"Buchstabensalat."
It's Top10 Time! Yeah. Es ist wirklich unglaublich, dass ich bisher schon ganze 90 Tag Teams beschrieben habe. Und gerade wenn wir auf die Liste von Namen wie The Undertaker, Shawn Michaels, Ric Flair, Hulk Hogan, The Rock und Steve Austin schauen, die allesamt schon in dieser Top100 vertreten waren, dann freut es mich umso mehr, die Liste der besten 10 eben nicht durch solche tausend Mal gehörten Big Names zu eröffnen, sondern eben durch die von Brian Kendrick und Paul London. Zwei Männer, die körperlich gegen alles sprachen, was es bei WWE normalerweise zu Erfolg bringt und doch einen der besten Tag Team Title Runs der letzten 10 Jahre hinlegte. Gerade die Tatsache, dass London und Kendrick anders waren - halt athletisch, ohne Gimmick, sensationell talentiert, aber auch schmächtig - machte Ihr enormer Erfolg so ungemein Spaß. Als es 2003 los ging, hätte sich wohl keiner träumen lassen, dass wir von Spanky und Paul London einst mal von einem der zehn besten Teams der letzten 10 Jahre sprechen werden - beide verdammt dazu, eine untergeordnete Rolle in der untergeordneten Cruiserweight Division zu spielen, traten ausschließlich in der untergeordneten Show Velocity auf und versprühten allwöchentlich ihr Talent. Nach Kendrick's Abgang schloss sich London mit Kidman zusammen und schien dadurch den Höhepunkt seiner Tag-Team-Karriere erreicht zu haben. 'Weit gefehlt' sprach der Elch - denn mit Kendrick's Rückkehr 18 Monate später begann der Run der Hooligans, von Londrick oder einfach von Brian Kendrick und Paul London - dem einzig offiziellen Namen der zwei. Wirklich vielversprechend ging es nicht los und WWE schien dort anzusetzen, wo man mit den zweien auch aufhörte. Doch plötzlich begann man ein Programm zwischen den Cruiserweights und den damaligen Champions MNM und siehe da - aus heiterem Himmel hatten wir Tag Team Champions, die in Summe weniger wogen als jedes einzelne Mitglied der Natural Disasters. Der Titelgewinn ereignete sich im Mai 2006 und endete im April 2007. Jedes Team, ob nun Engländer oder Sklaven von Undertaker's Bride - jedes konnten sie bezwingen und lieferten tolle Kämpfe ab, die die gesamte Division auf ein neues Level hob. Ein Level, dass man beendete, als man die Gürtel den ungepushten Deuce & Domino gab und London & Kendrick in den RAW-Brand verschob. Zwar konnten sie auch hier das ein oder andere Mal um das Gold kämpfen, aber der Zenit war überschritten. Einen ganzen Tag gönnte man den beiden den Titel des roten Brands, Mitte 2008 kam schließlich das Aus per Draft Lottery - ein Split, der den einen in den Main Event beförderte, den anderen in die Arbeitslosigkeit. Brian Kendrick und Paul London - das perfekte Beispiel dafür, dass sich Qualität eben doch durchsetzen kann, auch bei WWE.

Anfangs wirkte es wie eine Notformation. Der Undertaker versammelte Ende 1998 eine Schar an dunklen Gestalten um sich, um als Heel die WWE-Shows mit seinem dunklen Stable "Ministry of Darkness" unsicher zu machen. Doch ein Stable braucht halt Manpower um zu einem Stable zu werden und da man neben dem Taker zu wenige Darkside-Charaktere hatte, erschuf man sie sich einfach aus den eigenen Reihen. Der rappende Fleischberg wurde zum schwarzen Vollstrecker, der kleine Cousin des Schweinebauern wurde zum sehenden Ministranten und der Cowboy und der Space Gladiator wurden halt zu den schwarzen Messdienern des dunklen Lords. Für Justin Hawk Bradshaw war das sicherlich kein Rückschritt. Er hatte einen unbeeindruckenden Singles-Run hinter sich, genau wie einen nur unwesentlich beeindruckenderen Tag Team Run an der Seite von Barry Windham. Faarooq allerdings führte einst selbst eines der wichtigsten Stables bei WWE an und kämpfte in dieser Rolle bei PPV's um World Titles - was also zunächst gefährlich nach Degradierung roch, entpuppte sich jedoch sehr bald als zweiten Frühling für Ron Simmons. Faarooq und Bradshaw wurden die Acolytes - und nach einem knappen halben Jahr Aufbau gönnte man Ihnen den ersten Tag Team Titlerun als Teil der Corporate Ministry. Nach dem Ende des Stables und weit nach dem Titelverlust musste man irgendetwas unternehmen. Fast 10 Monate lang malträtierte WWE seine Fans mit einer Heerschar an dunklen und mysteriösen Charakteren - es war Zeit für einen Wechsel. Der Gimmickwechsel, den man den Acolytes auf den Leib schrieb klang so bescheuert, dass sein Erfolg eigentlich hätte vorherzusehen sein müssen. Aus dunklen Jüngern wurden saufende Kneipenschläger. Klar, logisch. Und nachdem sie ja fast ein Jahr lang die Drecksarbeit für den Undertaker erledigt hatten, waren sie diesen Job so sehr gewohnt, dass sie ihre Dienste nun der Allgemeinheit anboten. Durch diesen neuen Charakter schaffte man nicht nur die Abkapselung von der Ministry und den Faceturn, sondern man band sie in viele wichtige Storylines ein und bescherte den Zweien eine unglaubliche Präsenz. Da sie immer wieder an entscheidenden Stellen zum Einsatz kamen, stieg Ihre Popularität von Auftritt zu Auftritt - bis sie über die Jahre zu einem der am lautesten bejubelsten Teams überhaupt gehörten. Splitversuche schlugen konsequent fehl und abgesehen von einer einjährigen Pause rockte die APA ganze 5 Jahre durch die Ringe von WWE. Erst mit den Main-Event-Plänen der Booker für Bradshaw endete die Geschichte, doch genau erinnere ich mich noch an den einen Cameo-Auftritt vor etwas mehr als einem Jahr, bei dem sie in ein Match von Hornswoggle und Jonathan Coachman eingriffen - da wurde klar: Wenn es so etwas wie einen Legendenstatus im Tag Team Bereich gibt, dann haben ihn Faarooq und Bradshaw inne. Aber sowas von.

Wie viele Wrestler haben eine so unglaublich große Fresse, wenn es um Ihre Nicknames und/oder Catchphrases geht? "The best there is, the best there was and the best there ever will be". Zeitweise korrekt, in Summe aber gelogen. "Dirtiest Player in the Game". "Greatest Intercontinental Champion of all time". "Masterpiece". Dass ich nicht lache. Oftmals gehört es aber auch einfach zum Charakter dazu, diese gewisse Arroganz, die Selbstüberschätzung, das bewusste Ausblenden von gegenteiligen Tatsachen. Aus eben so einem Gimmick entstand auch der neue Name des ursprünglichen Team Angle - und doch ist er so nah an einem Treffer, dass es fast schon beunruhigt. Shelton Benjamin und Charlie Haas debütierten in Form eines "Geschenkes" von General Manager Paul Heyman an seinen Topstar Kurt Angle Ende 2002. Böse Erinnerungen an Dink wurden wach und doch war schnell klar, dass Haas und Benjamin hervorragend zu Angle passten. Sie spielten Ihre Rolle als Follower sensationell, schienen Kurt zu vergöttern, blieben dabei aber ausnahmslos in jedem Match durch Ihre Leistung glaubhaft und gefährlich. Es dauerte nur knappe vier Wochen, da nannte sich Team Angle schon zum ersten Mal Tag Team Champions und es sollte lange nicht der letzte Run gewesen sein. Charlie Haas und Shelton Benjamin banden gleichsam atemberaubendes Wrestling und gutes Gimmick, was sie tatsächlich zum wahrscheinlich besten Team am Ort machte. Nach Angle's Faceturn war es aber Zeit für den Split gekommen und es war eine tolle Entscheidung, das Team Angle nicht mit auf die Face-Seite zu ziehen. Den Namen mussten sie natürlich ablegen und benannten sich treffend um in "World's Greatest Tag Team". Truth owns Arrogance - verdammt, ja, es stimmte. Sie waren einfach verdammt gut und behielten ihren Status als brandgefährliches Duo über viele Monate. Wahrscheinlich tatsächlich zum bestmöglichen Zeitpunkt, nämlich einen Meter nach ihrem Karrierehöhepunkt als Tag Team, nutzte man auch hier die Draft Lottery für einen weichen Split. Shelton Benjamin war hier der klare Gewinner und ist es bis heute noch, während man Charlie Haas anfangs auch versuchte zu pushen, dies aber schnell wieder ad acta legte. Anfang 2007 gab es dann die hoch gelobte Reunion, die allerdings weiter entfernt von den Erwartungen blieb als Queensberry von einem Grammy. Wieder kam der Split, die unterschiedlichen Roster und wieder machte das Shelton zum Champion und Charlie zum Jobber. Schließlich war es die Draft Lottery im Jahre 2009, die sie wieder in ein Roster führte und es bleibt Spannung in der Frage, ob man es noch mal wagt oder die Legende doch besser ruhen lässt.

Vollkommen logisch, dass in einer Auflistung von APA und WGTT ein Team natürlich nicht fehlen darf: MNM. Und nein, bevor Ihr vor Euphorie zu platzen beginnt, LOD, NWO, DX oder FBI werden nicht mehr folgen, denn mit den drei Bustaben MNM ist alles gesagt, was in Sachen Buchstabensalat gesagt werden muss. Es ist aber auch alles gesagt, was man zum Thema "Perfektes Debüt", "Perfektes Gimmick", "Perfekte Heels" oder einfach "Perfektes Tag Team" sagen muss. Addiert man beide Runs von Mercury, Nitro und Melina, dann kommt man auf gerade mal 18 Monate Teambestehen - verglichen mit genannten Teams wie London/Kendrick oder den Acolytes wirkt das wie ein schlechter Scherz - und doch hat es MNM in dieser kurzen Zeit geschafft, sich diese hohe Platzierung absolut zu verdienen. Johnny Nitro war das einzige beschriebene Blatt und genau dieser Umstand war nicht gerade ein großer Vorteil für MNM, schließlich war Nitro bei seinem ersten WWE-Run ungefähr so glaubwürdig wie Alice Schwarzer auf dem Cover des Penthouse Magazines. Man ließ den Fans jedoch diesen Gedanken an "Den einen kenn ich doch, dass war doch dieser Dulli von RAW da damals…" gar nicht zu und knallte Ihnen den neuen Nitro an der Seite seiner beiden Freunde einfach so frech vor den Bug, dass MNM von heute auf morgen MNM war, nichts anderes. Kein Tough Enough, kein Johnny Spade, kein Garnichts. Einfach MNM. MNM brauchte keinen Aufbau. MNM kam in die Halle, verprügelte die eine Hälfte der Tag Team Champions und besudelte das Auto der anderen. MNM brauchte keine Qualifikationskämpfe oder Aufbaugegner. MNM trat um Gold an. Von Beginn an. Bei Match 1. MNM waren Champions und sie wurden es in ihrem Debüt. Was immer noch so unglaublich nach Bullshit schreit, das hat aber verdammt noch mal funktioniert! Die drei marschierten die Rampe herunter und waren da, als wären sie niemals woanders gewesen - die Fans buhten sie aus, als hätten sie ihren Hass schon über Jahre aufgebaut und Nitro & Mercury agierten im Ring, als seien sie dort zuhause. Über den Zeitraum eines kompletten Jahres waren MNM die Tag Team Division. Nicht so nen Deuce&Domino-Ding, die zwar auch die Tag Team Divison waren, aber halt nur, weil es keine anderen Teams gab. Nein, MNM waren in einer existenten Division die präsenteste und alles überschattende Macht. Knapp 1,5 Jahre nach dem Split holte man MNM für eine tolle Fehde mit den Hardy Boyz zurück und auch dieser Run zahlte sich für alle Beteiligten, bis auf die Gesichtsknochen von Joey Mercury, in vollem Maße aus. MNM hat Kultstatus erreicht, MNM sind Tag Team Legenden - und das mach bei dieser kurzen Lebensdauer mal einer nach.

Weil wir grad so nett bei der beherrschenden 2007er Tag Team Fehde waren, setzen wir da doch auch gleich die Argumentation für den sechsten Platz der Hardy Boyz an. Denn immer und überall, wo man die Brüder Matt und Jeff Hardy an einer Seite in ein Tag Team Match steckte, rasteten die anwesenden Fans aus und man konnte sich sicher sein, dass etwas Tolles im Ring passieren würde. Das letzte gemeinsame Tag Team Match bestritten Matt und Jeff noch in diesem Jahr, heute allerdings befinden wir uns in einer Zeit, in der sie zwar weiterhin gemeinsam auf den Cards von World Wrestling Entertainment auftauchen, allerdings durch ein ständiges "vs." getrennt sind. Die Geschichte der Hardyz geht also vom Jahr 2009 zurück bis ins Jahr 1998 - was sie zum einzigen Team dieser Serie macht, dass über den gesamten Zeitraum der betrachteten Zeitspanne, also vom ersten Jahr bis zum letzten Jahr als Team bei WWE antrat - natürlich unterbrochen durch Jeff's missglückten Selbstfindungstrip zwischen 2003 und 2006. Ganz korrekte Fans können den Start der Hardyz bei WWE sogar noch weiter zurück datieren, denn bereits Mitte der Neunziger debütierten beide Brüder als Jobber in den Shows der World Wrestling Federation - neben dem Brooklyn Brawler und Barry Horowitz wurden sie schnell zu den bekanntesten Gesichtern, die Woche für Woche von oftmals weniger talentierten Männern zerstört wurden - einzige Ausnahme natürlich Jeff's verdiente Niederlage gegen Waylon Mercy im Jahr 1995. Aus dem Jobbertum heraus erhoben sich die beiden pünktlich zum Berichtszeitraum dieser Serie, als sie 1998 feste Verträge mit der World Wrestling Federation schlossen. Sie kämpften sich durch die B-Shows und ernteten nette Reaktionen. Wie wir aber seit Dieter Bohlen wissen, ist "nett" die kleine Schwester von "scheiße" und mit Ihrem bunten facettenfreien Style hinterließen Matt und Jeff anfangs weniger Eindruck als der Goon, Big Bully Busick und TL Hopper zusammen. Erst der Zusammenschluss mit ihrem Jugendidol Michael Hayes brachte wirklichen Drive in die Karriere der beiden Brüder und so kam es, dass sie Mitte 1999 ihren ersten Tag Team Gürtel gewinnen konnten. Den ersten von insgesamt 6, verteilt auf einen Zeitraum von 8 Jahren - wenn das nichts über die Klasse, die Präsenz und die absulte Wichtigkeit der Hardyz für das Business und speziell die beleuchtete Divison hat, Herrgott, dann weiß ich auch nicht. Ich gebe zu, bei mir ist der Funke, speziell bei Jeff Hardy, niemals wirklich übergesprungen - und doch wäre es eine Farce, die Hardy Boyz nicht als eines der wichtigsten Tag Teams der letzten 10 Jahre zu bezeichnen.

Das ist vielleicht Deine Meinung, Mann!