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Previously on Instant Heroes… Einiges haben wir nun schon zu unseren neuen Helden gelernt. Man kann ein Held des Augenblicks werden, indem man Emotionen transportiert, die dermaßen ehrlich und zudem auch noch in tollem Rahmenprogramm herübergebracht werden, dass es den Zuseher mitreißt. Aber auch eine unglaublich gute Performance oder auch eine totale Überraschung kreieren kleine Helden. Brian Kendrick und Santino Marella werden vermutlich niemals World Champions bei WWE werden aber sie hatten diese Momente. Sid Vicious hingegen war World Champion und das obwohl sein Gehirn laut eigener Aussage nur halb so groß ist wie das von Scott Hall und Kevin Nash. Weniger spektakulär, dafür aber nicht minder komödiantisch zeigt sich unser heutiger Fool doch wer das ist, das bleibt (noch) offen.
Aber nicht wirklich lange, denn wir machen direkt einen Schwenker zu einer Ausgabe des Grandaddy of Them All, dem Showcase of the Immortal der Mutter aller Wrestlingshows. Nachdem man ja in diesem Jahr die so groß angekündigte Jubiläumsausgabe von WrestleMania eher stiefmütterlich in Ihren Ruf bookte, ging man mit der Bedeutung eines solchen Ereignisses 5 Jahre vorher noch wesentlich respektvoller um. Gut, auch WrestleMania 20 hatte seine Höhen und seine Tiefen aber es war unterm Strich die Show, die man bei diesem Namen erwarten konnte und wollte. Ein Nuller-Jubiläum es war verständlich, dass World Wrestling Entertainment an diesem Abend alles auffuhr, was es besaß. 12 Kämpfe präsentierte man dem treuen Fan, verteilt über ganze 5 Stunde. Exakt 50 Stars von WWE ließ man in der Show im Ring auftreten und erreichte damit eine Zahl, von der Multi-Men-PPVs wie die Survivor Series und der Royal Rumble nur träumen. Neben den großen Titeln kämpfte man natürlich auch die Krone der damals noch existierenden Cruiserweight Division aus. Da man allerdings selten dazu in der Lage war, die Mitglieder dieser Division anständig zu booken und darüber hinaus ja noch so viele Namen wie möglich auf die Liste bekommen wollte schlug man zwei Fliegen mit einer Klappe und veranstaltete eine Cruiserweight Open. Also ein Match, an dem alle Cruiserweights teilnahmen, die grad nicht anderweitig auf der Card verplant waren. Für einen Mann ging dabei ein Traum in Erfüllung und die Rede ist vom legendären Último Dragón. Wenige Monate zuvor debütierte er bei WWE und ging im Bookingsumpf unter doch einen großen Traum verfolgte er weiter: Einmal bei WrestleMania auftreten. Einmal in die Halle zur größten Wrestlingshow der Welt einmarschieren. Ein Mal. Und ja, er tat es. Es war ein großer Moment für den Dragon und wenngleich im Ring auch (fast) alles genau so klappte, wie der Dragon es plante beim Einmarsch bei WrestleMania XX setzte er einen Fuß auf die Rampe, setzte einen zweiten Fuß auf die Rampe und flog schnurstracks durch Feuerwerk begleitet auf die Klappe. Ein Moment für die Ewigkeit, den er wahrlich, niemals, und ich meine >niemals< vergessen wird. Unser Instant Fool des heutigen Tages, der Último Dragón.
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Doch es wäre doch gelacht, sollte dieser kleine Ausrutscher der tatsächlich einzige herausragende Moment dieser Show gewesen sein. Nein, es gab etliche und ich verrate nicht zu viel, dass der nun kommende auch nicht der letzte von WrestleMania XX sein wird. Wir kehren stolz in die eigentliche Disziplin der „Instant Heroes“ zurück und es stand fast wie in die Luft geschrieben, dass ein Mann an diesem Abend eben diesen Status erreichen würde. Die Rede ist natürlich von Chris Benoit, dem ewigen Prototypen des Wrestlers, der einen Main Event Push erhielt, einfach nur, weil er es sich im Ring verdient hatte. Ihm folgten viele, doch Benoit war das wirklich erste Beispiel seiner Generation eingeleitet durch den Royal Rumble Sieg, weitergeführt durch die anschließende Gegnerwahl und brisant erweitert durch die Komponente Shawn Michaels. Man hatte anscheinend Angst, Benoit würde bei der Jahrhundertshow nicht genügend ziehen doch seien wir mal ehrlich. An diesem Abend schauten wir alle WrestleMania mit dem primären Ziel, Chris Benoits so hart verdienten ersten World Title Gewinn zu sehen. Ja, klar, natürlich kam es dazu und everybody was happy. In erster Linie Chris Benoit. Ein unvergesslicher Moment entstand doch dieses Mal eben nicht der Moment, an dem er Champion wurde. So wie bei vielen zuvor, von denen Jahre später immer wieder Szenen des entscheidenden Pinfalls oder der Matchentscheidenden Aktion gezeigt werden. Nein, bei WrestleMania 20 eroberte die Szenerie im Anschluss an den Titelgewinn die Emotion der Fans. Eddie Guerrero, eigentlich keinerlei On-Air-Schnittstellen zum Canadian Crippler, kam heraus, mit seinem jüngst verteidigten WWE Titel und die beiden Freunde feierten unter einem Meer der Gefühle und im Konfettiregen im Madison Square Garden. Wrestling war in diesen Sekunden Nebensache. Im Ring standen zwei Freunde, die es geschafft hatten, ihren Traum zu verwirklichen und einfach nur froh und stolz darüber waren, diesen Moment teilen zu können. Eddie Guerrero und Chris Benoit, für immer Helden dieses Sports, aber zwei der größten Instant Heroes der WWE für den vielleicht emotionalsten Wrestlingmoment dieses Jahrzehnts.
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Aus den unterschiedlichsten Gründen wird unser nächster Instant Hero den Radicalz diesen Titel nicht streitig machen können. Seine Heldentat war nämlich nicht nur weit weniger emotional, sie lag auch noch nicht annähernd in eben jenem diesem Jahrzehnt. Ganze 11 Jahre zuvor wurde ein junger Mann zum Helden, den bis Dato noch niemand überhaupt bei WWE kannte. Es sah wie ein Standard-Squash-Match zwischen dem Topheel Razor Ramon und einem bedeutungslosen Jobber mit dem vielsagenden Namen „the Kid“ aus, als der Bad Guy sich bei einer RAW-Show im Mai 1993 zum Ring begab. Sein Gegner hatte nicht nur einen blöden Namen, nein, er sah auch aus wie 14, trug Klamotten die selbst 1993 schon zu „eighties“ waren und war schmächtiger als Colin Delaney nach der Fastenzeit. Egal, es kam wie es kommen musste, die Einleitung lässt es auch die Unwissenden vermuten: Ein dominanter Heel-Ramon, eine überraschende Aktion des Unterlegenen, One, Two, Three und der Jobber hatte gewonnen! 1,2,3 << das hatte der Referee gemacht, um den Sieg zu zählen, vollkommen logisch nannte man The Kid also fortan 1-2-3 Kid. Für Sean Waltman war es der Beginn seiner illustren Karriere und der Sieg damals eine uneingeschränkte Sensation, denn so was wie Jobbersiege gab es einfach nicht. Zumindest nicht so unaufgebaute, die einen so vollkommen überraschten. Es war also ein Selbstgänger, dass die Crowd wahnsinnig auf den jungen Mann abging und auch für mich machte das im zarten Alter von 12 Jahren, kurz nach dem Illusionsbruch Wrestling betreffend, Sean Waltman zu einem Instant Hero. Ein Status, den er mit aller Hingabe versuchte, niemals wieder zu erreichen. Und ja, darin hatte er Erfolg.
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Besonders wenn eine Wrestlingstory irgendetwas mit Real-Life zu tun hat bekommt sie eine ganz spezielle Intensität. Wie sehr ich die Intensität des Aufbau’s des Matt Hardy Lita Edge Dreiecks liebte, ist fleißigen Lesern meiner Niederschriften hinlänglich bekannt. Das Leben schrieb Kapitel 1 und 2, Vince McMahon schrieb Mittelteil und Ende. Ersteres gut, letzteres… nicht gut. Doch eben jener gute Mittelteil begann mit dieser unglaublichen Wucht nämlich dem Moment, als aus dem Real-Kapitel plötzlich ein Skript wurde. Matt Hardy attackierte Edge in Zivilklamotten live im WWE-Fernsehen. Ohne das vorher drauf eingegangen wurde, ohne es auch nur anzudeuten. Plötzlich war Matt wieder da und, Mann, war das eine Sensation! Wenige Wochen zuvor wurde er noch entlassen, weil man keine Ideen mehr für ihn hatte plötzlich war er wieder da und erhielt für mich getrieben durch die Euphorie dieses Augenblicks sofort den Status eines zukünftigen World Champions. Matt Hardy war damals der Beweis dafür, wie ein Moment einen Helden kreieren kann. Und das Nachspiel war ein weiterer Beweis, und zwar für die Unfähigkeit des Booking-Teams auf dieser Welle zu reiten.
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