Kaum eine Zielgruppe ist wohl breiter und damit in Gesamtheit schwieriger zu bedienen als die des Sports-Entertainments. Die achtjährigen Mysterio-Fans wollen genauso bedient werden wie der Heel-befürwortende Smart-Mark und der junggebliebene 80er-Fan. Der eine will Show, der andere will Wrestling. Der eine will den Athletischsten siegen sehen, der Nächste den Verdientesten und der Übernächste den mit den buntesten Klamotten. Junge Junge Junge, da soll man es erstmal allen recht machen. Logisch, dass das nicht in vollem Umfang geht und so gibt es bestimmte Phasen, da kommt Zielgruppen-Gruppe A mehr auf seine Kosten und es gibt Zeiten, da fühlt sich Gruppe B besser unterhalten.
Derzeit befinden wir uns in einer solchen Phase, an der sich die Geister scheiden. Wohl wissend um diesen Umstand, geht WWE aber nun einen anderen Weg und bedient mit seinen nunmehr vier wöchentlichen Exklusiv-Shows gleich vier unterschiedliche Zielgruppen:
- Mit Smackdown wird jene Zielgruppen-Gruppe bedient, die nett ineinander verflochtene Storylines mag, auf gutes Wrestling und unverbrauchte Charaktere steht.
- Mit der ECW bedient WWE die Nostalgiker unter uns, die Tony Atlas im Ring sehen wollen, denen einer dabei abgeht, dass Tommy Dreamer Championshipgold um seine Hüften trägt und die Gänsehaut bekommen, wenn das Theme von Bret Hart ertönt. Zudem fühlt sich auch der Liebhaber guten Wrestlings bei ECW aufgehoben. Und Russen.
- Mit dem neuesten Format „WWE Superstars“ schuf WWE eine Plattform für all jene, die fernab von Storylines, Fehden und diesem ganzen Heckmeck einfach auf schöne Wrestlingmatches stehen.
- Und dann gibt es noch RAW. RAW scheint derzeit eher jene Zielgruppen-Gruppe zu bedienen, die unter Allzheimer leidet und die es daher nicht stört, Woche um Woche dasselbe zu sehen. Die selben Fehden, dieselben Gesichter. Orton kickt Batista. Batista pausiert und Orton fehdet gegen HHH. Orton kickt HHH. HHH pausiert, Batista kehrt zurück und fehdet gegen Orton. Orton kickt Batista. Batista pausiert, HHH kehrt zurück und fehdet gegen Orton. Und jetzt lasst mich doch mal raten, was passieren wird, wenn Batista wieder fit ist?
Seit wenigen Tagen steht RAW nun ohne General Manager und ohne World Champion da. Man hat endgültig sein Gesicht verloren und es drängt sich die Frage sprichwörtlich, wer den Brand noch retten kann. Und ich wäre nicht der Klugscheißer, der ich immer vorgebe zu sein, wenn ich hierauf nicht gleich die passende Antwort hätte: Mann, ich natürlich! Normalerweise würde es an dieser Stelle dazu gehören, dass ich darauf hinweise, dass nicht unbedingt jeder Vorschlag wirklich ernst gemeint ist – kann man diesen Hinweis aber wirklich glaubwürdig geben, in einer Welt voller Schweinetrogmatches, transvestiven Italienern und Allianzen aus tuntigen Goldjungen und kleinwüchsigen Kobolden?
Die Antwort darauf wird heute nicht beantwortet. Die Antwort zur Lösung der RAW-Misere allerdings schon, denn diese findet sich bereits im Titel dieser Rubrik. Im Allgemein nennt man solche erdachten Handlungsstränge von Nerds ohne Privatleben „Diaries“ – ich nenne es die verdammt nochmal einzige Möglichkeit, wie der RAW-Brand noch zu retten ist. Und das in nur drei Wochen! Und jetzt mal ehrlich, nachdem ihr es gelesen habt – so schwer war das doch nun wirklich nicht…
