Wie aus dem Nichts debütierte Mitte der Neunziger ein Mann bei der World Wrestling Federation, der sich Justin “Hawk” Bradhsaw nannte. Er hatte lange hellbraune Haare, trug eine Weste, Stiefel und einen Cowboyhut und beim Einmarsch hatte er eine Kuhglocke dabei. Ein Cowboy, so macht es den Eindruck. Justin „Hawk“ Bradshaw hatte, wie es sich damals für einen ordentlichen Heel gehörte, einen Manager an seiner Seite Uncle Zebekiah, den Onkel der Blu Twins, der anscheinend irgendeinen Faible für Hinterwälder zu haben schien. Große Erfolge feierte Justin Bradshaw nie, er war einer von vielen Comic-Charakteren in der WWE Midcard in den Neunzigern und bestritt viele Squash-Matches bei den B-Shows. John Layfield, so Bradshaw’s bürgerlicher Name hatte allerdings legendäres Wrestlerblut in seinen Adern er war der Neffe eines der großartigen Blackjacks, Blackjack Mulligan. Zusammen mit dem Sohn von Blackjack Windham, Barry Windham, ließ man ihn das Tag Team ihrer Vorfahren wiederauferleben. Kein Hawk, kein Zebekiah, keine langen braunen Haare Ersmals wurde Bradshaw dunkel und nannte sich fortan „Blackjack Bradshaw“. Durchaus eine Steigerung zum vorherigen Comic-Charakter, schafften es Bradshaw und Windham doch, sich in der Tag Team Szene einen Namen zu machen. Layfield’s neuer Charakter funktionierte, der große Erfolg blieb aber dennoch aus.
Ein kurzer Singlesrun nach dem Split mit Barry Windham sollte nur die Zeit überbrücken, bis man für Bradshaw einen neuen Tag Team Partner gefunden hatte. Schon beim ersten Mal funktionierte es, ihn interessanter zu machen, in dem man ihn „dunkler“ machte selbiges tat man somit auch beim nächsten Gimmickwechsel. Weg mit der ganzen Cowboy-Kacke und stattdessen ein bißchen Mystik auf die Haut, geboren waren die Acolytes, ein Tag Team aus Bradshaw und Faarooq. Spätestens nach dem sich die Acolytes der Ministry of Darkness anschlossen, stiegen sie immer weiter in der Rangliste der Tag Teams bei World Wrestling Entertainment auf und gewannen schlussendlich gar die Krone der Division.
Jedes Stable findet mal ein Ende so auch die Ministry des Undertaker. Faarooq und Bradshaw blieben zwar ein Team, nannten sich auch weiterhin Acolytes, aber das mystische wurde nach dem Mystery-Overflow, der den Fans durch die Ministry zugemutet wurde, aus dem Gimmick des Tag Teams immer weiter herausgenommen. Die Acolytes boten ihre Dienste anderen WWE Stars an und mischten gegen Kohlen deren Gegner auf. Die „Acolyte Potection Agency“ war geboren, kurz „A.P.A.“. Ein weiteres Mal gelang es Bradshaw durch einen Gimmickwechsel eine Stufe nach oben auf der Rang- und Belangliste innerhalb von WWE zu steigen. Die APA wurde Face, die APA wurde Kult und jeder Versuch, die beiden Mitglieder im Singlesbereich zu etablieren scheiterte am ungestillten Durst des Publikums, mehr und mehr von der APA zu bekommen. So dauerte Bradshaws erster großer (ernstgemeinter) Singles-Run Anfang des neuen Jahrtausends nur ein knappes halbes Jahr an, bis man das Team mit Faarooq reformierte. Nach einer Verletzungspause Layfields feierte die Protection Agency im Herbst 2003 sein Comeback und schloss an vorherige Erfolge und vor Allem an die vorher erreichte Beliebtheit beim Publikum an.
Anfang 2004 herrschte bei WWE soetwas wie ein akuter Mangel an Starpower. Neue Stars mussten herangezogen werden und so entschied man sich dazu, Bradshaw gegen seinen Partner zu turnen und es ein weiteres Mal mit dem ehemaligen Cowboy im Singlesbereich zu probieren. Basierend auf seiner tatsächlichen Wallstreet-Karriere bekam Bradshaw ein Dallas-Gimmick unter seinem bürgerlichen Namen John Layfield kombiniert mit seinem Bradshaw-Nickname ergab sich aus John „Bradshaw“ Layfield die neue Abkürzung für einen der größten Stars seiner Zeit: JBL. Das Gimmick funktionierte nach ein paar Anlaufschwierigkeiten bombig. Zuerst tat sich das Publikum schwer damit, den direkten Main Event Push eines langjährigen Tag Team Wrestlers zu akzeptiern, aber spätestens nach dem Gewinn des WWE Titles über Eddie Guerrero bei einem standesgerechten Texas Bullrope Match war Layfield auf dem Papier und auch im Kopf der Fans auf seinem Karrierehöhepunkt angekommen. Auf seinem Weg als Champion besiegte er zahlreiche namhafte Herausforderer und prägte den Namen „Wrestling God“ für sich selber. Ein Faux-Pas während eienr Deutschlandtour kostete ihn zwar seinen Job an der Wallstreet, aber seinem Erfolg im Squared Circle konnte das keinen Abbruch leisten.
Schließlich verlor JBL den Gürtel an John Cena und kämpfte noch etwas über ein Jahr in der Upper Midcard mit. Kurz nach seinem letzten Main Event Run beendete John Layfield seine aktive Karriere auf deren Höhepunkt und nahm die durch Tazz‘ Wechsel zu ECW entstandene Lücke am Kommentatorenpult neben Michael Cole ein. Wie auch schon zuvor bei jedem Schritt in eine neue Richtung, hat auch hierbei alles für JBL gestimmt und er avancierte innerhalb kürzester Zeit zum Kult-Kommentator Nummer 1. JBL ist das wohl beste Beispiel für einen Mann, der zwar viele Gimmicks mitmachen musste, der aber bei keinem Gimmickwechsel verloren hat und gehört damit wohl zu einem der Glücklichsten dieser zehn „King’s of Comic“.
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