schampus. Was vorher jedoch wie ein überspitzter Aufbau für ein zweifelsohne wichtiges Match klang, wurde dann von Michaels im Ring plötzlich so authentisch, ehrlich und emotional verkauft, dass ich mich heute noch frage, wie viel davon Schauspiel und wie viel echtes Gefühl waren. Die Antwort darauf spielt jedoch keine Rolle für diesen Moment. Die Bilder des in sich auf dem Gürtel zusammensackenden Shawn Michaels sind legendär und ganz sicher der Moment, an dem er ein Held war.
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