"Unsterblich coole Hardcore-Straßenkämpfer aus dem meisterlichen Süden... und Cody Rhodes."

In der zweiten Jahreshälfte des Jahres 2005 stand bei World Wrestling Entertainment mal wieder das "ich ruiniere eine Legende"-Spielchen auf dem Plan. Beliebt ist dieses Spiel im Bereich der Wrestling-Stables, selbst vor ganzen Promotions machte man im Falle der ECW nicht halt. In diesem besagten Fall Mitte 2005 knöpfte man sich allerdings ein Tag Team vor. Nicht irgend ein Tag Team, sondern eines der wohl legendärsten aller Zeiten. Gemeinsam erreichten Hawk und Animal diesen Status, indem sie als "Legion of Doom" oder "Roadwarriors" die Hallen auf der ganzen Welt zum Kochen brachten. Schon um den Jahrtausendwechsel waren die zwei aber nur noch Schatten ihrer eigenen Legende und spätestens mit dem überraschenden Tod des Teammitglieds Hawk starb auch die Legion of Doom. Bis Mitte 2005 halt. Denn irgendwie kam man auf die behämmerte Idee, LOD wiederaufleben zu lassen. Da Papa Shango's Voodoo-Zauber aber schon lange erloschen war und man so keine Möglichkeit erkannte, Hawk aus dem Reich der Toten wiederauferstehen zu lassen, funktionierte man einfach einen seiner überflüssigen Midcard-Stars zu einem Roadwarrior um. So kam es dann, dass Animal fortan mit Roadwarrior Heidenreich legionierte - einem Mann, der nach einigen gehörigen Abreibungen durch den Undertaker begann, Gedichte vorzutragen und mit imaginären Freunden im Ring umher tanzte. Es sollte nicht lange dauern, bis man die zwei mit dem Tag Team Gold belohnte und sie dadurch fest in der blauen Tag Team Division manifestierte. Es funktionierte schon irgendwie - das Ganze aber "Legion of Doom" zu nennen, hätte einfach nicht sein müssen.

Verlassen wir mal die entfernte Vergangenheit und machen einen großen Schritt in Richtung Gegenwart. Bob "Hardcore" Holly bekam ja schon so manchen Partner an die Seite gestellt, in der Hoffnung irgendwie Geschichten mit ihm erzählen zu können. Bart Gunn, Billy Gunn, ein Mini-Me namens Crash, der 1-2-3 Kid. Zwar konnte er mit dem ein oder anderen tatsächlich Tag Team Gold erringen, unsterblich machte ihn das aber in keinem Fall. Nach einem netten Run in der ECW (klar - Hardcore) verfrachtete man unseren Lieblings-Nascar-Fahrer wieder in den RAW-Brand und ließ ihn gleich bei seinem Mainbrand-Comeback einen jungen Mann namens Cody Rhodes besiegen. Der gestandene Holly trat also gegen einen Bengel an, den er noch von den Kindergeburtstagen seines goldenen Kumpels aus den 90ern als dessen kleinen nervigen Bruder kannte. Dabei ging ein Respekts-Streit los, der in immer mehr und mehr Matches mündete, die fast ausschließlich durch den Veteran gewonnen wurden. Der Streit um den Respekt hatte schließlich zur Folge, dass die beiden sich plötzlich total dufte fanden und zu teamen begannen - als Faces im RAW-Brand in einer Tag Team Division, die bis auf ihre Champions vor Langeweile nur so strotzte. Ende des Jahres belohnte man eine langweilige Division schließlich mit würdigen Champions und krönte die Herren der Langeweile Cody Rhodes und Hardcore Holly zu seinen Hauptmännern. Und es dauerte ewig, bis man endlich ein Szenario geschaffen hatte, das uns vor diesem Regentschaftsdebakel bewahrte - in einem netten Angle tauschte man Holly gegen Ted diBiase jr. aus und gab dem kleinen Rhodes damit die Chance zu beweisen, dass er durchaus unterhalten kann. Am Ende gehen Holly und Cody wohl als eines der belanglosesten Teams der Neuzeit in die Geschichte ein, das hier nur vor einigen anderen genannt wird, weil sie bis hin zur Teambildung eine wirklich nette Geschichte zusammenbrachte.

Ein ganz witziges Szenario ereignete sich gegen Ende von WWE's Comicwahn im Jahr 1998 (und damit grad mal noch rechtzeitig für diese Rubrik). Knapp zwei Jahre zuvor ließ man ein Team im Gimmick von zwei Schweinebauer-Cousins auf die Fans und die Tag Team Division los. Sie fehdeten damals mit bunten Möchtegern-Rockern, wasserstoffblondierten Fitness-Fanatikern und Cowboys in hautengen Jeans. Wie gesagt befand man sich nun aber am Ende einer Zeit, in der alles und jeder den man präsentierte in einer Ernsthaftigkeitskategorie mit Ace Ventura schweben musste und verpasste dem bestehenden Team der Godwinns einen vollständigen Gimmickwechsel. Einem kompletten Team ein neues Gimmick zu verpassen - das gab es zuvor noch nicht oft. Aus den mit Dreck beschmutzten, fetthaarigen Henry und Phineas Godwinn wurden nun die Designer-Anzug-tragenden, gegelten Südstaaten-Gigolos Southern Justice. Im Gimmick waren sie eine Art Bodyguard-Gruppe für den neuen Jeff-Jarrett-Manager Tenessee Lee und wirkten auf den ersten Blick tatsächlich wirklich vielversprechend. So wirklich sahen das die Booker anscheinend nicht so und verbannten Mark Canterbury und Dennis Knight bereits nach wenigen Wochen trotz einer beachtlichen Siegesserie aus dem WWE-Programm. Mit ihnen verschwand auch Tennessee Lee und kurze Zeit später auch Jeff Jarrett. Schade, denn das Stable um die vier Herren gefiel mir wirklich gut und zeigte, wie man auch unbegründet plötzlich aus Witzfiguren ein ernstzunehmendes Team machen konnte. Nach dem schnellen Ende von Southern Justice sind sie aber nur ein Eintrag mehr in der "Hätte, wäre, wenn"-Kategorie.

Unser nächstes Team besteht aus so hochrangigen Namen, dass es auf dieser Liste einfach erscheinen muss und auch nicht zu weit hinten stehen kann. Weit vorne kann es aber aus fast allen weiteren Gründen und Charakteristika des Teams auch nicht. Wir schreiben das Jahr 2002 und befinden uns gut 6 Monate nach dem grandios verbookten Comeback der new World order. Im Zuge dieser dumpfen Storyline brachte man unter anderem den unsterblichen Hulk Hogan in die Liga zurück und ließ ihn in beschaulicher Ruhe die Pushs vieler junger Stars zerstören - aber hey, den Fans gefiel's. Aber auch an Hogan nagte mittler Weile der Zahn der Zeit und die ganz großen Storylines konnte er nicht mehr am laufenden Band absolvieren. So kam es also plötzlich, dass ihn wie aus dem Nichts ein eigentlich als verletzt geltender Edge vor einer rüden Attacke Chris Jericho's rettete und dadurch das Band einer unzerbrechlichen Freundschaft mit Thunderlips knüpfte. Vollkommen konsequent war also die Entscheidung, Hulk Hogan und Edge bereits in der Woche nachdem sie vollkommen unbegründet zum ersten Mal gemeinsam in einem Segment auftraten, um die Tag Team Titel antreten zu lassen. Zwei Männer, die nie etwas miteinander zu tun hatten wurden plötzlich Tag Team Champions. Edge, ein Face, für den sich das Publikum nicht wirklich interessierte und Hogan, den man seinen Einmarsch absolvieren sehen lassen wollte, mehr aber auch nicht. Beide brauchten den Gürtel nicht, beide hatten nichts von der Union miteinander und beide gingen natürlich nach Ende des Teams sofort wieder getrennte Wege - was diese vier Wochen Tag Team Edge/Hulk Hogan zu einem dermaßen irrelevanten und überflüssigem Geschehnis macht, dass eine höre Platzierung trotz Titelgewinn und Größe beider Teammitglieder einfach nicht begründbar macht. Und außerdem kenne ich niemanden, der diese Konstellation damals nicht bis auf Mark und Bein zum Kotzen fand.

Sowohl Carlito als auch Chris Masters zählten zu ihrer Zeit zu den besten Midcardheels. Und zwar in allen Belangen. Sie waren charismatisch, wohl gepusht und hatten nette Fehden hinter sich. Um sie noch stärker darstellen zu können, ließ man die zwei kooperieren und so entstand ein Tag Team, das vielmehr "Allianz" als tatsächliches Tag Team war. Zwei total unterschiedliche Heels, in sich eigen erzählte Charaktere, die sich ihre Midcard-Face-Gegner teilten und das Medium Tag Team Division als Plattform hierfür nutzten. Nachteilig war dabei natürlich, dass ihr Team keinerlei Charakter bekam, sondern immer aus den zwei eigenständigen Charakteren Chris Masters und Carlito bestand. Ein gemeinsames Gimmick, eine gemeinsame Entwicklung gab es nicht. Und doch waren sie das mit Abstand beste Heel-Team ihrer Zeit, was ihnen unter anderem auch einen der spärlich gesähten WrestleMania-Tag-Team-Titleshots einbrachte. Das Beste an der Allianz war aber der ewig präsente Gedanke daran, wie man die zwei irgendwann trennen würde - eine Fehde zwischen zwei so charismatischen jungen Talenten versprach schließlich wahrlich Großartiges. Carlito war es dann, dem man den Face-Part zukommen ließ und der große Showdown sollte beginnen - Chris Masters' Faulheit beim Muskelaufbau auf alt gediente Handarbeit zu setzen machte diese Pläne jedoch zunichte und beraubte uns dessen, worauf besonders ich mich die gesamte Team-Phase über gefreut hatte. Es ist wie auf einem Konzert, bei dem viele tolle Vorgruppen absolut das Haus rocken und der Hauptact am Ende nur einen halben Song spielt.

Das ist vielleicht Deine Meinung, Mann!