Gruppe II:
Metall, Holz, Kunsthaar... oder "Das Material aus dem die Sidekicks sind"

Gegenstände spielen im Wrestling eine wohl nicht minder große Rolle wie das Spielzeug in der Juniortüte. Was wäre JBL's Titelregentschaft ohne den Einsatz des Championgürtels gewesen - wie hätten sich die Hardys unsterblich gemacht ohne ihre Leitern, Stühle und Tische... von den Dudleyz mal gar nicht zu reden. Immer wieder wird ein solcher Gegenstand zum Markenzeichen eines Wrestlers - und nein, liebe Feministinnen, das hier wird kein Macho-Beitrag, in dem ich von Gegenstände spreche und weibliche Begleiterinnen als Beispiel nenne. Hier gehts um echte leblose Gegenstände - die Macho-Ausgabe kommt später :-)

Wie anders sollte man in eine solche Ausgabe starten als mit DEM Gegenstand schlechthin. Dem Gegenstand, der wohl öfter Mittelpunkt bedeutsamer Storylines war, als die gesamte Cruiserweight Division von Smackdown zusammen. Nichts ist bedeutsamer als die Urne. Viele Jahre drehte sich fast ausnahmslos alles, was mit dem Undertaker und/oder Paul Bearer zu tun hatte um genau diese eine Urne. Sie war es gewesen, dessen Macht man benötigte, um die Kontrolle über den Undertaler zu erlangen. Ein gefundenes Fressen für alle Booker dieser Welt. Die Urne wurde gestohlen, als Waffe eingesetzt, in Ketten eingeschmolzen und wieder zurückerobert - manchmal entkamen aus ihr sogar Pyrotechnichs oder Lichtschweife. Viel des anfänglichen Zaubers verdankt der Undertaker seiner Urne und noch bis heute bildet die Einheit aus Bearer und der Urne die Wohl bedeutendste Sidekick-Kombination der Geschichte von World Wrestling Entertainment. Für den Undertaker wurde aus der Urne schließlich irgendwann ein Moped und auch dieses verschwand bei Zeiten, so dass der Deadman nun vollkommen ohne Sidekick auskommen muss. Dieser eine, dieser Gegenstand, die Urne bedeutete jedoch einst die Macht - nicht über den Taker, sondern die Macht des Undertaker-Charakters für die WWF.


Alles fing an mit einem simplen Segment, in dem Vince McMahon im Krankenhaus lag und Besuch von Mick Foley unter der Maske von Mankind bekam. Mankind gab vor, McMahon lediglich aufheitern zu wollen und zog zu diesem Zwecke eine mit einem Gesicht bemalte Socke unter dem Bett hervor und stellte sie Vince als "Mr Socko" vor. Ich glaube kaum, dass den Schreibern dieses Segmentes an diesem Tag bewusst war, dass sie soeben einen Kult erschaffen hatten. Es passte so gut zusammen. Mankinds Finisher war die Mandible Claw - ein Move, bei dem er seine Hand in den Mund des Gegners steckte, prädestiniert für eine Socke. Gepaart mit Mankinds schier unbegrenztem komödiantischen Talents erwuchs aus dieser einfachen Socke einer der Kultobjekte in der Geschichte des Wrestling und ist nicht zuletzt auch mitverantwortlich für den großen Erfolg Foleys. Mit diesem ungewollten Sidekick, erschuf man die perfekte Abbildung des Spagats, den auch Foley mit seinen Charakteren immer darstellte - das leicht kindliche, auch psypatische, gandenlose, aber freundliche Individuum, das sich von einer Sekunde zur nächsten von einem fröhlich lächelnden Etwas in eine brutale Bestie verwandeln kann.


In einer Aufzählung, in der schon Mr Socko und die Urne auftauchen mag dieser Gegenstand ein wenig fehl am Platze wirken und doch war er für den Träger von großer Bedeutung. Viele Gimmicks hatte John Tenta in seiner Karriere schon durch, wobei doch alle immer irgendwie dasselbe waren. Ob Avalanche, Earthquake oder Shark Attack - immer war Tenta der große Klotz mit dem naturgewaltigen Namen. Das änderte sich, als er 1998 als Teil der Human Oddities sein WWF-Comeback zeigte. Zu Beginn, also in der Heel-Zeit, erwuchs aus dem Golga-Charakter, den Tenta verkörperte, ein großes Potential. Er war quasi der Eugene der 90er, nur halt besser. Immer dabei: Seine Cartman-Puppe - der wahrscheinlich einzige Sidekick in dieser Auflistung, der niemals AKTIV ein Match entschieden hat. Cartman war die Urne des Zurückgebliebenen. Wurde er entfernt, war auch Golga so gut wie besiegt - so stark er zuvor auch war. Eigentlich genial diese Idee und für mich unverständlich, wieso man Eugene und seinen Stoffhasen nicht in diese Richtung bookte. Der Face-Turn zerstörte Golga und seinen Sidekick. Und nein - George "the Animal" Steele wird kein Teil der "Animals"-Ausgabe.


Er sprach zu ihm, denn er hörte ihm zu. Er suchte Hilfe bei ihm und fand in ihm seinen treusten Freund. Und irgendwann wollte ihn jeder. "What does everybody want?" Na, Head natürlich. Denn Head und nur Head allein war der Grund, aus dem Allen Sarven endlich zu Al Snow werden konnte und damit nach den ganzen Leif Cassidys, Avatars, Ninjas und Shinobis zum ersten glaubwürdigen Charakters dieses Ausnahmewrestlers. Head war eines dieser Sidekicks, dass das komplette Gimmick des zugehörigen Wrestlers ausgemacht hat. Legendär sind die Bilder, in denen eine wildgewordene ECW-Crowd die weißen Schaumstoff-Köpfe schwingt und Al Snow quer durch die Halle cheert. Und obwohl man dieses Head-Gimmick 1-zu-1 in die WWF übernahm, funktionierte es wie am ersten Tag in der ECW. Das Publikum liebte Snow, das Publikum liebte Head und das geniale Gimmick hinter der Kombination der beiden. Ein blöder Plastik-Kopf hat Al Snow Mainstream etabliert und ist Kult bis heute.


Ein Wunder, dass niemals versucht wurde, dieses Prinzip auf andere Wrestler anzuwenden, die danach dursteten bedeutsamer zu werden. Äääk. Es wurde versucht und das jämmerlichste Beispiel dessen, wie etwas Derartiges auch in die Hose gehen kann. Perry Saturn legte an der Seite der Radicalz einen Blitzstart bei WWE hin. Während sich Benoit, Malenko und Guerrero aber immer mehr etablierten, wurde der Abstand zu Saturn immer gewaltiger, bis er endgültig in der Lower Card verschwand. Die Tattoos nahmen zu, man hatte das Gefühl, er ließe sich für jede demütigende Niederlage aufs Neue stechen - das Ansehen nahm ab, in selbigem Quozienten. Also stöberte man in der Trickkiste und zauberte das Al-Snow-Prinzip aus dem Hut. Nur dass man Saturn nicht mit einem Plastikkopf reden ließ, sondern mit einem Wischmop - genannt Moppy. Nicht nur, dass man Perry Saturn damit wohl das Low-Light seiner Karriere bescherte, nein, man kreierte mit Moppy den wohl miesesten Sidekick in der Geschichte der Liga. Naja, abwarten, ein paar kommen ja noch.

Das ist vielleicht Deine Meinung, Mann!