Big Pictures 2010: Platz 130 bis 111
Adler, Cobras, rechte Haken.

Mit NXT schuf sich World Wrestling Entertainment so etwas wie eine öffentliche Talentschmiede, die dafür sorgte, dass im 12- bis 15-Wochen-Rhytmus neue aufgebaute Gesichter bereit standen, um die Main Roster zu überfluten. Die Zahl der regulären Debüts ließ dieses neue Vorgehen besonders in der zweiten Jahreshälfte arg schrumpfen und speziell bei dem Debüt der Usos (130) war erischtlich, dass das auch ganz gut so war. Denn nachdem die zwei Rikishi-Söhne die Hart-Dynasty angriffen, passierte nicht mehr viel mit dem Team, bis auf ein Techtelmechtel von Snuka-Prinzesschen Tamina mit Santino Marella. Klassischer Debütanten-Flop. Naja, so ist das eben, die einen kommen, die anderen gehen. Batista ging allerdings nicht, ohne sich nochmal komplett zu Gunsten John Cena's lächerlich zu machen. Der Showdown zwischen den beiden sollte ein "I Quit"-Match sein - und in diesem sagte Batista aus Angst vor einem Attitude Adjustement "I Quit" (129). Kurz drauf verließ The Animal tatsächlich World Wrestling Entertainment und man kann es ihm nach so einem Booking schwer verübeln. Besser ging es da doch eindeutig Chavo Guerrero, der sich im Zuge eines Gimmick-Updates für Jack Swagger, seine Brötchen fortan als Adler-Maskottchen verdienen durfte. Bei einem Smackdown-Segment im Oktober störte Edge allerdings eine Zeremie vom erfolgverwöhnten All-American American. Edge spearte den Soaring Eagle (128) und leitete damit nicht nur seinen Wechsel zum Smackdown Brand, sondern auch seinen neuerlichen Face-Turn ein.
Gleiche Feinde machen Rivalen manchmal zu Verbündeten - so auch im Juli, als John Cena ein weiteres Mal vom Nexus attackiert wurde. Ungewöhnlicher Weise eilte gerade Cena-Gegner und WWE Champion Sheamus zur Hilfe. Sheamus vertrieb den Nexus und half John Cena (127), was zu einem eigenartigen aber sehr fruchtenden Aufbau des Titelmatches beim darauffolgenden Money-in-the-Bank-PPV führen sollte.

 

Doch es gab auch andere Zeiten für den Celtic Warrior. Den Titel verlor er und musste sich seine Sporen fortan neu verdienen. Dass Sheamus gegen Santino Marella verlor (126) passte ihm da natürlich überhaupt nicht in den Kram. Diesen Upset Victory nutzte man schließlich, um eine Story zwischem dem Iren und John Morrison zu beginnen, die darauf basierte, dass der Shaman of Sexy dem kleinen Italiener zur Hilfe eilte, als Sheamus Rache für die Niederlage üben wollte. Jetzt aber nochmal zurück zum Money-in-the-Bank-PPV. Da sorgte nämlich der hauseigene Riese von World Wrestling Entertainment für eine besondere Szene, denn The Big Show hatte sich eine eigene Riesen-Leiter zum MitB-Match mitgebracht (125), die er unter dem Ring hervorholte. Am Ende sorgte diese allerdings nicht dafür, dass Big Show selbst an den Koffer kam, die stabile Leiter bescherte uns aber einige noch nie dagewesene Aktionen auf dem Weg zum Koffer, da sie Platz für sämtliche Teilnehmer des Matches bot. Im Royal Rumble 2010 allerdings war nicht genügend Platz für einen Riesen und eine Glamazone. Zumindest dachte sich das Beth Phoenix, als sie den Great Khali aus dem Rumble-Match eliminierte (124). Sie war damit nach Chyna nicht nur die zweite Frau in der Geschichte des Royal Rumbles, die am Match teilnahm, sie eliminierte also kurzerhand auch noch einen ehemaligen World Champion. Um Eliminierungen geht es ja auch regelmäßig bei NXT. Im Juni begann einen Abend nach der großen Nexus-Invasion die zweite Staffel der Talentshow und man präsentierte uns einen frischen Bündel aus WWE Pros und Rookies. Doch dieses Mal drehten die Pros den Spieß um, noch bevor die Rookies aufsässig werden konnten und so attackierten die WWE Pros die Season-2-Rookies bei der Staffelpremiere (123). Das heizte natürlich die Nexus-Story ohne deren Beteiligung an und verschaffte NXT ein nettes Spotlight - Langfristigkeit brachte man aber leider nicht in diesen Angle, so dass NXT2 bis auf kleine Ausflüge der Barrett-Gang fast vollständig am Nexus-Thema vorbei lief.

 

Lange hatte es dauern sollen, im August war es dann aber endlich soweit. Dolph Ziggler, einer der vielversprechensten "Debütanten" des Vorjahres wurde Champion. Durch einen Sieg bei Smackdown über Kofi Kingston gewann Dolph Ziggler den Intercontinental Title (122) und etablierte sich damit fest in der Upper Midcard des blauen Rosters. Und er behielt den Gürtel untermalt von zahlreichen guten Storylines und Segmenten mit und um ihn und Vickie Guerrero noch das ganze restliche Jahr.
Bei seinem WrestleMania-14-Auftritt turnte Mike Tyson ja gegen Shawn Michaels und die d-Generation X, als er sich entgegen der Andeutungen in den Vorwochen doch auf die Seite von Steve Austin wandte und diesem zu seinem ersten Titelgewinn verhalf. Dass Iron Mike aber vom Herzen her immernoch ein Degenerierter war, musste Chris Jericho schmerzlich erfahren, als Mike Tyson Y2J einen rechten Haken (121) in deren gemeinsamen Tag Team Match verpasste. Einmal dX - immer dX.
Im August überschattete die Wrestlingwelt dann wieder einmal die Nachricht vom Tode einer bekannten Persönlichkeit der Szene, weit vor Erreichen eines Alters, in dem man dem Herrgott gegenüber treten sollte. Luna Vachon starb (120) an den Folgen einer Überdosis im Alter von 48 Jahren und die Wrestlingwelt verlor mit ihr eine der wichtigsten Damen aus der Zeit bevor sie sich Diven nannten.
Schon seit Christians Comeback war klar, dass es irgendwann zu einem Aufeinandertreffen zwischen Edge und Christian (119) kommen würde. Und wir wussten - wie auch immer es geschehen mag, es wird magisch sein. Und so war es auch, als Edge vor einem Wechsel zum RAW-Brand stand und Christian jüngst zur Freitagsshow gelost wurde. Wo es Edge in diesem Jahr für einen Heelturn reichte, einen Adler zu spearen, musste für den Heelturn ein beim Publikum beliebter ehemaliger bester Freund und Bruder dran glauben. Ende des Jahres durften sich die zwei dann bei der Slammy-Award-Verleihung noch einmal gegenüber stehen und dieses Mal als Faces. Wenn das spätestens nach Edge's World Title Gewinn zum Jahresende nicht nach WrestleMania riecht...

 

Love Stories im Wrestlingring sind entweder unsagbar peinlich (Al Wilson & Dawn Marie, Billy & Chuck, Mark Henry & Mae Young) oder wunderschön schmalzig romantisch (Matt Hardy & Lita, Macho Man & Elizabeth, Eddie & Chyna). 2010 hat man es endlich mal wieder hinbekommen eine kleine Romanze zu erzählen, die einem nicht die Fremdschamesröte ins Gesicht schießen ließ. Nein, als Primo und AJ sich küssten (118), da lehnte ich mich zurück, lehnte meinen Kopf leicht schräg nach links und lächelte. Ich setzte die Mimik auf, die ich sonst nur markiere, wenn ich meine Freundin glauben lassen will, dass mir die Liebesschnulze im Fernsehen gefällt. Mal sehen, ob man es schafft, AJ und Primo von dieser Situation profitieren zu lassen, zu gönnen wäre es beiden. Weitaus weniger romantisch hat sich der Nexus verhalten, als sie im August den Undertaker gemeinsam mit Kane verprügelten. Es sollte nur der erste Beatdown des Nexus gegen den Deadman (117) in diesem Jahr sein, doch dieser war gerade deshalb sehr ärgerlich, weil er das angesetzte Money-Match zwischen dem Undertaker und Bret Hart verhinderte. Für Barrett und Co. war der Undertaker aber ein weiterer wichtiger Name auf ihrem Pfad der Zerstörung.
Kommen wir zu Chris Jericho. Dem besten auf der Welt, in dem was er tut. Und auch wenn er ein Poser ist, so ist dieser Ausspruch wohl Catchphrase und Realität in einem. Denn neben seinen großen Spots nutze Chris Jericho auch 2010 wieder dafür seinen Namen und seinen Status zum Pushen junger Stars zu verwenden. So gelang es beispielsweise Evan Bourne, Chris Jericho bei einem PPV clean zu besiegen (116) und das nur wenige Monate nachdem sich Y2J bei NXT für Heath Slater hinlegte (115). Und wie gut er wirklich ist, zeigt, dass ihm solche Niederlagen mittlerweile gar nicht mehr schaden und er es einfach bleibt: Der beste auf der Welt, in dem was er tut.

 

Es war ein pompöses Bild, wie Batista sich für seine Bret-Hart-Attacken rechtfertigte (114) und hierfür im einsamen Spotlight in der dunklen Halle auf dem Ringpfosten posierte. Das war der beste Batista seit Jahren und er gab uns Recht für all die Zeiten, in denen wir nach seinem Heelturn schrien, er uns aber weiter als Face langweilen musste. Batista verbaschiedete sich und bewies einmal mehr, dass er Promos halten kann und nicht umsonst einer der ganz Großen dieses Geschäfts wurde. Das ist Sheamus sicherlich noch nicht, aber er ist auf einem guten Weg. Denn beim Fatal-4-Way-PPV gelang es dem Iren ordentlich abzustauben. Der Nexus stürmte den Ring und nahm alles und jeden auseinander, nur der Ire behielt den Überblick. Sheamus pinnte den vom Nexus geschlagenen John Cena und wurde zum zweiten Mal WWE Champion (113) - und bewies hierbei und auch bei der folgenden Regentschaft, dass er alles andere als eine glückliche Eintagsfliege war.
Alle wollten sie den Undertaker - es war WrestleMania-Zeit. Doch einen beeindruckte das alles herzlich wenig: nämlich den Deadman persönlich. Um diesem Umstand Ausdruck zu verleihen verpasste der Undertaker Shawn Michaels und Rey Mysterio den Doppel-Chokeslam (112) und setzte damit ein Statement gegen gleich zwei Anwärter auf den Streakbreaker-Posten. Geschafft hat es am Ende keiner der beiden. Wieder Mal.
Geschafft hat es WWE allerdings zum Ende des Jahres, eine der genialsten Storylines seiner Zeit mit einem unglaublich dämlichen Turn eine Breitseite zu verpassen. Die Rede ist von der Szene, in der Wade Barrett John Cena wieder einstellte (111), nur um ihm bei TLC in einem Chairs-Match gegenüberstehen zu können. Das war dermaßen unlogisch gebooked, dass man maximal die glühweinbeschwipste Vorweihnachtszeit als Entschuldigung heranziehen konnte.

 

Das ist vielleicht Deine Meinung, Mann!