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"Moneten, Metal, Missgeburten"
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Im Jahr 2006 wurde die Tag Team Division von World Wrestling Entertainment von fünf tanzenden Männern in grünen Strumpfhosen regiert. Klar, die Spirit Squad funktionierte, sie waren Heels, durch Mark und Bein. Was ihnen allerdings fehlte war das glaubwürdige Gegenstück. Dieses fand man in der firmeneigenen Talentschmiede Ohio Valley Wrestling in Form von Shad Gaspard und dem Neighbourhoodie, später in JTG umgetauft. Direkt in ihrem RAW-Debüt ließ man die zwei gegen die Champions als Cryme Tyme auftreten und gewinnen. Cryme Tyme war eine Mischung aus Men on a Mission, Eddie Guerrero und Harlem Heat. Sie betrogen, liebten Hip Hop, kamen aus dem Ghetto und waren gut drauf. Obwohl das Publikum die zwei liebte und man sie gleich ab Sekunde 1 in ein Programm mit den World Tag Team Champions steckte, versandeten sie sehr schnell in Comedysegmenten - und sie konnten wrestlen, man ließ sie halt nur nicht. Nachdem es vier Monate kaum vorwärts mit JTG und Shad ging, gewannen sie Anfang 2007 das legendäre Tag Team Turmoil Match, bei dem sie sich einen Tag Team Titleshot verdienten. Eben jener Titleshot geht als Running Gag in die Geschichte ein, wie das Debüt des Shockmasters oder der WrestleMania-Stunt vom Ultimo Dragon. Denn Cryme Tyme haben eben jenen Shot niemals eingelöst. Sie prügelten sich weiter durch das Vorprogramm von RAW und heiterten die Shows durch lustige Zwischensegmente auf, bis sie ziemlich genau ein Jahr nach ihrem Debüt entlassen wurden. Der zweite Run, der kein weiteres Jahr später begann, sollte nicht wirklich viel am Status von Cryme Tyme ändern. Zwar verwickelten sie sich tatsächlich auch mal ins Titelrennen, zum tatsächlichen Gewinn des Goldes kam es jedoch nicht. Highlight des Runs eines wirklich charismatischen und talentierten Teams war dann die wohl beste Tag Team Fehde der Neuzeit, in der sie John Morisson und The Miz gegenüberstanden. Cryme Tyme könnte hier ganz oben stehen - sie sind aber halt leider viel zu sehr Internet-Gag und viel zu wenig Wrestling-Team.
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Haarscharf in der 10-Jahresgrenze qualifizierten sich die Oddities für diese Liste, was rein nach Papierlage speziell mit dem Blick auf diese Top40-Platzierung erschreckend scheint. Die Oddities hatten schließlich keine nennenswerte Fehde, sie errangen keinen Sieg, der in irgendeiner Art und Weise irgendwie entscheidend für den geschichtlichen Verlauf des Wrestlingbusiness von Belang war - und selbst wenn man alle Moves der beteiligten Wrestler auf eine Liste schriebe, käme man vermutlich nicht mal auf das Arsenal, dass John Cena in den ersten fünf Minuten eines Kampfes unter seinem Baseball-Cap hervorzaubert. Sprich: sie waren Jobber, unwichtig und weit überdurchschnittlich untalentiert. Ich würde sogar soweit gehen, sie als das untalentierteste Stable der vergangenen 10 Jahre zu bezeichnen, also rein wrestling-technisch. Und doch. Ja, und doch haben die Oddities einfach des Pferdes Arsch weggerockt. Zunächst versuchte man eine Reihe eigenartiger Figuren als Heelstable "Jackal's Parade of Human Oddities" zu verkaufen. Ob es nun an der unprominenten Besetzung oder dem permanenten Loosen von Don Callous bei WWE lag sei mal dahingestellt, aber da waren die Oddities unwichtiger als Fussel im Bauchnabel. Erst nach dem Faceturn, als man versteinerten Visagen wie Kurrgan oder Giant Silva tanzend in Anzügen Spaß und Sympathie verlieh, da begannen die Oddities zu herrschen. Über die Zeit ergänzte man sie durch Sable, Luna Vachon oder auch George Steele, Fakt blieben aber der lieblose Push, das Untalent und die unbekannten Mitglieder. John Tenta, der einzige Mann der ein Standing im Business hatte, den versteckte man unter einer braunen Ledermaske. Er war Golga. Und ja, obwohl Tenta mal Earthquake, Shark Attack oder was auch immer war - als Golga vergötterte ich ihn. Und obwohl Giant Silva nicht einen Wrestlingmove ausführen konnte - ich vergötterte ihn. Selbst Kurrgan, das Backformgesicht aus der Truth Comission - mit Batikshirt und Fellmütze vergötterte ich ihn. Ich schreie nach Gerechtigkeit, ich schreie nach Genugtuung. Ich schreie nach Aufnahme der kompletten Human Oddities in WWE's Hall of Fame.
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Der Main Event - das war schon immer dünnes Eis und wird es vermutlich auch für immer bleiben. Der Rostersplit konnte da ein bisschen Abhilfe schaffen, aber mehr als 2, 3 oder maximal 4 Männer pro Show band der Main Event auch in Zeiten der Rostertrennung nicht. Nicht zu selten band man also mehrere solcher Main Eventer zusammen, um sie fortan gemeinsam auftreten zu lassen - man brauchte so keine Storylines mehr für beide und konnte sie in gemeinsamen Geschichten binden. Kane & The Big Show, der Human Power Trip, Dude Love & Steve Austin. Das sind nur wenige Beispiele für die Prominent Connections am Rande der Showspitze. Über den Jahreswechsel 2006/2007 band man zwei seiner besten und aufstrebensten Heels in einem solchen Szenario. Aus Edge und Randy Orton formierte man das Team Rated RKO und steckte die zwei in eine prestigeträchtige Fehde mit der d-Generation X. Sie hielten wahnsinnige Promos, sie gewannen Tag Team Gold, sie fehdeten mit zwei der größten aktiven Wrestlingstars der Welt - und das ganze gar auf dem Weg zu einer WrestleMania. Schließlich verletzte sich Triple H und für Rated RKO brach das komplette Fehdengegner-Kosntrukt zusammen. Shawn Michaels löste sich auch schnell los und nutze die aufgebaute Fehde mit Orton und Edge lediglich noch für den Selbstaufbau in Richtung WrestleMania-Main-Event. Am Ende reichte es für beide Mitglieder des Teams Rated RKO nur für eine blasse Teilnahme am 2007er Money in the Bank Ladder Match, bei dem sie sich zu allem Überfluss auch noch von einem Midcarder schlagen lassen mussten. Das Ende der Vereinigung kam prompt und man konzentrierte sich fortan wieder darauf, die beiden alleine in Richtung Main Event zu pushen. Heute, 2 Jahre später headlinen sie die größte Wrestlingshow der Geschichte - so genial das Team auch war, der Split erhält Rechtfertigung.
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Zeitsprung. Zeitsprung ans Ende des 20sten Jahrhunderts. Tag Team Wrestling hatte einen Namen, Tag Team Wrestling hatte Bestand und es war eine erklärte Aufgabe an das Booking-Team, auch in der Tag Team Division Kreativität in Gimmicks, Storylines und Matches walten zu lassen. Anfang 2007 präsentierte man in diesem Zuge Thrasher und Mosh, die Headbangers. Nachdem sie zunächst als Spiders auftraten und sich kurz drauf in Nonnenkostümen als Sisters of Love versuchten, gönnte man ihnen das Gimmick der pogenden Punks und schuf eines der langlebigsten Tag Teams seiner Zeit. Die Headbangers funktionierten als Heels und sie funktionierten als Faces. Sie machten einen tollen Job als Champions, als Herausforderer und auch als Jobber, um andere Teams over zu bringen. Fast jede erdenkliche Rolle spielten sie von 1997 bis 2000 und in fast jeder machten sie eine gute Figur. Kurzzeitig versuchte man tatsächlich einen Singles-Run von Mosh in unterschiedlichen Gimmicks, je mehr Zeit man in ihn investierte, umso mehr suckte jedoch alles was mit seinem Charakter zu tun hatte. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis Thrasher comebackte und der letzte Run der Headbangers begann. Nach dem Split Mitte 2000 war es wieder Thrasher, der in die Röhre schaute. Zumindest hatte man aus den Fehlern im Vorjahr gelernt und steckte Mosh nicht wieder in ein grausames Singles-Gimmick, sondern zog auch noch D-Lo Brown mit in Harrington's Versagenssog und bestrafte die zwei mit einem Tag-Team-Gimmick, das kaum weniger grausam war, als alle "Ich hab nen Smilie auf meiner Shorts"- oder "Meine Freundin ist meine Mutter"-Gimmicks zuvor.
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Der klägliche Versuch der World Wrestling Federation eine Division nach Vorbild der sensationellen Cruiserweight-Division des Konkurrenten WCW aufzubauen, ist legendär. Im Zuge eines Turniers verpflichtete WWE stumpf irgendwelche Leichtgewichte und versuchte sie lieblos an den Mann zu bringen. Ich erinnere mich noch an Figuren wie Scott Putski, Flash Flannagan oder Scott Taylor. Teilweise vorher als Jobber eingesetzt, sollten sie nun die neuen Aushängeschilder einer Division werden. Als Stars der ersten Stunde verkaufte man "Too Sexy" Brian Christopher und den Japaner Taka Michinoku. Beide bisher vollkommen unbekannt - Christopher aber zumindest mit gutem Gimmick und vorhandenem Charisma, Taka mit ansehnlichen Wrestlingskills. So entschied sich dann auch die erste Titelvergabe zwischen diesen beiden Herren. Nach Michinoku's Sieg blieb allerdings nicht mehr viel Ideenmasse für die verbliebenen Männer. Was tat man also? Richtig. Man formte Teams - das konnte man damals. Aus dem belanglosen Jobber Scott Taylor wurde somit "Too Hot" Scott Taylor und es entstand ein Teams namens "Too Much". Aber es funkte einfach nicht. Niemand kannte die zwei und das Gimmick hatte sich schon nach wenigen Auftritten Christophers ausgelutscht. Man zog die Notbremse und nahm die beiden aus dem Programm. Während sich Brian Christopher von einer Verletzung erholte, drehte man im Bookingteam an Stellschrauben für "Comic", "Farbe" und "Irrwitz" - und wenige Wochen später hieß Too Much nicht mehr Too Much, sondern Too Cool und rockte die Shows. Spätestens nach der Erweiterung um Rikishi hatten sich Christoper und Taylor ihre eigene Legende geschaffen und nähren sich noch heute von den Erfolgen dieser Zeit. Too Cool war wirklich sensationell - nur wie so oft schaffte man den rechtzeitigen Absprung nicht.
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