Steve Lombardi war über viele Jahre das Mädchen für alles bei der World Wrestling Federation. Unter seinem realen Namen wurde er zu einem der bekanntesten Jobber in den B-Shows der Liga. Im Gegensatz zu vielen seiner Jobber-Kollegen war Lombardi allerdings ein Angestellter der WWF und es wurde immer wieder versucht, Potential aus ihm zu schlagen. Das führte am Ende dazu, dass er wahrscheinlich derjenige Mann ist, der mehr Gimmicks in den WWE-Shows verkörperte als jeder andere in dieser Liste.
Um 1990 herum sollte Lombardi erstmals ins Rampenlicht stoßen. Damals begann die Comic-Ära, in der man großartige Stars in witzige Kostüme steckte und gegen andere Stars in noch viel witzigeren Kostümen antreten ließ. Terry Taylor war damals einer der ärmsten Hunde, denn ihn machte man zum Red Rooster ein Umstand, dessen Absurdität ich alleine eine ganze 10-teilige Reihe widmen könnte. Als Fehdengegner für den roten Hahn gesucht wurden, bediente man sich seiner Lower Card und verpasste Lombardi sein erstes Gimmick in der Reihen der WWF und kreierte damit einen Charakter, der zum beständigsten in der Geschichte der Liga werden sollte: Den Brooklyn Brawler. Schnell zerschlug sich diese erste große Fehde und Lombardi ging zurück in die Lower Card, behielt dabei aber sein neues Gimmick und avancierte nach und nach zur Kultfigur unter den Jobbern. Dennoch war er immer wieder dafür gut, schnell einzuspringen, wenn Vince McMahon eine spontane Idee für ein Gimmick hatte und jemanden brauchte, der es verkörpert. So im Jahr 1993, als die amerikanische Baseball-Liga Aufsehen dadurch erregte, dass sie einen weitreichenden Spieler-Streik durchzog. Als „MVP“ ein Begriff aus dem Baseball, dass den wertvollsten Spieler eines Teams bzw. einer Liga betitelt sollte Lombardi den gebeutelten Baseball-Fans auch im Wrestling eine Lobby bieten. Außer einem einzigen Auftritt während einer Battle Royal wurde aber nichts aus dem MVP Charakter. Zumindest in dieser Form dass man diese drei Buchstaben durchaus auch im Wrestling zu Ruhm tragen konnte, bewies man jüngst erst mit Montel Vontavious Porter.
So ganz wollte dieser Baseball-Quatsch dem guten Vince aber wohl nicht aus dem Kopf. Der MVP-Charakter war zwar verworfen worden, aber trotzdem wanderte kurze Zeit später immer ein Mann durch die Zuschauerränge mit einem Schild mit der Aufschrift „I am on Strike!“ in der Hand. Er trug dabei eine Baseball-Kluft und sein Gesicht war angemalt wie das Muster eines Baseballs. Wenig später debütierte Abe „Knuckleball“ Schwartz und hinter dem irren Facepaint steckte niemand geringerer als der ehemalige MVP Steve Lombardi. Aber auch dieser Charakter flashte das Publikum nicht wirklich und so wurde auch Abe Schwartz nach wenigen In-Ring-Auftritten wieder verworfen und Lombardi ja, Lombardi war wieder der Brawler und machte regelmäßig den Job.
Irgendwann in den ersten Jahren der Neunziger passierte es dann, dass der Darsteller eines der wichtigsten Charaktere der Midcard, Matt Borne, aus der WWF entlassen wurde. Er spielte Doink the Clown und man wollte diese Figur auf keinen Fall mit Borne ziehen lassen. Ohne Rücksicht auf Verluste fasste man also den Entschluss, dass man die Maske einfach sang- und klanglos jemand anderem aufsetzen würde und bis man einen besseren gefunden hatte, stand Steve Lombardi selbstverständlich bereit und gönnte seinem Brawler-Charakter mal wieder eine Pause. Steve Lombardi war nie lange der Doink, aber dafür immer und immer mal wieder. Zuletzt spielte er den Charakter im Jahr 2007 bei einem Comic-Charakter-Match bei einer Ausgabe des Saturday Nights Main Event, dass überflüssiger nicht hätte sein können.
Einen letzten kurzen Ausflug ins Gimmickland beförderte den Brooklyn Brawler ins Reich der Wrestling Manager. Mitte der Neunziger verkörperte er unter einer schwarz weißen Maske den Bändiger des afrikanischen Riesen Kamala. Sein Job war es, Kamala davon zu überzeugen, den Gegner zum Pinfall richtig herum auf den Mattenboden zu legen und ihn nach den Kämpfen „zu bändigen“. Klingt doof, war aber so. Einzige In-Ring-Auftritte als „Kim Chee“, so der Name des Kamala-Bändigers, waren die Kämpfe gegen seinen Schützling nach dem Split, danach wurde Lombardi, na wer hat’s erraten… na klar, danach wurde er wieder zum Brooklyn Brawler und die Fans dankten es ihm. Der Brawler war halt immer das am besten funktionierende Gimmick, dass wahrscheinlich das mit Abstand erfolgreichste des Steve Lombardi war, obwohl er kaum Matches mit dieser Figur gewann. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere, arbeitete er weiterhin für World Wrestling Entertainment als Road Agent und belohnt sich und sein Publikum ab und an nochmal mit Gastauftritten, wie dem oben genannten Match als Doink the Clown. In einem dieser Gastauftritte als Brooklyn Brawler schaffte er im Jahr 2000 einen überraschenden Pinfall gegen Triple H und wurde dafür wie auch bei jedem seiner One Night Only Shows vom Publikum vergöttert. Steve Lombardi ist wohl eines der besten Beispiele derer Männer, die auch ohne große Erfolge allein durch Beständigkeit zu Legenden werden konnten.
|